Samstag, 7. Juli 2018

Lesezeit-Spezial: Autorinnen-Interview mit Gabriele Diechler

Habt Ihr eventuell auch schon Gabriele Diechlers neuen Roman "Lavendelträume" gelesen, diese wunderbare Geschichte rund um Düfte? Dieser Roman hat in mir den Wunsch geweckt, auch endlich einmal die Provence zu entdecken. 


Jetzt freut Euch mit mir auf ein richtig schönes Interview
 mit der bezaubernden Autorin!


Foto: (c) privat Gabriele Diechler


Deine Geschichte spielt in der Welt der Düfte. Hast du dich schon immer mit Düften beschäftigt? Wie bist du auf diese Geschichte gekommen?

Ich erinnere mich auf sehr intensive Weise an mein erstes Parfüm: Chantage von Lancaster. Ich war damals ein junges Mädchen und habe über den tollen Flakon gestaunt, ich habe ihn geöffnet und den Duft wahrgenommen und wieder gestaunt, weil der Geruch einzigartig war. So etwas hatte ich noch nie gerochen. Die Kombination – außergewöhnlicher Flakon und intensiver Geruch – war für mich wie der Eintritt in eine neue, fremde, exotische Welt.
Natürlich kannte ich die Freuden des Riechens: frische Erdbeeren, Schokolade, gewaschene Wäsche, gebohnerte Holzdielen, blühender Flieder, Rosenduft … aber ein Parfüm, das war Luxus und etwas ganz Besonderes.
Seitdem ist Riechen und sind Düfte für mich mit Wohlbefinden verbunden, auch damit, mir etwas Schönes zu gönnen, wenn ich mich parfümiere.
Und vom Verlieben wissen wir ja, wie wichtig es ist, jemanden riechen zu können.
Zu der Geschichte kam ich, weil mir eines Tages die Figur der Julia einfiel. Ich sah sie plötzlich in ihrer Zerbrechlichkeit vor mir … dann erschien Nicolas vor meinem geistigen Auge. Er malte in seinem Atelier, er war erfolgreich und liebte, was er tat …aber er war nicht nur Maler, er war vor allem Parfümeur … er hatte es nur vergessen.
Dann begann ich über Antoine zu schreiben, sah ihn im Labor, inmitten seiner Flakons, ganz in seinem Element. Und so ging die Geschichte, Figur für Figur und Kapitel für Kapitel, weiter.
Anfangs hatte der Roman den Arbeitstitel: Das Parfüm der Liebe, doch dann kamen die Lavendelträume ins Spiel … und der neue, endgültige Titel stand fest.


Jetzt würde ich dir am liebsten ganz viele Fragen auf einmal stellen! Lach! Okay, also nach und nach... Antoine ist seinem Labor, weißt du, an was ich da denken muss? An das Farina-Haus in Köln. Dort habe ich vor Jahren einmal eine historische Führung mitgemacht. Ich glaube, das muss ich unbedingt mal wiederholen. Dort im Museum ist wohl auch der Roman „Das Parfüm“ geschrieben worden. Mit den Bildern des Farina-Hauses vor Augen, konnte ich mir lebhaft das Labor von Antoine vorstellen. Hattest du die Chance, mal mit einem leibhaftigen Parfumeur zu sprechen? Einer „Nase“?

Leider hatte ich nicht die Chance mit einer „Nase“ zu sprechen. An so jemanden heranzukommen, ist nicht leicht.
Aber ein lieber Freund war Top-Manager, der in seiner aktiven Zeit, unter anderem, auch viele berühmte Parfüms weltweit vermarktet hat. Das lief über den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Ich habe ihn gelöchert und viele Fragen beantwortet bekommen. Bei den gängigen Parfüms zählen harte Fakten, und die Aussicht auf gute Gewinne.
Auch ein Waschpulver und sonstige Produkte müssen nach etwas duften, damit sie sich gut verkaufen.
Was übrigens interessant ist, ist ein Besuch des Parfümmuseums in Grasse. Dort bekommt man einen schönen Einblick in die gute alte Zeit, nimmt Stimmungen und Emotionen auf.
Ich hoffe, ich konnte deine Fragen beantworten. Wenn ich mal eine „Nase“ kennenlernen sollte, verwickle ich diesen Mann oder diese Frau sofort in ein Gespräch und melde mich bei dir. Ich hätte selbst noch viele Fragen…






