Habt Ihr eventuell auch schon Gabriele Diechlers neuen Roman "Lavendelträume" gelesen, diese wunderbare Geschichte rund um Düfte? Dieser Roman hat in mir den Wunsch geweckt, auch endlich einmal die Provence zu entdecken.
Jetzt freut Euch mit mir auf ein richtig schönes Interview
mit der bezaubernden Autorin!
 |
Foto: (c) privat Gabriele Diechler |
Deine
Geschichte spielt in der Welt der Düfte. Hast du dich schon immer
mit Düften beschäftigt? Wie bist du auf diese Geschichte gekommen?
Ich
erinnere mich auf sehr intensive Weise an mein erstes Parfüm:
Chantage von Lancaster. Ich war damals ein junges Mädchen und habe
über den tollen Flakon gestaunt, ich habe ihn geöffnet und den Duft
wahrgenommen und wieder gestaunt, weil der Geruch einzigartig war. So
etwas hatte ich noch nie gerochen. Die Kombination –
außergewöhnlicher Flakon und intensiver Geruch – war für mich
wie der Eintritt in eine neue, fremde, exotische Welt.
Natürlich
kannte ich die Freuden des Riechens: frische Erdbeeren, Schokolade,
gewaschene Wäsche, gebohnerte Holzdielen, blühender Flieder,
Rosenduft … aber ein Parfüm, das war Luxus und etwas ganz
Besonderes.
Seitdem
ist Riechen und sind Düfte für mich mit Wohlbefinden verbunden,
auch damit, mir etwas Schönes zu gönnen, wenn ich mich parfümiere.
Und
vom Verlieben wissen wir ja, wie wichtig es ist, jemanden riechen zu
können.
Zu
der Geschichte kam ich, weil mir eines Tages die Figur der Julia
einfiel. Ich sah sie plötzlich in ihrer Zerbrechlichkeit vor mir …
dann erschien Nicolas vor meinem geistigen Auge. Er malte in seinem
Atelier, er war erfolgreich und liebte, was er tat …aber er war
nicht nur Maler, er war vor allem Parfümeur … er hatte es nur
vergessen.
Dann
begann ich über Antoine zu schreiben, sah ihn im Labor, inmitten
seiner Flakons, ganz in seinem Element. Und so ging die Geschichte,
Figur für Figur und Kapitel für Kapitel, weiter.
Anfangs
hatte der Roman den Arbeitstitel: Das Parfüm der Liebe, doch dann
kamen die Lavendelträume ins Spiel … und der neue, endgültige
Titel stand fest.
Jetzt
würde ich dir am liebsten ganz viele Fragen auf einmal stellen!
Lach! Okay, also nach und nach... Antoine ist seinem Labor, weißt
du, an was ich da denken muss? An das Farina-Haus in Köln. Dort habe
ich vor Jahren einmal eine historische Führung mitgemacht. Ich
glaube, das muss ich unbedingt mal wiederholen. Dort im Museum ist
wohl auch der Roman „Das Parfüm“ geschrieben worden. Mit den
Bildern des Farina-Hauses vor Augen, konnte ich mir lebhaft das Labor
von Antoine vorstellen. Hattest du die Chance, mal mit einem
leibhaftigen Parfumeur zu sprechen? Einer „Nase“?
Leider
hatte ich nicht die Chance mit einer „Nase“ zu sprechen. An so
jemanden heranzukommen, ist nicht leicht.
Aber
ein lieber Freund war Top-Manager, der in seiner aktiven Zeit, unter
anderem, auch viele berühmte Parfüms weltweit vermarktet hat. Das
lief über den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Ich habe ihn
gelöchert und viele Fragen beantwortet bekommen. Bei den gängigen
Parfüms zählen harte Fakten, und die Aussicht auf gute Gewinne.
Auch
ein Waschpulver und sonstige Produkte müssen nach etwas duften,
damit sie sich gut verkaufen.
Was
übrigens interessant ist, ist ein Besuch des Parfümmuseums in
Grasse. Dort bekommt man einen schönen Einblick in die gute alte
Zeit, nimmt Stimmungen und Emotionen auf.
