Sonntag, 25. Juni 2017

"Die Stunde unserer Mütter" von Katja Maybach

Ein Meisterwerk für uns Leser!

Deutschland in den Jahren 1940 bis 1945. Maria lebt zusammen mit ihrer Tochter Anna auf dem Land. Ihr Mann Werner kämpft an der Front. Ab und zu erhält sie Feldpostbriefe von ihm, doch antworten wird sie ihm nur äußerst selten. Sie hadert mit sich und Werner. Anders hingegen ihre Schwägerin Vivien. Marias Bruder hat darauf gedrängt, Vivien und die gemeinsame Tochter Antonia während des Krieges bei Maria auf dem Land unterzubringen. Während er Juden in der gemeinsamen Wohnung in München versteckt, sind Vivien und Antonia auf dem Land sicherer. Doch der Krieg hält an. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die anfangs so unterschiedlichen Frauen lässt der Krieg, der Alltag mit all den Schrecken und Entbehrungen enger rücken.

"Die Stunde unserer Mütter" - es ist eine fesselnde und tief bewegende Geschichte, die sehr eng an die Familiengeschichte der Autorin anknüpft. Sehr authentisch dargestellt der Alltag der Frauen und Mädchen auf dem Land. Bis auf gewisse Entbehrungen und Rationierungen müssen sie dennoch nicht hungern, doch auch hier lauern an jeder Ecke Angst vor Denunzierungen. Sehr schön zeigt die Autorin auf, dass nicht alle Menschen Nazis waren. Im Kleinen, im Verborgenen wurde geholfen. Der Bäcker, der mit Hilfe seiner Brote kleine Botschaften ins nahe Lager der Frauen schaffte. Maria und Vivien, wie sie den Job der Lieferanten übernommen haben.

Beim Lesen musste ich oft den Atem anhalten. Viele Momente, in denen man dachte, jetzt... Dann Hoffnung, Erleichterung, wieder das Grauen.

Der Kriegsalltag. Immer mehr junge Männer, Kinder noch, werden an die Front geschickt. Die Mädchen müssen in den Lazaretten helfen. Täglich kommen neue Verwundete an. Und immer wieder die Hoffnung, neue Trauer. Dann, die Amerikaner marschieren ein. Bevor die SS das Frauenlager samt der Insassen vernichten kann, kommt die Stunde der Mütter, die Stunde von Maria und Vivien.

"Die Stunde unserer Mütter" - ein verstörendes, ein großartiges Buch! Katja Maybach haucht den Menschen von damals Leben ein. Vor meinem inneren Auge läuft wieder mal ein Film ab. Dieses Buch wühlt auf. Es ist ein Meisterwerk für uns Leser. Es ist ein Buch, das zu denen gehört, die ich nicht vergessen werde. Unbedingt lesen!




Taschenbuch
320 Seiten
Verlag: KNAUR
 
 
 
 
 
 
Herzlichen Dank an das Verlagsteam, dass ich
dieses großartige Buch lesen und vorstellen durfte!

Samstag, 24. Juni 2017

"Apfelkuchen am Meer" von Anne Barns

Eine Geschichte voller Sommer, Sonne,
Meer und Liebe!

Merle scheint im Augenblick kein Glück bei den Männern zu haben. Der eine Freund hat sie betrogen, der andere leidet unter Kontrollwahn. Kurzerhand trennt sie sich von ihm. Als eine Freundin ihr von einer Apfelrosentorte erzählt, die diese in einem Café auf der Nordseeinsel Juist gegessen hat, werden Erinnerungen in der jungen Frau geweckt. Diese Torte wurde doch eigentlich nur von Mitgliedern ihrer Familie gebacken. Merle packt ihre Sachen und fährt nach Juist. Erst einmal will sie dort als Kellnerin in einem Café arbeiten und natürlich auch ihre Oma besuchen, die nach langer Zeit in Amerika endlich zurückgekehrt ist auf die Insel. Doch zum Kellnern kommt Merle erst gar nicht. Ihre Chefin Lara hat sich mit einem Mitarbeiter zerstritten. Merle springt als Bäckerin ein. Nichts leichter als das, ist sie doch gelernte Konditorin.

Merle will von Männern eigentlich erst einmal nichts mehr wissen, doch dann begegnet sie Jannes. Jannes, der sie früher immer geärgert hat. Es ist Liebe auf den ersten Blick, doch ist Merle tatsächlich schon für eine neue Beziehung bereit? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Apfelrosentorten-Rezept auf sich? Und was ist damals tatsächlich mit ihrer Tante Undine passiert, dieser Tante, der sie so unheimlich ähnlich sehen soll?

"Apfelkuchen am Meer" - auf dem Cover müsste eigentlich ein Warnhinweis gedruckt sein! "Vorsicht! Macht Hunger auf Apfelkuchen!".

Ich mag diese Geschichte. Eine Geschichte voller Sommer, Sonne, Meer und Liebe und dem Duft von köstlichen Kuchen. Den konnte man beim Lesen nämlich förmlich riechen und schmecken! Man liest, ist begeistert und möchte nicht mehr aufhören. Ein Roman, der in die Kategorie "Glücklich-Mach-Buch" gehört.

"Apfelkuchen am Meer" - eine bezaubernde Geschichte, die man sich am besten mit einem guten Stück Apfelkuchen versüßt.





 
eBook
352 Seiten
Verlag: Mira Taschenbuch
 

"Der Zorn der Tulpenkönigin" von Martina Sahler und Hendrik Gruner

Eine raffiniert gestrickte Story rund um den Tulpenhandel!

