Samstag, 30. Januar 2021

"Das doppelte Gesicht - Ein Fall für Emil Graf" von Heidi Rehn

Ein junger Ermittler in einer vom Krieg zerstörten Stadt

München im August 1945. Der Krieg ist zu Ende. Die Stadt ist zerstört. Billa Löwenfeld, eine junge Frau, die mit ihrer Mutter ins amerikanische Exil geflohen war, ist zurückgekehrt. Sie soll den Kriegsheimkehrer Viktor von Dietlitz interviewen, doch zu dem Interview kommt es nicht. Der Mann ist tot. Billa findet ihn erschossen auf. 

Emil Graf, ein junger und ebenso unerfahrener Kriminalbeamter, wird auf den Fall angesetzt, doch es geschehen weitere Morde und immer hat irgendwie die junge Reporterin damit zu tun. 

Heidi Rehns Kaufhaus-Romane habe ich verschlungen. Umso gespannter war ich auf diesen Kriminalroman, der erste aus einer neuen Reihe mit dem jungen Ermittler Emil Graf. Den hat sie sogleich hervorragend gezeichnet. Emil, der gerade erst den Krieg überstanden hat, eine Figur voller Zweifel und Unsicherheiten, der die Chance hat, sich bei den Amerikanern als Ermittler zu beweisen. Emil, dem es schwerfällt, gewisse Menschen des Mordes zu verdächtigen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. 

Die Beschreibungen der zerbombten Stadt, dunkel und grau ist alles, egal, wohin man sieht. Bombenkrater, zerstörte Häuserzeilen. Menschen, die am Krieg kaputt gegangen sind, überall. Es gibt aber auch die ewigen Gewinner, die, die immer wieder vorne mit dabei sind. 

Doch was hat Billa tatsächlich mit den Morden zu tun? Welche Rolle spielt ihre Mutter, die, obwohl sie Jüdin ist, mit etlichen Nazi-Größen zu tun hatte? Und wer ist Piotr, der ehemalige Zwangsarbeiter?

"Das doppelte Gesicht" - spannend von der ersten Seite an. Immer mehr Personen, immer mehr Motive und immer mehr Verdächtige. Der Leser meint zu wissen, was passiert ist und wird doch wieder auf eine weitere Spur geführt. Hervorragend beschriebene Charaktere. Eine düstere Atmosphäre in einer vom Krieg zerstörten Stadt. Man spürt beim Lesen, dass es wieder ein Herzensprojekt der Autorin ist. Unbedingt lesen! 




Taschenbuch
352 Seiten
Aufbau





Sonntag, 17. Januar 2021

"Das Böse ruht nie" (Ein Ostsee-Krimi mit Lisa Liebich) von Marion Petznick

Spannender Auftakt einer neuen Krimi-Reihe

Lisa Liebich ist mit Leidenschaft Polizistin. Eigentlich wollte sie ihrem Vater zuliebe Jura studieren, doch als sie erfährt, dass ihre frühere Freundin Sarah in der Rostocker Heide tot aufgefunden wurde, will sie unbedingt im Team mitarbeiten, um den Mörder zu finden. 

Wer ist der Mörder, der die Frau im Wald kultmäßig aufgebahrt hat? Und gibt es Parallelen zu einem Fall, der lange zurück liegt? 

"Das Böse ruht nie" ist der Auftakt einer weiteren Krimi-Reihe, die oben an meiner geliebten Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern spielt. Die Autorin nimmt den Leser mit ins wunderschöne Graal-Müritz und nach Rostock. 

Die Geschichte ist sehr spannend, hat meines Erachtens jedoch noch Luft nach oben. Die Orte werden genannt, jedoch fehlt mir ein tatsächliches Bild. Ich bin gespannt auf den nächsten Fall. 




Taschenbuch

320 Seiten

edition krimi





Mittwoch, 13. Januar 2021

"Ein Fall für Fuchs & Haas: Leise tötet die See" von Ivo Pala

Ein neuer äußerst spannender Fall!

Ein neuer Fall für Fuchs & Haas oder handelt es sich tatsächlich um zwei Selbstmorde, die an der Seebrücke in Zingst verübt wurden? Die Fakten deuten tatsächlich auf Selbstmord hin und auch die Staatsanwältin plädiert für Einstellung des Verfahrens, doch Bodo Fuchs hört lieber auf sein Bauchgefühl. Natürlich hat er Recht und befindet sich schon bald mitten seiner Partnerin Gisa Haas inmitten eines neuen mysteriösen Falles, in dem es auch um einen Schwur aus der Vergangenheit geht. 

