Die junge Fritzi hat einen Traum. Sie möchte Drehbücher für die UFA schreiben und so reist sie mit nichts als ihrer Reiseschreibmaschine nach Berlin. Ihr Vater hatte im Großen Krieg Bekanntschaft mit dem Grafen von Keller gemacht und dort will Fritzi nun hin, mit ihr der Wunsch, dort Arbeit und Unterkunft zu finden fürs Erste. Der Graf sieht zunächst keinen Bedarf, doch Rosa und Wlad haben Mitleid mit der jungen Frau. Sie darf bei den beiden Männern auf dem Sofa schlafen. Als Inge, das bisherige Tippfräulein ihre Stelle schmeißt, ergreift Fritzi ihre Chance und bleibt. Sie schreibt für den Grafen, der sich mit kleinen Artikeln versucht über Wasser zu halten. Seine baufällige Villa verschlingt Unsummen an Geld. Eine Villa, in der Maler, Schriftsteller und Musiker verkehren. Sie gehen dort ein und aus, sie lieben das Leben.
Und abends trifft man sich im "Café unter den Linden", wo ausschweifend Champagner getrunken wird, wo man tanzt, wo man feiert. Man lebt schließlich nur einmal! Hier tritt Jonny Gable auf, ein Sänger, der auch in der Villa des Grafen verkehrt. Der schöne Jonny, der eine Skandalnudel zu sein scheint, der nichts anbrennen lässt und doch ganz anders ist.
Fritzi freundet sich mit ihrer Vorgängerin Inge an, die nun als Ladenfräulein arbeitet. Inge nimmt sie überall mit hin und so langsam gewöhnt sich Fritzi an das Berliner Leben der Zwanziger Jahre. Als man ihr eine Rolle als Schauspielerin anbietet, ist sie ihrem UFA-Traum ganz nahe, doch eigentlich wollte sie ja Drehbücher schreiben und nicht vor der Kamera stehen. Und dann ist da auch noch der Graf, zu dem sie sich irgendwie hingezogen fühlt.
"Das Café unter den Linden" - ganz großes Kino!!! Joan Weng entführt den Leser in das Berlin der Zwanziger Jahre und sie tut es auf eine so ganz spezielle Art und Weise, dass man das Gefühl hat, man sei dabei. Wie aus der eher schüchternen Fritzi eine junge Frau wird, die sich in Berlin behauptet und ihren Platz findet, es ist einfach wunderbar, als Leser an ihrer Seite sein zu dürfen.
Die Personen des Romans muss man einfach lieben. Fritzi sowieso, aber auch Inge, die ihr das Leben in der prickelnden Stadt zeigt. Hans, der verarmte Graf, der vielen Künstlern ein Zuhause gibt, obwohl er selbst kein Geld hat. Das chaotische, schwule Paar Rosa und Wlad, aber auch Jonny.
Diese Geschichte ist voller Energie, voller Leben, voller Liebe, Musik und Tanz - und voller Champagner! Trotz Geld und prickelnder Getränke zeigt die Autorin aber auch das wahre Leben. Zum Beispiel das Leben von Inge, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt, die immer noch bei ihrer Mutter lebt und die trotzdem das Leben in vollen Zügen genießt.
Was muss das für eine Zeit gewesen sein! Die Menschen nach dem Großen Krieg so regelrecht gierig nach Leben. Die Frauen frei, die Kleider kurz. Verrückte Menschen, verrückte Mode. Erlaubt war, was gefällt. Das pulsierende Berliner Leben, man spürt es so deutlich, dass ein Film vor dem eigenen Auge abläuft. Und was liebe ich die Bezeichnungen Tippfräulein und Ladenfräulein! Herrlich!
"Das Café unter den Linden" - ein großartiger Roman! Unbedingt lesen!
eBook
304 Seiten
Verlag: Aufbau
Herzlichen Dank an Christine Seiler vom Aufbau-Verlag,
dass ich das Buch lesen und vorstellen durfte!
Herzlichen Dank an Joan Weng für diese wunderbare Geschichte!
Joan Weng, du hast einen neuen Fan!
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