Wir schreiben das Jahr 1636. Holland befindet sich noch immer im Tulpenfieber. Wahnsinnspreise für eine Handvoll Blumenzwiebeln! Mareikje handelt jedoch nicht mehr mit der kostbaren Ware. Liebevoll kümmert sie sich um ihren Mann, dem Maler Wim und ihre Tochter Marie. Dann jedoch bricht Wim auf eine lange Reise auf in Richtung Ostindien-Kompanie. Obwohl Mareikje ihrem Mann versprochen hat nicht alleine nach Amsterdam zu reisen, verspürt sie ein gewisses Kribbeln und muss einfach fahren. Schließlich hat sie in Amsterdam auch noch ein Haus und möchte nach dem Rechten sehen. Kaum dort angekommen, wird sie auch schon wieder vom Handelsfieber gepackt. In Amsterdam erkennt man in ihr sofort die Tulpenkönigin, die Frau, die immer hart aber fair gehandelt hat. Insgeheim will sie sich auch um eine offene Rechnung kümmern, war es doch einst Pitt Henseler, der sie hintergangen und sie um ihr Geld gebracht hat. Doch dann werden einige Dörfer und Städte von einer Seuche erfasst. Auch die kleine Marie bekommt das schlimme Fieber und Mareikje wird nach Bruikelaar zurück beordert.

"Der Zorn der Tulpenkönigin" - mitreißend von der ersten Seite an. Eine wunderbare und packende Lektüre. Das Autorenteam Martina Sahler und Hendrik Gruner haben auch mit dem zweiten Teil der Tulpenkönigin einen Roman geschaffen, der einen die Stunden nur so vergessen lässt. Eine raffiniert gestrickte Story rund um den Tulpenhandel, bei dem so manch einer Haus und Hof verpfändet hat.

Hervorragend gezeichnet die Person der Mareikje. Ihre große Liebe zu ihrem Mann Wim, aber auch ihr Alltag ohne ihn, ihre Verzweiflung, ihre Gefühle und ihr erneuter Aufbruch nach Amsterdam, wo sie dem Handel ein weiteres Mal nachgeht. Mareikje, eine äußerst moderne Frau, die man einfach mögen muss.

"Der Zorn der Tulpenkönigin" - man liest dieses Buch begeistert und möchte gar nicht mehr aufhören. Muss man den ersten Teil gelesen haben? Man muss nicht, aber man würde verpassen, wie diese wunderbare Liebe zwischen dem Maler Wim und Mareikje zum Erblühen kam. Absolute Lese-Empfehlung!



 
eBook
257 Seiten
Verlag: Independently published
 
 
 
 
Liebe Martina, herzlichen Dank, dass ich Euren spannenden Roman lesen und besprechen durfte!
 

Samstag, 17. Juni 2017

"Sonnensegeln" von Marie Matisek

Ein richtig schöner Sommerroman!

Die Krankenschwester Marita, ein echtes Nordlicht, hat den Alltagstrott im Krankenhaus satt. Da entdeckt sie eine Anzeige in der Zeitung. Ein Unternehmer sucht eine private Krankenschwester für seinen schwer erkrankten Vater. Das Ganze jedoch auf einem Gut in Südfrankreich. Maritas Tochter, die selbst durch die Welt tingelt, überredet die Mutter, sich einfach mal zu bewerben. Marita schreibt eine Mail - und sie wird genommen!

Auf dem Gut der Lafleurs in der Nähe von Grasse, die wertvolle Essenzen aus Rosen und Jasmin für die Parfüm-Produktion herstellen, hat Marita mehr Freizeit als gedacht. So lässt sie sich von dem charmanten Francois die Gegend zeigen, doch seine Cousine Segoléne, die auf dem Gut als Haushälterin arbeitet, warnt Marita vor diesen schönen Mann, der von allen nur "der Filou" genannt wird.

Marita mag ihre Arbeit, obwohl der gelähmte Georges kein einfacher Charakter ist. Zweimal die Woche fährt sie den alten Mann nach Nizza zur Dialyse, doch irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen.

Maritas Sprachkenntnisse bessern sich von Woche zu Woche und so langsam taut auch Lucien auf, ihr Arbeitgeber. Und auf einmal steht ihr ganzes Leben Kopf.

"Sonnensegeln" - ein richtig schöner Sommerroman! Die Provence, die Parfümstadt Grasse und Nizza an der Cote d'Azur, hierhin entführt Marie Matisek ihre Leser. Es ist eine bezaubernde Geschichte über eine Frau in den besten Jahren, die einen Neuanfang wagt. Die Autorin schafft es hervorragend, das südfranzösische Flair einzufangen. All die Blumen und Düfte - man hat das Gefühl, den Pflückerinnen am frühen Morgen bei der Arbeit zuzusehen und abends durch die Altstadt von Grasse zu wandeln.

"Sonnensegeln" - ein Roman mit Personen, die einen augenblicklich ans Herz wachsen, auch der anfangs griesgrämige Georges. Herrlich die Szene, in der er sich mit seinen Freunden trifft. Mehr kann ich nicht darüber schreiben. Ich würde zu viel verraten. Segoléne und ihr Mann, aber auch die Familie Babajou, alles Personen, die man gerne zu seinen eigenen Freunden zählen würde.

"Sonnensegeln" - ein charmantes, kurzweiliges Lesevergnügen und perfekt für laue Sommerabende auf Balkon und Terrasse. Absolut lesenswert!



 
eBook
304 Seiten
Verlag: Knaur
 
 
 

Donnerstag, 15. Juni 2017

"Piniensommer" von Stefanie Gerstenberger

Unendlich traurig, herzzerreißend schön!

Stella und Nicola, die beiden Liebenden habe ich schon im ersten Teil "Das Sternenboot" kennenlernen dürfen. Die beiden halten zusammen wie Pech und Schwefel über die Bedenken beider Familien hinweg. Nichts kann sie mehr trennen. Stella und  Nicola beginnen zusammen ein Architektur-Studium in Palermo. Während Stella ihr Studium gezielt angeht, muss sie Nico immer wieder antreiben, es ihr gleich zu tun. Viel lieber widmet er sich seinem gefährlichen Hobby, dem Apnoetauchen. Immer tiefer, immer länger versucht er zu tauchen. Immer wieder muss ein neuer Rekord her. Obwohl von ihren geheimen Treffen niemand etwas erfahren darf, erleben sie die glücklichste Zeit ihres Lebens. Stella und Nico planen ihre Hochzeit.