Ich
hoffe, ich konnte deine Fragen beantworten. Wenn ich mal eine „Nase“
kennenlernen sollte, verwickle ich diesen Mann oder diese Frau sofort
in ein Gespräch und melde mich bei dir. Ich hätte selbst noch viele
Fragen…
Oh,
ja, das Museum in Grasse! Da möchte ich unbedingt auch einmal hin!
Ich kenne nur das Parfum-Museum „La Fragonard“ in Paris. Deine
Geschichte hat mich in Gedanken wieder dort hingeführt. Überhaupt
macht dein Roman Lust, auf eine Reise in die Provence. Man möchte am
liebsten sofort losfahren! Mein großer Traum ist es, wenigstens
einmal im Leben durch ein blühenes Lavendelfeld zu laufen.
Seit
ich deinen wunderbaren Roman gelesen habe, liegt an meinem Bett in
Kopfhöhe ein kleines Lavendelsträußchen. Wie findest du es, wenn
sich Leserinnen derart von deiner Geschichte inspierieren lassen, sei
es ein Lavendelsträußchen oder der Wunsch nach einer Reise zum Ort
der Geschichte?
Ich
beantworte
deine Frage aus meiner Perspektive, ich … als Leserin eines Romans.
Wenn
mich das Thema eines Romans oder der Schreibstil, oder auch die
Dialoge etc. packen, gehe ich emotional voll mit.
Dann
identifiziere ich mich mit einer oder mehrerer Personen. Ich fiebere
mit, freue mich mit, leide mit. Fast ist es so, als sei ich
Teil
des Buches.
Deshalb
empfinde ich es als schönes Kompliment, dass du ein
Lavendelsträußchen neben dir liegen hast, oder davon träumst in
die Provence zu reisen.
Das
ist Leben: Dabeisein, sich inspirieren lassen, mitmachen.
Mein
eigenes Leben wurde durch manchen Roman vielschichtiger … deswegen
liebe ich Bücher so.
Und
als Autorin wünscht man sich vor allem eins. Seine LeserInnen in die
Geschichte hineinzuziehen.
Beim
Lesen der „Lavendelträume“ habe ich auch mitgefiebert und
manchesmal gedacht, oh, nein! Wie ist das, wenn du schreibst, gehen
deine Figuren manchmal auch einen ganz anderen Weg, als du
ursprünglich für sie angedacht hattest?
Natürlich
existiert ein Exposé. Bevor man einen Roman beginnt, steht also
fest, wo die Reise hingeht, wie die Figuren sich entwickelt, wo die
Höhepunkte der Story liegen usw.
Aber
es kommt immer wieder vor, dass eine Figur sich verselbstständigt.
Mir ist das schon oft passiert. Auch in diesem Roman, in den
Lavendelträumen, hat sich etwas geändert, wurde anders, als
ursprünglich geplant.
Das
ist – für mich – das Spannendste am Schreiben, dass ich nicht
hundertprozentig sagen kann, wie alles abläuft.
Ich
kreiere zwar die Geschichte, aber ich bin auch die erste Leserin.
 |
Foto: (c) privat Gabriele Diechler |
Welche
Figur hat dir am meisten Spaß gemacht?
Anfangs
hat mir Antoine besonders Spaß gemacht, weil sein Tun im Labor etwas
Fremdes für mich war… und ich sozusagen staunend hinter ihm
„stand“, und ihm über die Schulter geschaut habe.
Dann
rückte Julia in den Fokus. Ich habe sie so zerbrechlich und doch
auch stark gesehen, jemand, der nicht aufgeben will, egal, wie
schwierig es ist.
Auch
Maren, sie kommt im Buch nicht so häufig vor, war – in mir –
sehr präsent.
Du
siehst, ich habe – leider, oder Gott sei Dank? – keine
Lieblingsfigur.
Sogar
der Immobilienmakler Kurz gefällt mir … als charakterarme Figur
ist er sehr stark.
Sorry,
Monika, alle Figuren haben mir sehr viel Spaß gemacht.
