Donnerstag, 19. Juli 2018

"Kenia Valley" von Kat Gordon

Eine faszinierende Geschichte aus einer vergangenen Zeit

Das Cover des Romans hat mich magisch angezogen. Bunt, exotisch, wild kommt es daher. Ohne zu wissen, welches Thema das Buch überhaupt hat, wusste ich, diesen Buch muss ich lesen. 

Die Hauptperson der Geschichte ist Theo, der mit knapp 15 Jahren mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester in den Zwanziger Jahren nach Kenia kommt. Obwohl sie viel älter als er sind, schließt sich Theo dem glamourösen Paar Freddie und Sylvie an. Zu jeder Tages- und Nachtzeit wird gefeiert. Champagner und Cocktails fließen in Strömen. Man liebt das Leben. Man feiert bis zum Umfallen. Löwen und Affen hält man sich als Haustiere. Die Einheimischen werden für minderwertig und dumm gehalten. Theo tut praktisch alles, um dazu zu gehören, doch ist das wirklich seine Welt?

Zum Studium wird Theo später in die Heimat nach Schottland geschickt. Als er zurück in Kenia ist, hat sich nicht nur die Welt verändert, sondern auch seine Freunde. Der Zweite Weltkrieg steht kurz vor dem Ausbruch. Der permanente Rassismus ist spürbar wie nie, doch lassen sich die Einheimischen das alles weiterhin gefallen? Die heile Welt der Kolonialisten bekommt starke Risse. Das Leben wird bedrohlich. Wie wird Theos sich entscheiden? Wird er bleiben oder wird er Kenia rechtzeitig verlassen, um sich woanders ein neues Leben aufzubauen?

"Kenia Valley" - eine faszinierende Geschichte aus einer vergangenen Zeit. Kat Gordon schafft es  mit einer gewissen Leichtigkeit, dass der Leser das Gefühl hat, die Szenerie heimlich zu beobachten. Es ist eine mitreißende Geschichte, die hier und da aber auch kleine vermeidbare Längen hat. Mit Staunen liest man, wie dekadent und unmöglich sich die Kolonialherren in Afrika aufgeführt haben, wie sie die Einheimischen gescheucht haben und sie für minderwertige Menschen gehalten haben. Man staunt, ist entsetzt und doch fasziniert. 

Absolut guter Lesestoff mit einem überraschenden Ende! 



Gebundene Ausgabe
431 Seiten
Verlag: ATLANTIK




Herzlichen Dank an das Verlagsteam, dass ich den Roman lesen und vorstellen durfte!



Sonntag, 15. Juli 2018

"Eines Tages in Paris" von Juliet Blackwell

Absolute Lese-Empfehlung!

Als ihre Großmutter, liebevoll Mammaw genannt, im Sterben liegt, kehrt Claire zurück nach Louisiana. Sie gibt Claire mit auf den Weg, nach Paris zu reisen. In der Stadt des Lichts würde ein Geheimnis auf sie warten. Ein Geheimnis, das auch mit der ungewöhnlichen Totenmaske einer wunderschönen Frau zu tun hat, die Claire schon als Kind auf dem Dachboden der Großmutter entdeckt hat. 

Claire fliegt nach Paris und macht sich direkt auf den Weg zur "Moulage" der Familie Lombardi, einer Werkstatt, die schon seit Ewigkeiten Totenmasken und Gipsabdrücke herstellt. Die Totenmaske der geheimnisvollen schönen  Frau wurde hier einst hergestellt. In der Werkstatt trifft sie auf den mürrischen Armand und seine herzliche Cousine Giselle, die sich um den Verkauf kümmert. Ein Zufall will es, dass eine Übersetzerin ausgefallen ist. Kurzerhand springt Claire ein. Mit Giselle freundet sie sich sofort an, doch Armand bleibt abweisend und ebenso geheimnisvoll wie die Totenmaske. 

Wird Claire die Geheimnisse dieser beiden Menschen lösen können? Was hat es mit der wunderschönen Toten auf sich und wieso ist Armand so kühl? Armand, zu dem die sich immer mehr hingezogen fühlt. 

"Eines Tages in Paris" - was sich wie ein banaler Liebesroman anhören mag, entwickelt sich zu einer richtig spannenden Geschichte, die man einfach immer weiterlesen muss. Auf zwei Zeitebenen geschrieben, begibt sich der Leser zusammen mit Claire auf eine Reise in die Belle Époque. Dinge aus der Vergangenheit scheinen sich plötzlich in der Gegenwart zu wiederholen. Die Autorin schafft es hervorragend, das Pariser Flair wiederzugeben. Die Werkstatt, das Appartement. Es war, als würde ich als Freundin im Hintergrund dabei sein. 