Stellas Leben wird wieder einmal auf den Kopf gestellt, als plötzlich ihre beiden Zwillingsschwestern wieder in die Villa ziehen. Unangenehme Erinnerungen werden geweckt, war sie doch einst von der Familie verstoßen worden und ist bei ihrer liebevollen Tante aufgewachsen. Nach dem Tod der Mutter hatte sie sich jedoch mit dem Vater versöhnt und konnte endlich ein rundum glückliches Leben führen.

Nicola gründet unterdessen einen illegalen Radiosender. Er will die Menschen aufrütteln, ihnen vor Augen führen, welche Missstände durch das Handeln der Mafia entstanden sind. Eine gefährliche Angelegenheit, doch das Schicksal schlägt von anderer Seite zu.

Stefanie Gerstenberger ist eine Geschichten-Erzählerin mit Leib und Seele! In "Piniensommer" entführt sie den Leser wieder einmal nach Sizilien. Ein Sizilien der Sechziger Jahre. Eine Zeit, in der zwei junge Menschen sich nicht einfach so treffen und lieben durften. Die Liebesgeschichte von Stella und Nicola, sie begeistert, sie fesselt. Eine wunderschöne Geschichte, voller Tragik, voller Leben. In diesem Buch ist überall Liebe. Man spürt diese Liebe geradezu. Es ist eine dramatische Liebesgeschichte und es ist eine Geschichte, die sich tatsächlich so ereignet hat.

Oft wird die Frage gestellt, kann man "Piniensommer" ohne den ersten Teil lesen? Man kann, aber sollte es nicht tun. Mir würde etwas sehr Großartiges fehlen.

"Piniensommer" - unendlich traurig,  herzzerreißend schön! Beim Lesen liefen die Tränen einfach so. Unbedingt Taschentücher bereit halten! Unbedingt lesen!



 
Gebundene Ausgabe
448 Seiten
Verlag: DIANA
 
 
 
 
Liebe Steffi, herzlichen Dank für diese
sehr zu Herzen gehende Geschichte!
 
Herzlichen Dank auch an das Verlagsteam,
dass ich das Buch lesen und vorstellen durfte!

Sonntag, 11. Juni 2017

Lesezeit-Spezial mit Heidi Rehn!

Liebt Ihr Kaufhäuser so sehr wie ich?
Dann müsst Ihr unbedingt Heidi Rehns neuen Roman
 "Das Haus der schönen Dinge" lesen!
Heidi und ich haben uns virtuell im Hirschvogl,
dem Kaufhaus ihres Romans getroffen und haben ein wenig geplaudert. Das Ergebnis seht Ihr hier. Viel Spaß beim Lesen!
 
 

Foto (c) Erol Gurian


"Heidi, wie bist du darauf gekommen, einen Roman zu schreiben, in dem ein Kaufhaus eine große Rolle spielt, wenn nicht sogar DIE Rolle?"

Das "Hirschvogl" ist in der Tat die heimliche Hauptperson in meinem neuen Roman. Und deshalb trifft die Frage genau ins Herz des Ganzen. Warum ausgerechnet ein Kaufhausroman? (Ich weiß übrigens nicht, ob es das Genre überhaupt gibt. Von Anfang an hatte ich es mir angewöhnt, den Roman so zu bezeichnen, und im Verlag wurde das dann auch so übernommen.) Ein Teil der Antwort verbirgt sich schon im Titel. So ein "Haus der schönen Dinge" steckt voller Überraschungen. Da findet sich auf jeder Etage, an jedem Tresen und in jeder Vitrine etwas anderes, Unerwartetes, was Begehrlichkeiten weckt, Sehnsüchte entfacht, nach Erfüllung verlangt. Wünsche tauchen auf, von denen man vorher noch gar nichts ahnte, Träume von Dingen, besseren Zeiten, besserem Leben werden wach. Und ständig kommt wieder etwas völlig Neues dazu. Auch an Geschichten. Denn so ein Kaufhaus ist ein Treffpunkt mitten in der Stadt, an dem die unterschiedlichsten und interessantesten Menschen aus- und eingehen, und jeder Einzelne von ihnen trägt etwas von sich hinein oder nimmt wieder etwas mit sich hinaus. Und das über Jahre, Jahrzehnte betrachtet. An einem solchen Ort lässt sich also hervorragend die Geschichte einer Stadt, einer Epoche, einer Gesellschaft einfangen. Gerade die Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt mir am Herzen.  



Die heutige Baulücke am Münchner Rindermarkt -
da stand das Hirschvogl einst.

Foto: (c) Heidi Rehn

An München, an Bayern lässt sich bestens zeigen, wie aus einer relativ offenen, toleranten, kunstinteressierten, bestens etablierten Gesellschaft eine reaktionäre, hassverzerrte und von blinden Parolen verführte wird. "Mein" Hirschvogl ist zwar fiktiv, aber es orientiert sich an der realen Geschichte verschiedenster Kauf- und Warenhäuser in München und letztlich in ganz Deutschland, die zu jener Zeit von vorwiegend jüdischen Familien gegründet und betrieben wurden und diese entsetzliche Entwicklung am eigenen Leib erfahren mussten. Abseits dieser politischen und gesellschaftlichen Seite spiegelt die Geschichte des Kaufhauses auch noch wider, was sich damals wirtschaftlich getan hat, wie sich das Ein- und Verkaufen über die Jahrzehnte verändert hat. Im Laufe meiner Recherchen habe ich ganz spannende Dinge über Verkaufsmethoden – heute würde man von Marketing sprechen – gelernt, ebenso über das Verhalten der umworbenen Kunden. So war mir gar nicht bewusst, dass die heute viel gepriesene Kundenbindung in Form von kostenlosen Kundenzeitschriften, besonderen Verkaufs- und Rabattaktionen etwa für Stammkunden schon um die Jahrhundertwende gang und gäbe war. Ebenso auch das soziale Engagement der Kaufhausbesitzer. Tietz, Wertheim, Uhlfelder und wie sie alle hießen (hier haben sich übrigens gerade die jüdischen Unternehmer engagiert), war sehr daran gelegen, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa im Krankheitsfall oder im Alter sozial abgesichert sind, dass ihre Familien im Todesfall versorgt werden, aber auch, dass sich die Angestellten ständig weiterbilden, insbesondere auch die Frauen, die den Großteil von ihnen darstellten. Auch das wollte ich einfangen.