Oh, ja, das Museum in Grasse! Da möchte ich unbedingt auch einmal hin! Ich kenne nur das Parfum-Museum „La Fragonard“ in Paris. Deine Geschichte hat mich in Gedanken wieder dort hingeführt. Überhaupt macht dein Roman Lust, auf eine Reise in die Provence. Man möchte am liebsten sofort losfahren! Mein großer Traum ist es, wenigstens einmal im Leben durch ein blühenes Lavendelfeld zu laufen.

Seit ich deinen wunderbaren Roman gelesen habe, liegt an meinem Bett in Kopfhöhe ein kleines Lavendelsträußchen. Wie findest du es, wenn sich Leserinnen derart von deiner Geschichte inspierieren lassen, sei es ein Lavendelsträußchen oder der Wunsch nach einer Reise zum Ort der Geschichte?

Ich beantworte deine Frage aus meiner Perspektive, ich … als Leserin eines Romans.
Wenn mich das Thema eines Romans oder der Schreibstil, oder auch die Dialoge etc. packen, gehe ich emotional voll mit.
Dann identifiziere ich mich mit einer oder mehrerer Personen. Ich fiebere mit, freue mich mit, leide mit. Fast ist es so, als sei ich Teil des Buches.
Deshalb empfinde ich es als schönes Kompliment, dass du ein Lavendelsträußchen neben dir liegen hast, oder davon träumst in die Provence zu reisen.
Das ist Leben: Dabeisein, sich inspirieren lassen, mitmachen.
Mein eigenes Leben wurde durch manchen Roman vielschichtiger … deswegen liebe ich Bücher so.
Und als Autorin wünscht man sich vor allem eins. Seine LeserInnen in die Geschichte hineinzuziehen.

Beim Lesen der „Lavendelträume“ habe ich auch mitgefiebert und manchesmal gedacht, oh, nein! Wie ist das, wenn du schreibst, gehen deine Figuren manchmal auch einen ganz anderen Weg, als du ursprünglich für sie angedacht hattest?

Natürlich existiert ein Exposé. Bevor man einen Roman beginnt, steht also fest, wo die Reise hingeht, wie die Figuren sich entwickelt, wo die Höhepunkte der Story liegen usw.
Aber es kommt immer wieder vor, dass eine Figur sich verselbstständigt. Mir ist das schon oft passiert. Auch in diesem Roman, in den Lavendelträumen, hat sich etwas geändert, wurde anders, als ursprünglich geplant.
Das ist – für mich – das Spannendste am Schreiben, dass ich nicht hundertprozentig sagen kann, wie alles abläuft.
Ich kreiere zwar die Geschichte, aber ich bin auch die erste Leserin.




Foto: (c) privat Gabriele Diechler


Welche Figur hat dir am meisten Spaß gemacht?

Anfangs hat mir Antoine besonders Spaß gemacht, weil sein Tun im Labor etwas Fremdes für mich war… und ich sozusagen staunend hinter ihm „stand“, und ihm über die Schulter geschaut habe.
Dann rückte Julia in den Fokus. Ich habe sie so zerbrechlich und doch auch stark gesehen, jemand, der nicht aufgeben will, egal, wie schwierig es ist.
Auch Maren, sie kommt im Buch nicht so häufig vor, war – in mir – sehr präsent.
Du siehst, ich habe – leider, oder Gott sei Dank? – keine Lieblingsfigur.
Sogar der Immobilienmakler Kurz gefällt mir … als charakterarme Figur ist er sehr stark.
Sorry, Monika, alle Figuren haben mir sehr viel Spaß gemacht.
Hoffentlich kannst du mit dieser Antwort etwas anfangen.