"Eines Tages in Paris" - Nicht nur ein Liebesroman. Überraschende Wendungen machen diese wunderbare Geschichte zu einem spannenden Lese-Erlebnis. Absolute Empfehlung!



Taschenbuch
429 Seiten
Verlag: PIPER





Herzlichen Dank an das Team des PIPER-Verlages, 
dass ich das Buch lesen und vorstellen durfte!






Sonntag, 8. Juli 2018

"Der Neue" von Tracy Chevalier

Ein sehr mitreißender Roman, intensiv und emotional!

Amerika in den Siebziger Jahren. Osei, dessen Vater in diplomatischen Diensten steht, ist es fast schon gewöhnt, die Schule ständig zu wechseln. Doch das ist nicht sein einziges Problem. Osei und seine Familie stammen aus Ghana. An der neuen Schule ist er wieder einmal der Außenseiter. Nicht nur die anderen Kinder versuchen ihn zu meiden, auch die Lehrer sind voller Vorurteile. Rassismus steht auf der Tagesordnung, doch das scheint völlig  normal zu sein. Einzig Dee hat keine Probleme mit dem neuen Schüler. Sie ist die Einzige, die sich  mit ihm anfreundet, die ihm helfen möchte, doch da ist Ian, der mächtigste Junge auf dem Schulhof. Ihm ist die Freundschaft zwischen Osei und Dee ein Dorn im Auge. Schon beginnt er, ein intrigantes Lügennetz zu spinnen, das die beiden auseinander bringen soll. 

"Der Neue" ist ein Roman aus dem Hogarth Shakespeare Projekt. Bekannte und erfolgreiche Autoren haben die Möglichkeit, ein Werk Shakespeares neu zu erzählen. Tracy Chevalier hat sich "Othello" ausgesucht und eine berührende Neufassung des Klassikers geschaffen. 


Die Geschichte umfasst genau einen Tag im Leben des Schülers Osei. Schnell sind einem die einzelnen Charaktere vertraut. Man muss Othello gar nicht kennen, um diese Geschichte auf sich wirken zu lassen und wie sie wirkt! Man spürt förmlich die Katastrophe auf sich zusteuern, man möchte eingreifen, doch man kann nicht. 

"Der Neue" - ein sehr mitreißender Roman, intensiv und emotional. Unbedingt lesen!





Gebundene Ausgabe
195 Seiten
Verlag: KNAUS





Herzlichen Dank an das Verlagsteam, 
dass ich diesen emotionalen Roman lesen und vorstellen durfte!

Samstag, 7. Juli 2018

Lesezeit-Spezial: Autorinnen-Interview mit Gabriele Diechler

Habt Ihr eventuell auch schon Gabriele Diechlers neuen Roman "Lavendelträume" gelesen, diese wunderbare Geschichte rund um Düfte? Dieser Roman hat in mir den Wunsch geweckt, auch endlich einmal die Provence zu entdecken. 


Jetzt freut Euch mit mir auf ein richtig schönes Interview
 mit der bezaubernden Autorin!


Foto: (c) privat Gabriele Diechler


Deine Geschichte spielt in der Welt der Düfte. Hast du dich schon immer mit Düften beschäftigt? Wie bist du auf diese Geschichte gekommen?

Ich erinnere mich auf sehr intensive Weise an mein erstes Parfüm: Chantage von Lancaster. Ich war damals ein junges Mädchen und habe über den tollen Flakon gestaunt, ich habe ihn geöffnet und den Duft wahrgenommen und wieder gestaunt, weil der Geruch einzigartig war. So etwas hatte ich noch nie gerochen. Die Kombination – außergewöhnlicher Flakon und intensiver Geruch – war für mich wie der Eintritt in eine neue, fremde, exotische Welt.
Natürlich kannte ich die Freuden des Riechens: frische Erdbeeren, Schokolade, gewaschene Wäsche, gebohnerte Holzdielen, blühender Flieder, Rosenduft … aber ein Parfüm, das war Luxus und etwas ganz Besonderes.
Seitdem ist Riechen und sind Düfte für mich mit Wohlbefinden verbunden, auch damit, mir etwas Schönes zu gönnen, wenn ich mich parfümiere.
Und vom Verlieben wissen wir ja, wie wichtig es ist, jemanden riechen zu können.
Zu der Geschichte kam ich, weil mir eines Tages die Figur der Julia einfiel. Ich sah sie plötzlich in ihrer Zerbrechlichkeit vor mir … dann erschien Nicolas vor meinem geistigen Auge. Er malte in seinem Atelier, er war erfolgreich und liebte, was er tat …aber er war nicht nur Maler, er war vor allem Parfümeur … er hatte es nur vergessen.
Dann begann ich über Antoine zu schreiben, sah ihn im Labor, inmitten seiner Flakons, ganz in seinem Element. Und so ging die Geschichte, Figur für Figur und Kapitel für Kapitel, weiter.
Anfangs hatte der Roman den Arbeitstitel: Das Parfüm der Liebe, doch dann kamen die Lavendelträume ins Spiel … und der neue, endgültige Titel stand fest.