Das Kaufhaus Barrasch in Breslau.
Heidi wusste sofort, so hat ihr Hirschvogl von außen ausgesehen.

Foto: (c) Heidi Rehn

Und natürlich einfach eine packende Familiengeschichte erzählen, die über drei Generationen reicht – beginnend mit Jacob und Thea und ihren ersten, kleinen Erfolgen über die glanzvollen Jahre von Lily bis hin zum erschütternden, von den Nazis erzwungenen Niedergang, für die Edna und Leopold stehen. Jedes Familienmitglied setzt auf seine ganz eigene Weise und mit seiner ganz eigenen Geschichte einen Akzent und birgt zugleich ebenfalls wieder einen wundervollen Mikrokosmos an Wünschen, Sehnsüchten, Träumen und eben auch Tragödien in sich. Das macht das Hirschvogl aus – und ich hoffe einfach sehr, dieser Funke springt auch über.


Ciné-dancing in der I'Aubette in Strassbourg,
1927 im  Stil der konkreten Kunst gestaltet.
Leopold gestaltet das Café des Hirschvogl nach
der Modernisierung in dieser Art 1930.

Foto: (c) Alexander Rehn)

Der Funke IST übergesprungen! Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an fasziniert. Auch in meiner Stadt gibt es natürlich Kaufhäuser, die vormals in jüdischer Hand waren und die dann arisiert wurden. Wie ist es dir persönlich bei der Recherche ergangen, wenn du von den Schicksalen jüdischer Kaufmannsfamilien gelesen hast?“

Es ist immer sehr erschütternd, von den Schicksalen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu erfahren, letztlich unabhängig davon, in welchem Zusammenhang, ob Kaufleute, Künstler, Handwerker, Beamte.... Man will sich das heute - zum Glück! - gar nicht mehr vorstellen, wie das damals aus dem Ruder lief.
Auf der anderen Seite erreichen uns inzwischen leider wieder täglich Informationen über Diskriminierungen, Verfolgungen, Bedrohungen von Mitbürgerinnen und Mitbürgern sogar hier bei uns, die aufgrund ihrer Religion oder ihrer Herkunft angegriffen werden. Das ist einfach unfassbar!

Was mich im Rahmen meiner Recherche für den Kaufhausroman sehr beschäftigt hat, war die Tatsache, wie oft Menschen "ihren" gewohnten jüdischen Kaufmann in der Nachbarschaft, bei dem sie täglich eingekauft haben, in Schutz genommen und sogar gegen Angriffe seitens der SA ganz vehement und entschlossen verteidigt haben. Aber trotzdem haben sie insgesamt der Politik der Nazis zugestimmt, haben die NSDAP gewählt und bei Boykottaufrufen gegen ihnen nicht persönlich bekannte Kaufleute mitgemacht. Das ist eine Haltung, die man auch heute wieder beobachten kann: Wen ich persönlich kenne, den nehme ich ganz anders war als eine abstrakte Masse, vor der mir Angst eingejagt wird, weil sie mir fremd und bedrohlich erscheint. Tun wir also etwas dafür, unsere Mitmenschen kennen- und auf diese Weise schätzen zu lernen, um Vorurteile abzubauen und Ängste aus der Welt zu schaffen!
Zugleich ist mir erschreckend klar geworden, wie selbstverständlich früher Juden und Christen bei uns mit- und nebeneinander gelebt haben, wie viele jüdische Kauf- und Warenhäuser es überhaupt gegeben hat und dass die leider alle aus unseren Städten und Straßen verschwunden sind. Das ist ein sehr, sehr schwerer Verlust. Ebenso ist es erschütternd, dass jüdische Einrichtungen in den Innenstädten heutzutage streng bewacht werden müssen. Warum ist ein friedliches Miteinander nicht mehr selbstverständlich? Warum muss jemand Angst haben, sobald klar wird, welcher Religion er sich zugehörig fühlt? Das ist beschämend und beängstigend zugleich!

Wir sind in der glücklichen Situation der Nachgeborenen, die die schlimmen Zeiten des Nationalsiozialismus nicht miterlebt haben. Wir wissen nicht, wie wir selbst reagieren würden, wenn wir in eine ähnliche Lage gerieten. Ich kann nur für uns alle hoffen, dass wir uns unsere Freiheit, unsere Toleranz und den Respekt füreinander bewahren und gegen alle Angriffe von außen entschlossen verteidigen, damit solche Zeiten nicht mehr wiederkehren.


Das Au Bon Marché in Paris,
"Mutter" aller Warenhäuser und natürlich
 DAS große Vorbild für das Hirschvogl.

Foto: (c) Alexander Rehn


Da stimme ich dir absolut zu. Mich ängstigt auch täglich immer mehr, was gerade so in der Welt passiert.

Jetzt aber zurück zu deinem Kaufhaus. Als Leserin war ich ja mittendrin im Hirschvogl. Was muss das für ein Gefühl gewesen sein, zum ersten Mal solch ein Kaufhaus zu betreten! All die schönen Dinge, die es dort zu bewundern gab. Ich glaube, das Flair in so einem Kaufhaus von damals war ein ganz anderes als wir es heute antreffen. Ich musste daran denken, als ich vor vielen, vielen Jahren zum allerersten Mal im Kaufhaus des Westens in Berlin war. Da war ich auch am staunen über die Vielfalt, über die Größe. Welche Kaufhäuser hast du besucht, um das Flair genauso rüberbringen zu können, wie du es in deinem Roman geschafft hast?