Hoffentlich
kannst du mit dieser Antwort etwas anfangen.
Ja,
das kann ich! Lach! Ich finde ja auch alle Figuren wunderbar! Sie
kamen mir auch nicht vor wie irgendwelche Personen in einem Buch. Ich
hatte eher das Gefühl, sie zu kennen. Es war beim Lesen wie ein
Besuch bei Freunden, die man länger nicht gesehen hat.
Wenn
ich dich jetzt in die Provence begleiten könnte, welche Ort würdest
du mir unbedingt zeigen wollen?
Liebe
Monika, da
muss ich nicht lange überlegen. Ich
würde den Wagen an einem der Blumenfelder anhalten und dort
stehenbleiben, damit wir einen Weg finden, durch den wir uns durch
die Felder schlängeln. Wir
würden tief einatmen und nur schauen … wir kämen gar nicht zum
Plaudern, so schön ist es. Und
damit das Plaudern nicht zu kurz kommt, würde ich abends, wenn die
Dämmerung aufzieht, in das kleine Restaurant gehen, das ich so mag.
Es liegt am höchsten Punkt von Mougins, auf der Hügelkuppe. Wenn
es warm ist, werden die Stühle auf die Straße gestellt, dort wird
dann das Essen serviert. An
diesen Abend dort habe ich so schöne Erinnerungen. Es ist nichts
Spezielles passiert, aber die Stimmung … die Kerzen, das Lachen der
Menschen und die Häuser. Wir zwei wären dort sehr gut aufgehoben. Diese
Stelle, unten mit Vieux Village gekennzeichnet, ist ein Highlight für
mich.
Arbeitest
du schon an einem neuen Projekt?
Ja,
ich arbeite am Roman „Liebe Zartbitter“ (Arbeitstitel). Das
Exposé und die ersten Kapitel stehen schon und haben meiner Agentin
und meiner Lektorin richtig gut gefallen … was mich natürlich
riesig freut. Trotzdem
kommt es auch auf die Verkaufszahlen von „Lavendelträume“ an,
auch davon hängt ab, ob ich weiterschreiben kann. So ist das nun
mal. Die Zahlen zählen…lustiger Satz, stelle ich gerade fest. „Liebe
Zartbitter“ startet mit einem extrem spannenden ersten Kapitel. Handlungsorte
sind: Salzburg, Wien, München.
Es
geht um Alwy und Tina, zwei Tortenkünstlerinnen, die ein kleines
Atelier namens Cake Couture in eine der ältesten Straßen Salzburgs
betreiben. Dieses
Tortenatelier gibt es wirklich. Ich spaziere oft daran vorbei und
wusste, dort ist der Ausgangspunkt meines neuen Romans. Die
übrigen Personen waren schnell „da“. Und nun stecke ich wieder
mal mitten drin. Leon,
der männliche Hauptpart, ist mir besonders ans Herz gewachsen, das
hat mit seiner Geschichte zu tun, seiner Herkunft, aber zu viel darf
ich nicht verraten. Nur eins: dieses Buch wird mein bisher Bestes.
Das spüre ich!
Oh,
das hört sich SEHR spannend an! Ich freue mich jetzt schon!
Natürlich
möchte ich jetzt auch noch ein paar andere Dinge von dir wissen.
Welche
Jahreszeit ist denn die deine?
Lach
nicht, aber ich habe zwei liebste Jahreszeiten – schon immer.
Ich
liebe den Frühling, weil er mich an meine Zeit als Kind erinnert.
Wenn so Ende Februar herum oder manchmal schon früher, die Vögel zu
zwitschern beginnen, sehe ich mich immer als kleines Mädchen mit
Kniestrümpfen durch den Garten sausen. Ich hatte immer etwas im
Kopf, ein „Abenteuer“. Und Vogelzwitschern muss etwas in mir
auslösen. Ich liebe es. Mein Herz geht auf, wenn Vögel zwitschern.
Die
zweite liebste Jahreszeit ist der Sommer. Das hat damit zu tun, dass
ich leidenschaftlich gerne schwimme. Am liebsten in einem See oder im
Meer, aber auch im Schwimmbad.