Jetzt würde ich dir am liebsten ganz viele Fragen auf einmal stellen! Lach! Okay, also nach und nach... Antoine ist seinem Labor, weißt du, an was ich da denken muss? An das Farina-Haus in Köln. Dort habe ich vor Jahren einmal eine historische Führung mitgemacht. Ich glaube, das muss ich unbedingt mal wiederholen. Dort im Museum ist wohl auch der Roman „Das Parfüm“ geschrieben worden. Mit den Bildern des Farina-Hauses vor Augen, konnte ich mir lebhaft das Labor von Antoine vorstellen. Hattest du die Chance, mal mit einem leibhaftigen Parfumeur zu sprechen? Einer „Nase“?

Leider hatte ich nicht die Chance mit einer „Nase“ zu sprechen. An so jemanden heranzukommen, ist nicht leicht.
Aber ein lieber Freund war Top-Manager, der in seiner aktiven Zeit, unter anderem, auch viele berühmte Parfüms weltweit vermarktet hat. Das lief über den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Ich habe ihn gelöchert und viele Fragen beantwortet bekommen. Bei den gängigen Parfüms zählen harte Fakten, und die Aussicht auf gute Gewinne.
Auch ein Waschpulver und sonstige Produkte müssen nach etwas duften, damit sie sich gut verkaufen.
Was übrigens interessant ist, ist ein Besuch des Parfümmuseums in Grasse. Dort bekommt man einen schönen Einblick in die gute alte Zeit, nimmt Stimmungen und Emotionen auf.
Ich hoffe, ich konnte deine Fragen beantworten. Wenn ich mal eine „Nase“ kennenlernen sollte, verwickle ich diesen Mann oder diese Frau sofort in ein Gespräch und melde mich bei dir. Ich hätte selbst noch viele Fragen…






Oh, ja, das Museum in Grasse! Da möchte ich unbedingt auch einmal hin! Ich kenne nur das Parfum-Museum „La Fragonard“ in Paris. Deine Geschichte hat mich in Gedanken wieder dort hingeführt. Überhaupt macht dein Roman Lust, auf eine Reise in die Provence. Man möchte am liebsten sofort losfahren! Mein großer Traum ist es, wenigstens einmal im Leben durch ein blühenes Lavendelfeld zu laufen.

Seit ich deinen wunderbaren Roman gelesen habe, liegt an meinem Bett in Kopfhöhe ein kleines Lavendelsträußchen. Wie findest du es, wenn sich Leserinnen derart von deiner Geschichte inspierieren lassen, sei es ein Lavendelsträußchen oder der Wunsch nach einer Reise zum Ort der Geschichte?

Ich beantworte deine Frage aus meiner Perspektive, ich … als Leserin eines Romans.
Wenn mich das Thema eines Romans oder der Schreibstil, oder auch die Dialoge etc. packen, gehe ich emotional voll mit.
Dann identifiziere ich mich mit einer oder mehrerer Personen. Ich fiebere mit, freue mich mit, leide mit. Fast ist es so, als sei ich Teil des Buches.
Deshalb empfinde ich es als schönes Kompliment, dass du ein Lavendelsträußchen neben dir liegen hast, oder davon träumst in die Provence zu reisen.
Das ist Leben: Dabeisein, sich inspirieren lassen, mitmachen.
Mein eigenes Leben wurde durch manchen Roman vielschichtiger … deswegen liebe ich Bücher so.
Und als Autorin wünscht man sich vor allem eins. Seine LeserInnen in die Geschichte hineinzuziehen.

Beim Lesen der „Lavendelträume“ habe ich auch mitgefiebert und manchesmal gedacht, oh, nein! Wie ist das, wenn du schreibst, gehen deine Figuren manchmal auch einen ganz anderen Weg, als du ursprünglich für sie angedacht hattest?