Kaufhäuser haben mich schon immer magisch angezogen, weil sie eine ganz eigene Atmosphäre besitzen, gerade die richtig schön "alten" traditionsreichen wie eben das KaDeWe in Berlin. Insofern ist es für mich kaum mehr zu bestimmen, ab wann ich begonnen habe, aus "Recherchegründen" bummeln zu gehen. Sicherlich ab dem Moment, ab dem das Hirschvogl konkretere Gestalt in meinem Kopf angenommen hat und die Idee für den Roman ausgereifter war. Eine tolle Aufgabe, als aus „Recherchegründen“ stundenlang durch Kaufhäuser zu ziehen... An oberster Stelle der Liste rangieren natürlich die wunderschönen Warenhaustempel in Paris, für die ich seit der ersten Lektüre von Émile Zolas "Paradies der Damen" schwärme und womit ja eigentlich auch die ersten Funken meiner Idee gezündet haben. "Mein" Jacob absolviert seine Lehre im Au Bon Marché, dem ältesten Pariser Warenhaus, das auch Zola zum Vorbild gedient hat. Das habe ich mir letztes Jahr während des Schreibens noch einmal ganz genau angesehen, ebenso wie die etwas "jüngeren", aber nicht weniger beeindruckenden Galeries Lafayettes und das Printemps, beide natürlich auch mitten in Paris. Schon beim Eintreten taucht man in andere Welten ein, ist verzaubert von diesen unglaublichen Wohlgerüchen der Parfumabteilungen, von der pompösen Inszenierung der Waren in den grandiosen Lichthöfen mit ihren überwältigenden Glaskuppeln und schwelgt dann in den einzelnen Galerien in duftigen Stoffen, eleganten Garderoben, verrückten Schuhmodellen etc. Was für eine Pracht!

Ein wenig anders, aber nicht weniger faszinierend finde ich Harrod´s und Liberty in London, wobei das Liberty seiner doch recht bescheidenen Größe (im Vergleich zu Harrod´s vor allem!) einen ganz eigenen Charme besitzt. Und dann natürlich auch wegen der doch etwas anderen Architektur (Fachwerk), die mich immer an die Shakespeare-Stadt Stratfort-on-Avon erinnert, und natürlich wegen der berühmten Liberty-Stoffe, die man dort bis heute findet. Bei Harrod´s ist es vor allem die Lebensmittelabteilung, die mich immer wieder in Bann zieht. Was der Mensch alles essen kann! Und wie eindrucksvoll man das in den Auslagen arrangieren kann! Vom Selfridges finde ich die filmische Version weitaus schöner als die echte, was wohl daran liegt, dass in der Fernsehserie alle in der angemessenen Kleidung und Aufmachung durch die Etagen flanieren, während man heutzutage selbst in Jeans und Turnschuhen dort entlang schlendert. ;-) Das Fortnum & Mason, das tatsächlich älteste Kaufhaus Londons, kommt im Roman ebenfalls vor, aber seine bauliche Gestalt spielt weder in der Geschichte noch für meine Recherche eine wichtige Rolle. In Berlin ist es natürlich das KaDeWe, das ich immer wieder aufgesucht und mit dessen Geschichte ich mich intensiv beschäftigt habe. Das Wertheim am Potsdamer Platz wie auch das Karstadt am Hermannplatz existieren ja leider nicht mehr bzw. nur noch in einer recht abgespeckten Version (Karstadt) der einstigen Pracht. Da habe ich dann vor allem alte Fotos, Zeitungsberichte und Schilderungen studiert, um mir die Gebäude auszumalen. Material gibt es genug.

Ein weiteres wichtiges Ziel meiner Recherchereisen in Sachen Kaufhaus war Breslau. Das Kaufhaus Barrasch am Großen Ring, vis-a-vis des Rathauses, ist das architektonische Vorbild für mein Hirschvogl, zumindest was die Außengestaltung betrifft. Innen ist es komplett umgebaut. Leider habe ich keine Fotos vom früheren Zustand gefunden. Aber wozu hat man als Autorin Phantasie? Ebenso hat sich das Wertheim am früheren Tauentzienplatz (heute Ulica Świdnicka, Ecke Plac Tadeusza Kościuszki) nur noch von außen erhalten. Innen sind dort unter dem Dach des Renoma neue Geschäfte eingezogen. Von außen muss man sich das unbedingt mal ansehen Sogar die berühmten Kaufhäuser in New York habe ich im letzten Herbst besichtigt. Im Buch spielt das Macy´s eine Rolle, das als das größte Warenhaus der Welt firmierte. Seine bis heute noch erhaltenen Holzrolltreppen sind genau das, was dann eines Tages auch im Hirschvogl am Rindermarkt eingebaut wird.

Bloomingdale´s fand ich interessant, aber im Vergleich zu Paris und London enttäuschend. Saks Fith Avenue und Bergdorf Goodman dann geradezu gigantisch, weniger von der baulichen Gestaltung als vielmehr vom Warenangebot. Luxus pur! Dagegen schrumpfen „meine“ Münchner Häuser doch ganz schnell auf Zwergenformat, dabei galten das Hermann Tietz am Bahnhofsplatz (heute Karstadt) und das Oberpollinger (das inzwischen wieder so heißt, aber zu Karstadt gehört) einmal als wahre Prachtbauten. Ihre Außenfassaden sind bis heute gut erhalten, innen hat sich vieles verändert. Um mir die damalige Gestaltung auszumalen, musste ich dann schon zu alten Berichten greifen.



Die berühmten Rolltreppen im Bon Marché -
natürlich kriegt das Hirschvogl auch welche!