Ich
gehe auch im Oktober noch in den Attersee, und bei Regen. Wenn dann
die Schwalben ganz dicht über mir wegzischen, wenn ich die
Haubentaucher neben mir aus dem Wasser auftauchen sehe, oder die
Libellen beobachte, die am Schilf hängen, fühle ich mich als Teil
eines Ganzen – absolut verbunden, und glücklich.
Frieren
ist nicht so meins. Ich renne immer mit Schals herum. Mit Büchern
und Schals kann man mich ködern. Deswegen überstehe ich auch den
Herbst und Winter ganz gut (da hülle ich mich in einen schönen,
dicken Schal), da bin ich nicht unglücklich, aber, wie gesagt,
Frühling und Sommer sind meine Favoriten.
Und
nicht umsonst schlüpft Julia in Paris in ihr cremeweißes Wollkleid
und nimmt den hellbrauen, weichen Schal dazu.
 |
Foto: (c) privat Gabriele Diechler |
Oh,
ja, der Attersee! Ich beneide dich immer sehr, wenn du Fotos zeigst
und im See schwimmst. Das muss traumhaft sein!
Jetzt
verrate uns doch, was dir Zeit bedeutet!
Tja,
das ist eine Frage, Monika. Mir
bedeutet Zeit nicht viel. Das hat mit meinem Gesundheitszustand zu
tun. Ich leide seit meinem 19. Lebensjahr unter einer
Wirbelsäulenerkrankung, die es mir beinahe unmöglich macht, alleine
zu reisen… viele Jahre lag ich monatelang im Bett. Und auch heute
noch, muss ich jeden Tag sehen, wie ich über die Runden komme. Mal
ist es besser, mal weniger gut.
Mit
41 kam eine Nervenerkrankung hinzu, die mich – vor Schmerzen –
beinahe um den Verstand gebracht hat. In dieser Zeit, als ich nicht
mehr wusste, ob ich den nächsten Tag noch schaffe, ist Zeit für
mich völlig unwichtig geworden.
Ich
hänge seitdem auch nicht mehr so am Leben, so unbedingt ….
Und
alles ist für mich besonders geworden. Ich schätzte jede
Kleinigkeit, ich erfreue mich an allem, ich esse so gern, ich lese
soooo gern. Ich küsse gern, telefoniere und schwimme gern, gehe
spazieren, kaufe auch gerne Handtaschen J.
Aber
Zeit, die kann mich nicht mehr schrecken. Genauso wenig, wie Falten
und das Älterwerden. Ich bin so glücklich, wenn ich keine Schmerzen
habe. Deshalb haben die Schmerzen mir gutgetan, sie haben mich etwas
gelehrt: was Liebe ist und Freundlichkeit, was Achtung und Respekt
sind, und ein Lächeln. Alles das lege ich in meine Romane. Es ist
meine Art, danke zu sagen … dafür, dass ich lebe.
Wenn
ich das so lese, dann kann ich nur den Hut vor dir ziehen. Dass du es
trotzdem schaffst, so zu sein wie du eben bist. Du bist eine so tolle
Frau, so offen, so wahnsinnig offen für alles, hast immer liebe,
trösende und aufmunternde Worte parat. Danke dafür!
Und
jetzt heißt es fast schon Abschied nehmen. Eine letzte Frage bzw.
eine letzte kleine Aufgabe: Beschreibe dich in einem Satz selbst!
Ich
bin!
 |
Foto: (c) privat Gabriele Diechler |
Liebe
Gabriele, es war so wunderbar mit dir zu plaudern! Und gar nicht mehr
so lange, dann sehen wir uns auch. Ich freue mich schon riesig
darauf!
Liebe
Monika, auch
ich habe das „Zusammensein“ mit dir genossen.
Bei
jeder Mail, mit der entsprechenden Frage, hatte ich das Gefühl, du
lugst gleich um die Ecke … und dann hätten wir uns an den Tisch
gesetzt und es wäre losgegangen, mit reden, trinken und was Leckeres
essen (ich liebe es zu kochen).