Natürlich existiert ein Exposé. Bevor man einen Roman beginnt, steht also fest, wo die Reise hingeht, wie die Figuren sich entwickelt, wo die Höhepunkte der Story liegen usw.
Aber es kommt immer wieder vor, dass eine Figur sich verselbstständigt. Mir ist das schon oft passiert. Auch in diesem Roman, in den Lavendelträumen, hat sich etwas geändert, wurde anders, als ursprünglich geplant.
Das ist – für mich – das Spannendste am Schreiben, dass ich nicht hundertprozentig sagen kann, wie alles abläuft.
Ich kreiere zwar die Geschichte, aber ich bin auch die erste Leserin.




Foto: (c) privat Gabriele Diechler


Welche Figur hat dir am meisten Spaß gemacht?

Anfangs hat mir Antoine besonders Spaß gemacht, weil sein Tun im Labor etwas Fremdes für mich war… und ich sozusagen staunend hinter ihm „stand“, und ihm über die Schulter geschaut habe.
Dann rückte Julia in den Fokus. Ich habe sie so zerbrechlich und doch auch stark gesehen, jemand, der nicht aufgeben will, egal, wie schwierig es ist.
Auch Maren, sie kommt im Buch nicht so häufig vor, war – in mir – sehr präsent.
Du siehst, ich habe – leider, oder Gott sei Dank? – keine Lieblingsfigur.
Sogar der Immobilienmakler Kurz gefällt mir … als charakterarme Figur ist er sehr stark.
Sorry, Monika, alle Figuren haben mir sehr viel Spaß gemacht.
Hoffentlich kannst du mit dieser Antwort etwas anfangen.


Ja, das kann ich! Lach! Ich finde ja auch alle Figuren wunderbar! Sie kamen mir auch nicht vor wie irgendwelche Personen in einem Buch. Ich hatte eher das Gefühl, sie zu kennen. Es war beim Lesen wie ein Besuch bei Freunden, die man länger nicht gesehen hat.

Wenn ich dich jetzt in die Provence begleiten könnte, welche Ort würdest du mir unbedingt zeigen wollen?

Liebe Monika, da muss ich nicht lange überlegen. Ich würde den Wagen an einem der Blumenfelder anhalten und dort stehenbleiben, damit wir einen Weg finden, durch den wir uns durch die Felder schlängeln. Wir würden tief einatmen und nur schauen … wir kämen gar nicht zum Plaudern, so schön ist es. Und damit das Plaudern nicht zu kurz kommt, würde ich abends, wenn die Dämmerung aufzieht, in das kleine Restaurant gehen, das ich so mag. Es liegt am höchsten Punkt von Mougins, auf der Hügelkuppe.  Wenn es warm ist, werden die Stühle auf die Straße gestellt, dort wird dann das Essen serviert. An diesen Abend dort habe ich so schöne Erinnerungen. Es ist nichts Spezielles passiert, aber die Stimmung … die Kerzen, das Lachen der Menschen und die Häuser. Wir zwei wären dort sehr gut aufgehoben. Diese Stelle, unten mit Vieux Village gekennzeichnet, ist ein Highlight für mich.






Arbeitest du schon an einem neuen Projekt?

Ja, ich arbeite am Roman „Liebe Zartbitter“ (Arbeitstitel). Das Exposé und die ersten Kapitel stehen schon und haben meiner Agentin und meiner Lektorin richtig gut gefallen … was mich natürlich riesig freut. Trotzdem kommt es auch auf die Verkaufszahlen von „Lavendelträume“ an, auch davon hängt ab, ob ich weiterschreiben kann. So ist das nun mal. Die Zahlen zählen…lustiger Satz, stelle ich gerade fest. Liebe Zartbitter“ startet mit einem extrem spannenden ersten Kapitel. Handlungsorte sind: Salzburg, Wien, München.
Es geht um Alwy und Tina, zwei Tortenkünstlerinnen, die ein kleines Atelier namens Cake Couture in eine der ältesten Straßen Salzburgs betreiben. Dieses Tortenatelier gibt es wirklich. Ich spaziere oft daran vorbei und wusste, dort ist der Ausgangspunkt meines neuen Romans. Die übrigen Personen waren schnell „da“. Und nun stecke ich wieder mal mitten drin. Leon, der männliche Hauptpart, ist mir besonders ans Herz gewachsen, das hat mit seiner Geschichte zu tun, seiner Herkunft, aber zu viel darf ich nicht verraten. Nur eins: dieses Buch wird mein bisher Bestes. Das spüre ich!