Foto: (c) Alexander Rehn


Seltsamerweise gibt es kaum Fotos, was ich sehr bedauere. Aber, wie gesagt, wozu hat man als Autorin Phantasie? Und mein Hirschvogl ist ohnehin ganz einzigartig. Ich hoffe sehr, Ihr spürt den alten Zauber noch, der einen ergreift, wenn man auf Jacobs Lieblingsplatz zwischen Palmen und Messingaufzügen im Lichthof am großen Springbrunnen Platz nimmt. Legt einmal so wie er den Kopf in den Nacken und schaut durch sämtliche vier Geschosse nach oben. Sehr ihr die Glaskuppel mit dem springenden Hirschen und dem Vogel auf dem Widerrist? Jean Beck (1862-1938) hat sie gestaltet. Den gab es übrigens wirklich. Es ist mein Urgroßonkel. Ob er solche Glasmosaike entworfen hat, weiß ich leider nicht, aber er hat u.a. wunderschöne Vasen, Schalen und Teller entworfen, die ganz beeindruckende Farben und sehr faszinierende Formen haben. In der Pinakothek der Moderne kann man in der Designabteilung einiges von ihm bewundern. Eine kleine Jugendstilschale besitze ich sogar selbst. Nur das Hirschvogl-Emblem leider nicht…

Dein Urgroßonkel? Das ist ja interessant! Vasen, Schalen, Teller. Jugendstil. Da muss ich direkt wieder an meine Kultur- und Literaturwoche mit Monika Fuchs denken. Wir haben doch den Hohenhof hier in Hagen besichtigt, ein Gesamtkunstwerk des Jugendstils. Henry van de Velde hat für den Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus nicht nur das Haus entworfen, sondern auch das Geschirr, die Gläser, sogar die Kleidung seiner Frau!

Ich wünschte, das Hirschvogl würde es wirklich geben! Welche Abteilung würdest du mir zuallererst zeigen wollen?


Liebe Monika, bei einem gemeinsamen Bummel durchs Hirschvogl würde ich Dir am liebsten Alles zeigen! Ein wenig kommt es natürlich auf den Termin Deines Besuchs an, weil es sich ja ständig wandelt, verändert und ein neues Kleid erhält. Der riesige Erfolg und vor allem Theas und Lilys Einfallsreichtum ist es zu verdanken, dass es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Erstes großes Highlight war natürlich die Lingerie im ersten Stock, die zur Silvesterfeier 1899/1900 eröffnet wurde. Wow, was ein Traum in Plüsch, Samt und Seide! Von den betörenden Düften, die einen dort umschwebten, ganz zu schweigen. Das "Verbotene", die Wäsche unter den vielen Lagen Stoff, die Damen damals trugen, wollte ganz besonders fein präsentiert werden. Natürlich ohne jedwede Schlüpfrigkeit, aber mit einem gehörigen Schuss Luxus und Erotik, das durfte schon sein.
Der nächste große Schritt war dann die Erweiterung auf vier Etagen, die Lily erlaubte, auch eine Leihbibliothek und einen Leseraum für Zeitungen und Zeitschriften einzurichten. Beides hatte das Oberpollinger, einer der größten Konkurrenten in der Münchner Innenstadt, zwar auch, aber das Hirschvogl hatte einfach eine weitaus fundiertere Auswahl gerade an zeitgenössischer Frauenliteratur. Dank Theas regelmäßigen Soireen besaßen sie beste Kontakte zum Münchner Verein für Fraueninteressen (der wurde 1894 gegründet und existiert nach wie vor), in dem sich die engagiertesten Frauenrechtlerinnen wie Anita Augspurg und ihre Lebensgefährtin Sophia Goudstikker sammelten, aber auch damals sehr berühmte Münchner Autorinnen wie Emma Haushofer-Merk, Elsa Bernstein, Carry Brachvogel, die heute leider weitgehend vergessen sind. Natürlich waren damit auch die Werke dieser Frauen im Hirschvogl vorrätig, ebenso lasen sie dort regelmäßig und hielten entsprechende Vorträge, worüber auch das hauseigene "Illustrierte Modeblatt", eine kostenlose Kundenzeitschrift mit großem redaktionellen Teil, berichtete.


Das KaDeWe
Fotos aus Fotobuch Berlin 2014
(c) Monika Schulte

Nach dem epochemachenden Ausbau über weitere zwei Häuser erhielt das Hirschvogl 1914 einen imposanten Lichthof über vier Etagen mit Springbrunnen, Palmen, Aufzügen und einer gigantischen Glaskuppel. Dafür hat wiederum mein Urgroßonkel Jean Beck den springenden Hirschen mit dem Vogel in ein gigantisches Glasmosaik gesetzt. Unten am Brunnen zu sitzen und den Trubel in den verschiedenen Etagen zu beobachten, wird dann eine von Jacobs Lieblingsbeschäftigungen, nachdem Lily mehr und mehr in die Führung des Kaufhauses einsteigt. Dorthin würde ich Dich in den Zwanziger Jahren sehr gern einladen, liebe Monika, und wir würden von dort aus das Treiben im Kaufhaus beobachten, am Ende vielleicht die Lebensmittelabteilung oben im vierten Stock besuchen (damals hatte man die in den meisten Warenhäusern ganz oben), um in den erlesenen Delikatessen aus aller Welt zu schwelgen, die seit der "goldenen" Zeit der 1920er Jahre wieder in Deutschland zu kaufen und zu genießen sind.
Nach dem 50jährigen Jubiläum 1930 ziehen Rolltreppen in den Lichthof des Hirschvogls ein - damals eine riesige Sensation! (Das erste Münchner Kaufhaus mit Rolltreppen war realiter das Uhlfelder ab 1931). Natürlich müssten wir uns die genau anschauen und mit diesen engen, langsamen Holztreppen eine Weile begeistert auf und ab fahren, wie es Laetitia tut. Auch dazu, liebe Monika, würde ich Dich sehr gern einladen - und anschließenden auf einen gemütlichen Kaffee (natürlich den von der equisiten Costa Rica-Mischung, die das Hirschvogl exklusiv vertreibt) im neu gestalteten Café, das Jacobs Enkelsohn Leopold ganz im strengen Bauhausstil eingerichtet hat. Dank der bodentiefen Glasfront hat man einen hervorragenden Blick auf den Rindermarkt und kann das Geschehen auf dem Platz in aller Ruhe beobachten. Ich bin sicher, das würde Dir ebenso sehr gefallen wie Jacob, Edna und mir ;-)


KaDeWe
Fotos aus Fotobuch Berlin 2014
(c) Monika Schulte

 
 
Ach Heidi, das hört sich alles so wunderbar an! Am liebsten würde ich sofort mit dir losziehen. Hast du dir eigentlich auch überlegt, wie das Hirschvogl wohl heute aussehen würde? Hätte es noch den gleichen Charme?
 