Ja, das kann ich! Lach! Ich finde ja auch alle Figuren wunderbar! Sie kamen mir auch nicht vor wie irgendwelche Personen in einem Buch. Ich hatte eher das Gefühl, sie zu kennen. Es war beim Lesen wie ein Besuch bei Freunden, die man länger nicht gesehen hat.

Wenn ich dich jetzt in die Provence begleiten könnte, welche Ort würdest du mir unbedingt zeigen wollen?

Liebe Monika, da muss ich nicht lange überlegen. Ich würde den Wagen an einem der Blumenfelder anhalten und dort stehenbleiben, damit wir einen Weg finden, durch den wir uns durch die Felder schlängeln. Wir würden tief einatmen und nur schauen … wir kämen gar nicht zum Plaudern, so schön ist es. Und damit das Plaudern nicht zu kurz kommt, würde ich abends, wenn die Dämmerung aufzieht, in das kleine Restaurant gehen, das ich so mag. Es liegt am höchsten Punkt von Mougins, auf der Hügelkuppe.  Wenn es warm ist, werden die Stühle auf die Straße gestellt, dort wird dann das Essen serviert. An diesen Abend dort habe ich so schöne Erinnerungen. Es ist nichts Spezielles passiert, aber die Stimmung … die Kerzen, das Lachen der Menschen und die Häuser. Wir zwei wären dort sehr gut aufgehoben. Diese Stelle, unten mit Vieux Village gekennzeichnet, ist ein Highlight für mich.






Arbeitest du schon an einem neuen Projekt?

Ja, ich arbeite am Roman „Liebe Zartbitter“ (Arbeitstitel). Das Exposé und die ersten Kapitel stehen schon und haben meiner Agentin und meiner Lektorin richtig gut gefallen … was mich natürlich riesig freut. Trotzdem kommt es auch auf die Verkaufszahlen von „Lavendelträume“ an, auch davon hängt ab, ob ich weiterschreiben kann. So ist das nun mal. Die Zahlen zählen…lustiger Satz, stelle ich gerade fest. Liebe Zartbitter“ startet mit einem extrem spannenden ersten Kapitel. Handlungsorte sind: Salzburg, Wien, München.
Es geht um Alwy und Tina, zwei Tortenkünstlerinnen, die ein kleines Atelier namens Cake Couture in eine der ältesten Straßen Salzburgs betreiben. Dieses Tortenatelier gibt es wirklich. Ich spaziere oft daran vorbei und wusste, dort ist der Ausgangspunkt meines neuen Romans. Die übrigen Personen waren schnell „da“. Und nun stecke ich wieder mal mitten drin. Leon, der männliche Hauptpart, ist mir besonders ans Herz gewachsen, das hat mit seiner Geschichte zu tun, seiner Herkunft, aber zu viel darf ich nicht verraten. Nur eins: dieses Buch wird mein bisher Bestes. Das spüre ich!

Oh, das hört sich SEHR spannend an! Ich freue mich jetzt schon!

Natürlich möchte ich jetzt auch noch ein paar andere Dinge von dir wissen.
Welche Jahreszeit ist denn die deine?

