Mittwoch, 27. September 2017

"... aber Steine reden nicht" von Carlo Ross

Ein sehr wichtiges Buch mit einer Geschichte aus meiner Stadt

Dieses Buch des Holocaust-Überlebenden, der im Jahr 2004 verstorben ist, ist seine Geschichte. Carlo Ross hat in diesem Buch seine eigene Kindheit verarbeitet. Seine Kindheit in meiner Heimatstadt Hagen. 

Der zehnjährige David Rosen zieht mit seiner Mutter Hanna in ein Armenviertel in Hagen. Es ist die "Stiege" im Stadtteil Altenhagen. Bisher haben hier alle Menschen friedlich miteinander gelebt. Juden, Christen, Sozialdemokraten, Sozialisten, doch dann ergreifen die Nazis die Macht. Der Krieg bricht aus. Arbeitslosigkeit, Geldknappheit, Hunger und vor allen Dingen Angst stehen von nun an auf der Tagesordnung. 

Die Nazis marschieren grölend durch die Straßen. Begegnet ihnen ein Jude, wird dieser verprügelt, niedergeschlagen. Manch einer überlebt diese Attacken nicht. Einige wenige versuchen noch, die Stadt, das Land zu verlassen, doch nur einigen gelingt es. Die Häuser brennen, Feuer, das von den Nazis gelegt wurde. Dann fallen die ersten Bomben der Alliierten. Hagen wird in Schutt und Asche gelegt.

Hanna und David erleben jedoch nicht nur Bedrohung und Verfolgung. Es gibt auch noch Menschen im Viertel, die ihnen wohlgesonnen sind. Heimlich werden ab und zu Lebensmittel vor die Tür gelegt, ein Stück Brot, ein bisschen Butter. Und doch kommt eines Tages die Stunde, in der die beiden abgeholt werden...

"... aber Steine reden nicht" - eine tragische Geschichte, die unheimlich zu Herzen geht und das noch mehr, da es eine Geschichte ist, die sich in meiner Stadt zugetragen ist. Die Reichskristallnacht, die Synagoge in der Potthofstraße.

Hagener Schulen veranstalten alljährlich am 9. November einen Sternenlauf hin zur Synagoge. Der Marktplatz, Altenhagen selbst, die Josefs-Kirche, die Schule in Altenhagen... Alles Gebäude, alles Orte, die man als Hagener kennt, die einem zumindest ein Begriff sind. 

Diese Geschichte stimmt nachdenklich, macht traurig und doch ist es ein Buch, das man unbedingt lesen sollte. Es ist ein Jugendbuch, sehr eindringlich geschrieben und auch für Erwachsene bestens geeignet.

Meine Kollegin Christina Schröder hat mir dieses Buch schon vor einiger Zeit ans Herz gelegt, doch erst jetzt bin ich dazu gekommen, es zu lesen. Es ist ein sehr wichtiges Buch, nicht nur für Menschen in meiner Stadt. Unbedingt lesenswert!



Taschenbuch
271 Seiten
Verlag: dtv Junior



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