Eine sehr schöne Überlegung, von wegen, was wäre aus dem Kaufhausroman geworden, wenn es das heute geben würde. Insgesamt sind die Kaufhäuser ja vom Niedergang betroffen, die ganzen Ketten, also Hertie ist ja komplett verschwunden, hatte hier halt eben die schönen Häuser, die Karstadt übernommen hat. Karstadt kommt ja auch aus der Zeit, in der mein Hirschvogl spielt, hat in den Zwanziger Jahren hier in München Oberpollinger übernommen, was mittlerweile ein ganz edles Ding ist, ähnlich wie das KaDeWe in Berlin. Aber, wenn man da reingeht, merkt man, viel los ist da nicht. Im Sommer sind die ganzen arabischen Touristen da, aber ansonsten gehen die Münchner nicht mehr zum Oberpollinger so wie früher.
 
Die Hirschvogls hätten - wenn es nach mir ginge - natürlich ihr besonderes Kaufhaus bewahrt und hätten alles getan, damit das Kaufhaus von Münchnern für Münchner das bleibt, was es immer war, nämlich das erste Haus am Platz, in dem es ganz tolle Dinge gibt, in dem man sich berauschen lassen kann, ähnlich wie in Paris, wenn man da heute in Galeries Lafayette oder Au Bon Marche reingeht, das ist immer noch etwas Besonderes. Das hätte ich meinem Hirschvogl natürlich gewünscht, dass es nicht von Kaufhof oder Karstadt aufgekauft wird, sondern eben seinen Charme bewahrt mit dem Lichthof, mit dem besonderen Programm, dass es Lesungen gibt.
Dann hätten wir uns natürlich dort alle getroffen und hätten uns vielleicht auch beworben um den Nachfolgern der  Hirschvogls bei der Durchführung der Lesungen behilflich zu sein, bei der Auswahl der Autoren, um wunderschöne Abende zu gestalten. Klavierabende vielleicht, Ausstellungen. Ich kenne ganz tolle Maler hier in München, die natürlich gepasst  hätten, um dort ihre Bilder zu zeigen. Das würde ich  meinem Hirschvogl wünschen, dass es am  Rindermarkt weiterhin seine Besonderheit entfaltet, seinen Anziehungspunkt bildet für alle aus München, aus Nah und Fern. Auch Touristen, die sich das anschauen als besondere Attraktion . Es hätte eine wahnsinnig tolle Fressabteilung bekommen, so, wie das KaDeWe in Berlin, wo man ja wirklich ganz tolle Dinge da oben bewundern kann, oben unterm Dach im obersten Stock und dann natürlich auf dieser tollen Terrasse sitzen kann. Sowas  hätte das Hirschvogl auch verdient gehabt und von mir natürlich in jedem Fall bekommen!
Ich würde mir wünschen, dass es so ausgegangen wäre, damit es nicht so endet wie mit dem Oberpollinger hier, der mittlerweile wüst und leer ist, also zwar edle, schicke Marken verkauft, aber man hat das Gefühl, es sind mehr Verkäufer als Käufer im Haus oder wie das Karstadt, früher Hertie, Hermann Tietz am Bahnhofsplatz, das demnächst komplett umgebaut werden soll, entkernt werden soll mit einem ganz  neuen Konzept wiedereröffnet werden soll, was glaube ich, gar nichts mehr mit dem zusammen zu tun hat, was einst Hermann Tietz gewesen ist. Mein Hirschvogl hätte, wie gesagt, ein anderes Schicksal verdient.
Ich danke dir für diese wunderschöne Frage und die Gelegenheit, so viel von meinem Hirschvogl drumherum zu erzählen!


 
 
Liebe Heidi, ich habe dir zu danken! Dafür, dass du mir für die Fragen zur Verfügung gestanden hast, dass du mit mir diese kleine virtuelle Reise in dein Kaufhaus unternommen hast. Es hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht! DANKE!
Und Euch, liebe Leserinnen und Leser, kann ich nur wärmstens empfehlen, Euch jetzt direkt das Buch zu schnappen und anfangen zu lesen!



Donnerstag, 8. Juni 2017

Ein Tag im Juni



Eine befreundete Autorin hat ihre FB-Freunde gefragt, wie ein normaler Tag bei Ihnen aussieht. Die Idee finde ich einfach klasse und muss sie direkt klauen.

Hier könnt Ihr sehen, wie mein heutiger Tag ausgesehen hat.

 Post über einen normalen Tag bei Ursi gelesen (muss ich nachmachen). Mitten in der Nacht ausgestanden. Einsames Frühstück zu mir genommen. Nach dem ersten Büro-Tee steigt die Laune. Alltag im Büro. Mit Anja bei Thalia Gute-Laune-Geschenke für einen erkrankten Kollegen gekauft. Anschließend Mittagspause im Eiscafe. Lange Wege in unserem Rathaus. Nach Feierabend meinen Sohn von der Schule abgeholt. Endlich Zuhause kurze Pause auf der Terrasse und Plausch mit meinem Mann. Blumen gießen, Ungesundes im Backofen hergestellt und gegessen. Zum Schluss wird noch etwas gelesen.

Und wie sieht so ein Tag bei Euch aus?

Sonntag, 4. Juni 2017

"Seeluft macht glücklich" von Janne Mommsen

Ein Nordsee-Wohlfühl-Roman!

Einfach mal ein bisschen an die Nordsee entführen lassen und die frische Brise um die Nase wehen lassen? Das könnt Ihr mit Janne Mommsens neuem Roman "Seeluft macht glücklich".