Oh, das hört sich SEHR spannend an! Ich freue mich jetzt schon!

Natürlich möchte ich jetzt auch noch ein paar andere Dinge von dir wissen.
Welche Jahreszeit ist denn die deine?

Lach nicht, aber ich habe zwei liebste Jahreszeiten – schon immer.
Ich liebe den Frühling, weil er mich an meine Zeit als Kind erinnert. Wenn so Ende Februar herum oder manchmal schon früher, die Vögel zu zwitschern beginnen, sehe ich mich immer als kleines Mädchen mit Kniestrümpfen durch den Garten sausen. Ich hatte immer etwas im Kopf, ein „Abenteuer“. Und Vogelzwitschern muss etwas in mir auslösen. Ich liebe es. Mein Herz geht auf, wenn Vögel zwitschern.
Die zweite liebste Jahreszeit ist der Sommer. Das hat damit zu tun, dass ich leidenschaftlich gerne schwimme. Am liebsten in einem See oder im Meer, aber auch im Schwimmbad.
Ich gehe auch im Oktober noch in den Attersee, und bei Regen. Wenn dann die Schwalben ganz dicht über mir wegzischen, wenn ich die Haubentaucher neben mir aus dem Wasser auftauchen sehe, oder die Libellen beobachte, die am Schilf hängen, fühle ich mich als Teil eines Ganzen – absolut verbunden, und glücklich.
Frieren ist nicht so meins. Ich renne immer mit Schals herum. Mit Büchern und Schals kann man mich ködern. Deswegen überstehe ich auch den Herbst und Winter ganz gut (da hülle ich mich in einen schönen, dicken Schal), da bin ich nicht unglücklich, aber, wie gesagt, Frühling und Sommer sind meine Favoriten.
Und nicht umsonst schlüpft Julia in Paris in ihr cremeweißes Wollkleid und nimmt den hellbrauen, weichen Schal dazu.




Foto: (c) privat Gabriele Diechler



Oh, ja, der Attersee! Ich beneide dich immer sehr, wenn du Fotos zeigst und im See schwimmst. Das muss traumhaft sein!
Jetzt verrate uns doch, was dir Zeit bedeutet!

Tja, das ist eine Frage, Monika. Mir bedeutet Zeit nicht viel. Das hat mit meinem Gesundheitszustand zu tun. Ich leide seit meinem 19. Lebensjahr unter einer Wirbelsäulenerkrankung, die es mir beinahe unmöglich macht, alleine zu reisen… viele Jahre lag ich monatelang im Bett. Und auch heute noch, muss ich jeden Tag sehen, wie ich über die Runden komme. Mal ist es besser, mal weniger gut.
Mit 41 kam eine Nervenerkrankung hinzu, die mich – vor Schmerzen – beinahe um den Verstand gebracht hat. In dieser Zeit, als ich nicht mehr wusste, ob ich den nächsten Tag noch schaffe, ist Zeit für mich völlig unwichtig geworden.
Ich hänge seitdem auch nicht mehr so am Leben, so unbedingt ….
Und alles ist für mich besonders geworden. Ich schätzte jede Kleinigkeit, ich erfreue mich an allem, ich esse so gern, ich lese soooo gern. Ich küsse gern, telefoniere und schwimme gern, gehe spazieren, kaufe auch gerne Handtaschen J.
Aber Zeit, die kann mich nicht mehr schrecken. Genauso wenig, wie Falten und das Älterwerden. Ich bin so glücklich, wenn ich keine Schmerzen habe. Deshalb haben die Schmerzen mir gutgetan, sie haben mich etwas gelehrt: was Liebe ist und Freundlichkeit, was Achtung und Respekt sind, und ein Lächeln. Alles das lege ich in meine Romane. Es ist meine Art, danke zu sagen … dafür, dass ich lebe.

Wenn ich das so lese, dann kann ich nur den Hut vor dir ziehen. Dass du es trotzdem schaffst, so zu sein wie du eben bist. Du bist eine so tolle Frau, so offen, so wahnsinnig offen für alles, hast immer liebe, trösende und aufmunternde Worte parat. Danke dafür!

Und jetzt heißt es fast schon Abschied nehmen. Eine letzte Frage bzw. eine letzte kleine Aufgabe: Beschreibe dich in einem Satz selbst!

Ich bin!



