Bettina Storks ist bekannt für ihre fesselnden Familienromane mit historischen Bezügen. Auch in Die Schwestern von Krakau gelingt es ihr, eine tiefgründige Geschichte mit spannenden Recherchen und bewegenden Einzelschicksalen zu verweben.
Als Edith nach dem Tod ihres Vaters unerwartet erfährt, dass ihre Familie jüdische Wurzeln hat, wird sie in eine bewegende Spurensuche hineingezogen. Die Enthüllung, dass ihr Vater Simon, den seine Familie in Deutschland für tot hielt, tatsächlich überlebte, bringt große Erschütterung und neue Fragen mit sich. Gemeinsam mit ihrer Cousine Tatjana beginnt sie, das Geheimnis der Familie zu lüften. Besonders Tatjanas Reise nach Krakau erweist sich als entscheidend: Dort stößt sie auf die Geschichte ihrer Großmutter Lilo, die während des Zweiten Weltkriegs in einer Apotheke im Ghetto arbeitete.
Bettina Storks verbindet Vergangenheit und Gegenwart geschickt, indem sie die Perspektiven mehrerer Generationen zusammenführt. Die Apotheke im Krakauer Ghetto spielt eine zentrale Rolle und bietet einen eindrücklichen Einblick in die bedrückende Realität der NS-Zeit. Die Begegnung mit Adam, dem Bewahrer des Nachlasses des Apothekers, bringt schließlich die entscheidenden Puzzlestücke zusammen.
Der Roman überzeugt nicht nur durch seine gut recherchierte historische Tiefe, sondern auch durch die bewegenden Fragen, die er aufwirft: Wie viel wussten die Menschen damals? War es Unwissenheit, Wegsehen oder doch die Angst ums eigene Überleben? Storks zeigt eindrücklich die Schrecken der NS-Zeit, aber auch die Kraft der Erinnerung und die Bedeutung der Wahrheitsfindung für nachfolgende Generationen.
Wie immer gelingt es der Autorin, die Leserinnen und Leser emotional mitzunehmen und mit ihrer feinfühligen Erzählweise zu berühren. Die Schwestern von Krakau ist ein bewegender Roman über Familie, Identität und die Schatten der Vergangenheit – spannend, ergreifend und absolut lesenswert.