Lach nicht, aber ich habe zwei liebste Jahreszeiten – schon immer.
Ich liebe den Frühling, weil er mich an meine Zeit als Kind erinnert. Wenn so Ende Februar herum oder manchmal schon früher, die Vögel zu zwitschern beginnen, sehe ich mich immer als kleines Mädchen mit Kniestrümpfen durch den Garten sausen. Ich hatte immer etwas im Kopf, ein „Abenteuer“. Und Vogelzwitschern muss etwas in mir auslösen. Ich liebe es. Mein Herz geht auf, wenn Vögel zwitschern.
Die zweite liebste Jahreszeit ist der Sommer. Das hat damit zu tun, dass ich leidenschaftlich gerne schwimme. Am liebsten in einem See oder im Meer, aber auch im Schwimmbad.
Ich gehe auch im Oktober noch in den Attersee, und bei Regen. Wenn dann die Schwalben ganz dicht über mir wegzischen, wenn ich die Haubentaucher neben mir aus dem Wasser auftauchen sehe, oder die Libellen beobachte, die am Schilf hängen, fühle ich mich als Teil eines Ganzen – absolut verbunden, und glücklich.
Frieren ist nicht so meins. Ich renne immer mit Schals herum. Mit Büchern und Schals kann man mich ködern. Deswegen überstehe ich auch den Herbst und Winter ganz gut (da hülle ich mich in einen schönen, dicken Schal), da bin ich nicht unglücklich, aber, wie gesagt, Frühling und Sommer sind meine Favoriten.
Und nicht umsonst schlüpft Julia in Paris in ihr cremeweißes Wollkleid und nimmt den hellbrauen, weichen Schal dazu.




Foto: (c) privat Gabriele Diechler



Oh, ja, der Attersee! Ich beneide dich immer sehr, wenn du Fotos zeigst und im See schwimmst. Das muss traumhaft sein!
Jetzt verrate uns doch, was dir Zeit bedeutet!

Tja, das ist eine Frage, Monika. Mir bedeutet Zeit nicht viel. Das hat mit meinem Gesundheitszustand zu tun. Ich leide seit meinem 19. Lebensjahr unter einer Wirbelsäulenerkrankung, die es mir beinahe unmöglich macht, alleine zu reisen… viele Jahre lag ich monatelang im Bett. Und auch heute noch, muss ich jeden Tag sehen, wie ich über die Runden komme. Mal ist es besser, mal weniger gut.
Mit 41 kam eine Nervenerkrankung hinzu, die mich – vor Schmerzen – beinahe um den Verstand gebracht hat. In dieser Zeit, als ich nicht mehr wusste, ob ich den nächsten Tag noch schaffe, ist Zeit für mich völlig unwichtig geworden.
Ich hänge seitdem auch nicht mehr so am Leben, so unbedingt ….
Und alles ist für mich besonders geworden. Ich schätzte jede Kleinigkeit, ich erfreue mich an allem, ich esse so gern, ich lese soooo gern. Ich küsse gern, telefoniere und schwimme gern, gehe spazieren, kaufe auch gerne Handtaschen J.
Aber Zeit, die kann mich nicht mehr schrecken. Genauso wenig, wie Falten und das Älterwerden. Ich bin so glücklich, wenn ich keine Schmerzen habe. Deshalb haben die Schmerzen mir gutgetan, sie haben mich etwas gelehrt: was Liebe ist und Freundlichkeit, was Achtung und Respekt sind, und ein Lächeln. Alles das lege ich in meine Romane. Es ist meine Art, danke zu sagen … dafür, dass ich lebe.

Wenn ich das so lese, dann kann ich nur den Hut vor dir ziehen. Dass du es trotzdem schaffst, so zu sein wie du eben bist. Du bist eine so tolle Frau, so offen, so wahnsinnig offen für alles, hast immer liebe, trösende und aufmunternde Worte parat. Danke dafür!

Und jetzt heißt es fast schon Abschied nehmen. Eine letzte Frage bzw. eine letzte kleine Aufgabe: Beschreibe dich in einem Satz selbst!

Ich bin!



Foto: (c) privat Gabriele Diechler



Liebe Gabriele, es war so wunderbar mit dir zu plaudern! Und gar nicht mehr so lange, dann sehen wir uns auch. Ich freue mich schon riesig darauf!


Liebe Monika, auch ich habe das „Zusammensein“ mit dir genossen.
Bei jeder Mail, mit der entsprechenden Frage, hatte ich das Gefühl, du lugst gleich um die Ecke … und dann hätten wir uns an den Tisch gesetzt und es wäre losgegangen, mit reden, trinken und was Leckeres essen (ich liebe es zu kochen).


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