Foto: (c) privat Gabriele Diechler



Liebe Gabriele, es war so wunderbar mit dir zu plaudern! Und gar nicht mehr so lange, dann sehen wir uns auch. Ich freue mich schon riesig darauf!


Liebe Monika, auch ich habe das „Zusammensein“ mit dir genossen.
Bei jeder Mail, mit der entsprechenden Frage, hatte ich das Gefühl, du lugst gleich um die Ecke … und dann hätten wir uns an den Tisch gesetzt und es wäre losgegangen, mit reden, trinken und was Leckeres essen (ich liebe es zu kochen).


"Als die Tage nach Zimt schmeckten" von Donia Bijan

Ein wahrer Lese-Genuss!

Als Noor entdeckt, dass ihr Ehemann sie betrügt, fasst sie kurzerhand den Entschluss, zusammen mit ihrer Tochter Lily zu Besuch in ihre Heimat zu reisen. Die Heimat ist der Iran, Teheran. Teheran, wo Noors alter Vater Zod jeden Tag auf den Postboten wartet, in der Hoffnung, endlich wieder einen Brief seiner Tochter zu erhalten, die er einst vor vielen, vielen Jahren zusammen mit ihrem Bruder nach Amerika geschickt hat, damit sie in Frieden und Freiheit leben können. 

Nun endlich ist Noor wieder da, doch es ist alles anders als damals. Zod führt auch nach dem Tod seiner Frau das Café Leila weiter. Ein gemütliches Café, das früher von Malern und Schriftstellern aufgesucht wurde. Die kommen schon lange nicht mehr. Alles hat sich geändert in Teheran, doch auch heute hat das Café noch immer Gäste. 

Noor ist glücklich, endlich wieder in der Heimat zu sein und zugleich bestürzt über den Gesundheitszustand ihres Vaters. Die Heimreise nach Amerika zögert sie immer wieder hinaus, sehr zum Entsetzen von Lily, die sich äußerst fremd fühlt in dieser orientalischen Welt. In einer Welt, in der Jungen und Mädchen nicht zusammen schwimmen gehen dürfen. Eine Welt, in der man sich ständig verschleiern muss, in einer Welt, in der eine Moralpolizei willkürlich Menschen verhaftet und foltert. Als sich Zods Zustand immer mehr verschlechtert, stehen plötzlich Lilys Vater und ihr Onkel vor der Tür...

"Als die Tage nach Zimt schmeckten" - das ist endlich mal wieder ein Roman, der mich fasziniert hat, eine Geschichte, die aus der Masse heraussticht. Donia Bijan erzählt mitreißend und fesselnd, aber auch sehr poetisch. Der Leser wird von Seite zu Seite von der orientalischen Welt verzaubert und gefangen genommen. Wenn Zod und seine Leute im Café Leila beginnen zu kochen, möchte man sich dazu setzen, in Gerüchen und Geschmäckern baden und von all den Köstlichkeiten probieren. 

Hinter den Mauern des Café Leila findet das alte Leben seinen Gang, doch außerhalb dieser Mauern kann es gefährlich werden. Lily riskiert einiges und beim Lesen habe ich den Atem angehalten. Im Rückblick erfährt man, was einst mit Noors Mutter passiert ist. Willkür, Terror, Folter, auch dies gehört zum Alltag. 

"Als die Tage nach Zimt schmeckten" - Wer dieses Buch gelesen hat, wird es nicht wieder vergessen!



Taschenbuch
379 Seiten
Verlag: Ullstein




Ich danke der Glücksfee von Vorablesen.de, 
die mich gezogen hat!





Montag, 2. Juli 2018

"Rosen um halb fünf" von Lou Becker

Einfach mal so tun, als ob...

Diesen Satz hat mir die Autorin ins Buch geschrieben und sie hat so recht. Einfach mal so tun als ob und schon sieht alles rosiger aus. Nimmt man sich das nicht viel zu selten vor?

So auch Marlene, deren Kinder nun erwachsen sind und die Welt kennenlernen wollen. Da ihr Mann sich eine neue Partnerin gesucht hat, fängt sie an, ihr neues Single-Leben zu genießen. Lange und lustige Abende mit ihrer besten Freundin Ute sind ihr garantiert. Während Marlene sich alleine sehr wohl fühlt, versucht Ute mit aller Gewalt, endlich wieder einen Mann an die Angel zu bekommen. Ob ihr das tatsächlich mit Hilfe der Dating-Portale gelingen wird? 