Ach, was liebe ich diese Krimi-Serie! Auch dieser Fall ist wieder spannungsgeladen von der ersten bis zur letzten Seite. Ivo Pala entführt uns Leser diesmal ins lebendige Zingst, aber auch ins eher beschauliche Wustrow. Wer mich kennt, der weiß, dass Wustrow mein absoluter Sehnsuchtsort ist. 

Während Ivo Pala Land, Leute und einen aufziehenden Sturm lebendig und bildgewaltig beschreibt, fühle ich mich, als wäre ich vor Ort und würde all das genau miterleben. 

Wie gewohnt, gibt es auch diesmal im Anschluss leckerere Rezepte aus Muddings Küstenküche! Vielen Dank dafür!



Taschenbuch

239 Seiten

Intependently published

Samstag, 9. Januar 2021

"Ein Fall für Fuchs & Haas: Das Flunderfiasko" von Ivo Pala

Mal wieder Spannung pur!

Bodos Mudding unter Mordverdacht! Für den Leser ist natürlich sofort klar, dass das gar nicht sein kann, doch wer hat dann den Chefkoch ermordet? Wegen Befangenheit von der neuen Staatsanwältin direkt vom Fall entbunden, lassen sich Bodo Fuchs und Gisa Haas natürlich dennoch nicht davon abhalten, ihre eigenen (privaten) Ermittlungen durchzuführen. Wer hat den Chefkoch auf so brutale Art und Weise ermordet? Können Spielsucht und Geldgier das Tatmotiv gewesen sein oder doch etwas ganz anderes?

In gewohnt spannender Art und Weise nimmt uns Ivo Pala mit auf eine Fahrt quer über die Insel Fischland-Darß-Zingst. Es wird in alle Richtungen hin ermittelt. Sobald der Leser eine leise Ahnung hat, wer der Täter sein könnte, wird er glatt wieder auf eine andere Spur geführt. 

Neben absoluter Spannung, werden dem Leser auch wieder Land und Leute nahe gebracht. Wenn ich schon nicht persönlich an der wunderschönen Ostsee sein kann im Augenblick, so lasse ich mich doch gerne lesetechnisch dorthin entführen. Ich freue mich schon riesig auf den nächsten Fall!



Taschenbuch

239 Seiten

 Independently published

Freitag, 8. Januar 2021

"Die Stimmen über dem Meer" von Bettina Storks

Absolutes Lese-Highlight!

Als die Halbbretonin und Übersetzerin Morgane von ihrer Tante Fanny ein Haus in der Bretagne erbt, möchte sie eigentlich nur kurz hinfahren und das Haus verkaufen. Eigentlich... Obwohl sie mit dem Haus auch die alte Paulette geerbt hat, die angeblich ein lebenslanges Wohnrecht hat, verliebt sich Morgane in das Haus und in die Landschaft. Paulette macht auf sie einen garstigen und abweisenden Eindruck, doch als Morgane sich entscheidet, doch erst einmal zu bleiben und das Haus zu behalten, tun sich die beiden so ganz unterschiedlichen Frauen zusammen und kämpfen um den Erhalt des Hauses. Nicht umsonst hat Morgane auch die berühmte Sturheit der Bretonen im Blut. 

Hier in dieser wunderbaren, aber rauen Landschaft ist ihre Mutter geboren und aufgewachsen. Hier ist sie auch bei einem Badeunfall verstorben. Seither scheint sich aber auch ein Geheimnis um den plötzlichen Tod der Mutter zu ranken. Morgane nutzt die Chance und versucht, hinter das Geheimnis zu kommen und entdeckt dabei auch sich selbst.

Bettina Storks habe ich im Jahr 2018 eher durch Zufall entdeckt. Seitdem ist sie eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen. Sie versteht es einfach, den Leser von der ersten Seite an zu fesseln. Sie ist für mich einer der Geschichten-Erzählerinnen  überhaupt. Sie nimmt den Leser mit zu wunderschönen Orten und Landschaften. So auch in dieser Geschichte, eine Geschichte, die Lust macht, die Landschaft des Finistère selbst einmal kennenzulernen. Man möchte neben einem der Männer im Bistro sitzen, die schweigend an ihrem Getränk nippen. Man möchte das Meer tosen sehen und den Sturm spüren. Man möchte einfach dort sein.

"Die Stimmen über dem Meer" - ein wunderbarer Roman über das Sich-Finden, über Familie und Freunde über natürlich auch über die Liebe. Unbedingt lesen!



Taschenbuch

384 Seiten

Bloomsbury Berlin



Liebe Bettina, herzlichen Dank für diesen wunderbaren Roman!