Jasmin, Mitte 30 lebt in Köln, ist völlig überarbeitet und einem Zusammenbruch nahe. Ihr Chef verordnet ihr erstmal eine Auszeit. Als Jasmin nach Hause kommt und ihr Badezimmer Opfer eines Wasserrohrbruchs geworden ist, packt sie ein paar Sachen und fährt auf die Insel Föhr. Hier war sie als Jugendliche schon einmal zur Kur. Damals war sie wie alle Mädchen in Sönke verliebt. Vielleicht trifft sie ihn ja wieder? Auf alle Fälle trifft sie erst einmal Thore. Er kümmert sich um die Vermietung und Verwaltung von Ferienhäusern auf der Insel, doch Thore ist gefrustet. Obwohl längst getrennt, schlägt ihm die Verlobung seiner Ex-Freundin Keike ganz schön auf den Magen. Er will nur noch weg. Kurzerhand beschließen Jasmin und Thore einen Wohnungstausch. Jasmin genießt die Zeit auf Föhr sehr. In kürzester Zeit hat sie ganz viele Kontakte geschlossen und auch die Kurznachrichten, die zwischen ihr und Thore hin- und hergehen, haben es ihr angetan. In Köln hingegen ist sie jedoch die meiste Zeit allein. Hier steht immer nur die Arbeit im Vordergrund. In Köln ist sie eigentlich nur mit Ralf befreundet, einem Kollegen im katholischen Krankenhaus, in dem sie für die Verwaltung und er als Priester arbeitet. Ralf kümmert sich auch um Thore. Ihm verschafft er gleich einen Job als Klink-Clown, doch Thore bekommt irgendwann Heimweh nach seiner Insel.

"Seeluft  macht glücklich" - wer schon einmal seinen Urlaub am Meer verbracht hat, weiß, dass es stimmt. Seeluft macht definitiv glücklich. Sehr glücklich sogar. Beim Lesen dieses heiteren Romans hat man direkt das Gefühl, den Nordseewind auf der Nase zu spüren. Es ist ein Roman, der einen wunderbare Wohlfühl-Momente beschert und den Wunsch, sofort die Koffer zu packen und los zu reisen. Wunderbar!



eBook
272 Seiten
Verlag: rowohlt




"Der italienische Garten" von Alyson Richman

Wer dieses Buch gelesen hat, wird es nicht wieder vergessen!

Wer denkt bei dem Titel nicht an Sommer, Sonne, Blumen und duftende Kräuter? Doch dieser Roman beinhaltet etwas ganz anderes.

Italien. Der Krieg kommt immer näher. Elodie, die junge Italienerin mit französischem Namen, ist Musikstudentin. Sie ist Cellistin mit einem großartigen Talent und einem einmaligen Gedächtnis. Was sie einmal gelesen, was sie einmal gehört hat, sie vergisst es nicht. Als ihr Vater an den Folgen einer Folter stirbt, ändert sich ihr Leben komplett. Sie schließt sich dem italienischen Widerstand an, der Resistenza. Elodies Aufgabe ist es nun, mit Hilfe ihrer Musik geheime Codes zu übermitteln. Eines Tages geht sie mit gefälschten Papieren von Bord eines Schiffes und wäre den deutschen Wächtern beinahe direkt in die Arme gelaufen - da rettet der Arzt Angelo sie, in dem er sie für die lang ersehnte Cousine ausgibt. Elodie lebt in Angelos Haus, dem Haus mit dem schönen Garten. Beide, Angelo, wie auch Elodie haben ihre Geheimnisse, ihre Geschichten.

"Der italienische Garten" - ein wunderbarer, ein faszinierender Roman! Vor meinem inneren Auge lief ein Film ab. Dieses Buch wurde mit ganz viel Gefühl, ganz viel Klugheit geschrieben. Die Autorin hat mit der jungen Elodie eine Musikerin geschaffen, deren Musik ich förmlich gehört habe. Ich konnte ihr beim Musizieren zuhören, war komplett ergriffen und fasziniert davon, dass es möglich ist, geheime Codes aus der Musik heraus zu hören. Als der Krieg mit aller Macht über Italien hereinbricht und Elodie sich mit ihrer Freundin der Resistenza anschließt, geht es nicht mehr nur um Musik, sondern auch um die Grauen des Zweiten Weltkrieges, um Verfolgung, Folter, Tötung.

Als der Arzt Angelo die junge Elodie vor dem Zugriff der Deutschen rettet, spürt man sofort so etwas wie Hoffnung. Ganz langsam, fast zärtlich offenbaren sich die Geschichten der beiden Menschen, die so viel Leid erleben mussten. Wie kleine Puzzleteile fügt sich alles zu einem Ganzen zusammen.

"Der italienische Garten" - wer dieses Buch gelesen hat, wird es nicht wieder vergessen!



Gebundene Ausgabe
432 Seiten
Verlag: DIANA




Herzlichen Dank an das Team des Diana-Verlages
 für diesen außergewöhnlichen Roman!




 

"Mein wundervoller Garten" von Gabriele Frydrych

Ein kurzweiliges Garten-Tagebuch

Stundenlang im Garten knien, Unkraut zupfen, Blumen pflanzen? Das konnte Gabriele Frydrych sich gar nicht vorstellen, als sie mit ihrem Mann das kleine Haus mit Garten am Großstadtrand bezieht. Als dann jedoch die ersten Blumen ihre Köpfe aus der Erde der Sonne entgegen recken, ist es um sie geschehen. Sie befasst sich mit dem Thema Gärtnern. Ihr Garten scheint recht groß zu sein, denn im Buch geht es auch um Nisthilfen für unterschiedliche Vogelarten. Sie schreibt über Vögel, die regelmäßig zu ihr kommen, um gefüttert zu werden. Sie erzählt über Eichhörnchen, Füchse und neugierige Nachbarn.

"Mein wundervoller Garten" - ein kurzweiliges Buch, eher schon ein Garten-Tagebuch, das den Leser durch das Gartenjahr der Autorin entführt. Jeder, der selbst einen Garten hat, kennt viele dieser Geschichten, hat sie selbst so oder ähnlich schon erlebt. Locker und erfrischend geschrieben. Für alle, die Spaß an der Natur und am Garten haben.



 
 
Gebundene Ausgabe
254 Seiten
Verlag: DUMONT



Herzlichen Dank an das Verlagsteam,
dass ich das Buch auf meinem Blog vorstellen durfte!

Besuch


 
Besuch von Nachbars Katze
im Wohnzimmer-Fenster.
Sie schaut mir beim Frühstücken zu.