Eines Tages liegt vor Marlenes Wohnungstür ein wunderschöner Rosenstrauß. Von wem der wohl sein mag? Sie beschließt, sich nicht allzu große Gedanken darüber zu machen. Marlene genießt einfach, dass ihr jemand eine Freude bereiten möchte. Doch als ihr immer wieder an einem bestimmten Wochentag um halb fünf neue wunderschöne Sträuße gebracht werden, fängt sie doch an, sich Gedanken zu machen. Hat sie tatsächlich einen heimlichen Verehrer und wer könnte es sein?

Steckt vielleicht Detlef, ihr Exmann dahinter? Oder ist es gar Bernd, der Kunstberater, der sie für einen Newsletter einstellt? Heimlich wünscht sie sich, dass der Strauß von jemand ganz anderem ist, einem Jemand, in dessen Nähe sie immer so ein gewisses Kribbeln im Bauch bekommt. Also tut sie einfach mal so, als ob...

"Rosen um halb fünf" - was für ein schöner Gedanke, dass einem jemand immer an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit einen Blumenstrauß schenkt! Welche Frau hätte das nicht gerne? Die Geschichte ist herrlich erfrischend und passt mit dem sommerlichen, blumigen Cover perfekt zur augenblicklichen Sommerzeit. 

Wer sitzt nicht gerne mit seiner Freundin in einem Café und beobachtet andere Leute? Und wer bekocht seine Kinder nicht tatsächlich nach den Vorlieben des Nachwuchses und freut sich, wenn sie endlich mal für eine gewisse Zeit aus dem Haus sind um zu tun, was man selbst am liebsten mag? Beim Lesen dachte ich ganz oft, die Autorin hat mir über die Schulter geschaut.

Eine wunderbare kleine Nebengeschichte ist auch die von Marlenes Vater, der sich zwei Jahrzehnte nach dem Tod seiner Frau endlich dem Leben zuwendet und sich von Tag zu Tag mehr verwandelt. Seine Geschichte wäre schon wieder ein eigenes Buch wert...

"Rosen um halb fünf" - man merkt, welch großen Spaß der Autorin das Schreiben gemacht hat. Eine Geschichte, sommerlich leicht und beschwingt. Und nicht vergessen, einfach mal so tun, als ob...



Taschenbuch
302 Seiten
Verlag: KNAUR





Liebe Lou Becker, herzlichen Dank für diese Geschichte und herzlichen Dank, dass ich das Buch lesen und vorstellen durfte!







Sonntag, 1. Juli 2018

"Mein Sommer mit Mémé" von Élaine Briag

Ein wunderbarer Familienroman, der mich restlos begeistert!

Endlich wird Paula ihren Verlobten Jakob wiedersehen. In Paris wollen sie sich treffen, der Stadt der Liebe. Paula unterhält einen Antiquitätenladen in Deutschland, Jakob ist Arzt in Kenia. Die beiden führen eine Fernbeziehung.

Dem Treffen in Paris macht dann Paulas Großmutter, liebevoll Mémé genannt, einen Strich durch die Rechnung. Zu ihrem 80. Geburtstag lädt sie die gesamte Familie auf ihr Chateau ins Burgund ein. Das Schlösschen ist stark renovierungsbedürftig. Die Familie soll mit anpacken und das Schlimmste verhindern. Ein Nein lässt die resolute alte Dame nicht gelten. Aus den unterschiedlichsten Gründen erfüllen alle Mémé ihren Wunsch und reisen ins Burgund.

Drei bezaubernde Wochen beginnen, die so manches Familiengeheimnis ans Licht bringen. Wein von den umliegenden Weingütern, mediterranes Essen und die leichte französische Lebensart verändern auf bezaubernde Weise die anwesenden Menschen und zeigen ihnen einen Neuanfang. Auch für Paula wird dieses besondere Familientreffen zukunftsweisend sein.

"Mein Sommer mit Mémé" - ein wunderbares und charmantes Buch voll sommerlicher Leichtigkeit! Doch die Geschichte regt auch auch zum Nachdenken an. Welche Geheimnisse mögen die eigenen Familienmitglieder haben? Was wäre, wenn man mit ihnen einmal eine längere Zeit gemeinsam verbringen würde?

So eine Familie wie die von Paula, habe ich mir auch immer gewünscht. Lange Abende im Garten mit Wein, gutem Essen und wunderbaren Gesprächen. 

Das Essen spielt übrigens eine große Rolle im Roman. Die Schilderungen der Autorin sind so realistisch, dass ich die Gerichte förmlich riechen und schmecken konnte1

Mémé, die alte Dame, die kurz vor ihrem 80. Geburtstag steht, habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Resolut und ausgestattet mit einem starken Willen, geht sie selbstbewusst durchs Leben. Eine Frau, die die Familie zusammenhält, die allen Trost und Kraft spendet, die aber auch ihre eigenen kleinen Geheimnisse hat. 

Élaine Briag beschreibt die französische Landschaft, hier das Burgund, so bildhaft, dass man direkt Lust bekommt, eine Tasche zu packen und hinzufahren. Hinzu kommen eine hervorragende Charakterzeichnung der einzelnen Personen mit all ihren kleinen und großen Problemen und Macken. Und natürlich ist da auch noch die Liebe! 

"Mein Sommer mit Mémé" - ein wunderbarer Familienroman, der mich restlos begeistert! Kategorie Lieblingsbuch!






Broschierte Ausgabe
304 Seiten
Verlag: HarperCollins



Ganz, ganz herzlichen Dank für diese wunderschöne
 Geschichte, die wirklich viel mehr ist, 
als nur ein leichter sommerlicher Roman! 






Meine Juni-Bücher


Think Pink!

10 positive Dinge und Begebenheiten
 der vergangenen Woche


Zugegeben, auch mir fällt es nicht immer leicht, 
10 Punkte zusammen zu bekommen. Diese Woche war
wieder so eine, doch wenn ich dann überlege, sind es meist 
die kleinen Dinge, die einem besondere Freude bereiten 
und so habe ich es auch diesmal geschafft. 



Foto: (c) Monika Schulte




1. Die Zehen sind nicht gebrochen. Hurrah!

2. Aktion "Entrümpelung Gartenhaus" ist angelaufen.

3. Ina und Jürgen haben zwei Seehundbabys gerettet.

4. Sonne, Sonne, Sonne!

5. Überall Schmetterlinge!

6. Frühstück auf der Terrasse.

7. Bienen und Hummeln beobachten.

8. So schön, wenn man langsam wieder Mensch wird.

9. Freuen über richtig blauen Himmel.

10. Der Flieder fängt an zu blühen. 



"Azurblau für zwei" von Emma Sternberg

Ein wunderbarer Sommer-Sonne-Roman!

Die Buchhandlung, in der Isa so gerne gearbeitet hat, wurde geschlossen. Ihr langjähriger Lebensgefährte hat sie verlassen und bekommt mit seiner Partnerin Zwillinge. Isa hat es im Moment wirklich nicht leicht. Der neue Job in einer Bahnhofsbuchhandlung, in der sie nur Zeitungen verkauft und niemanden mehr ihre Lieblingsbücher empfehlen kann, gefällt ihr nicht. Als sie in einer Zeitung eine Anzeige liest, in der jemand eine persönliche Assistentin für Recherche- und Schreibarbeiten sucht, denkt Isa gar nicht lange nach. Sie antwortet per Mail und als sie schon denkt, dass sich ja niemand melden wird, bekommt sie eine Antwort und wird genommen! 

Isa packt ihre Sachen und fliegt nach Italien. Für die nächsten Wochen wird ihr Zuhause eine gemütliche Villa auf Capri sein. Dort hilft sie der bekannten Schriftstellerin Mitzi ihre Memoiren zu schreiben. Mitzi wird schnell mehr als nur ihre neue Arbeitgeberin. Mitzi ist auch Freundin. Beim Aufschreiben der Memoiren bekommt Isa sehr persönliche Einblicke in das Leben der Schriftstellerin, die sich in der Vergangenheit mit Stars und Sternchen umgeben hat, die aber auch immer noch ihrer alten Liebe Johann nachtrauert. Vielleicht kann Isa ihr helfen, Johann zu finden? Und vielleicht findet sie auf der Insel mit den herrlichen Zitronenbäumen auch selbst ein neues Liebesglück?

"Azurblau für Zwei" - ein wunderbarer Sommer-Sonne-Roman! Eine Geschichte, die einen von Capri träumen lässt, von blauen Wasser und blauen Himmel und herrlich duftenden Zitronen und Kräutern. Die Geschichte erfrischend bunt, heiter und voller sommerlicher Leichtigkeit. Ein hinreißendes Buch und kurzweiliges Lesevergnügen!



Broschierte Ausgabe
398 Seiten
Verlag: HEYNE




Herzlichen Dank an das Verlagsteam, 
dass ich diesen schönen Roman lesen und vorstellen durfte!