Samstag, 2. März 2019

"Die Fliedertochter" von Teresa Simon

Das tragische Leben einer jungen Sängerin

Wir schreiben das Jahr 1936. Die junge Sängerin Luzie Kühn träumt davon, auf den Bühnen der Welt ihr Können zu zeigen, doch Luzie ist Halbjüdin und lebt in Berlin. Die Nazis kommen an die Macht. So verlässt Luzie schweren Herzens ihre Großeltern, bei denen sie lebt und Berlin und macht sich auf nach Wien, wo sie wieder von ganz von vorne anfangen muss. Sie lebt nun bei ihrer Tante Marie, die sie adoptiert hat. Luzie verliebt sich in Bela Król, der so wunderbare Musik schreibt, doch auch in Österreich marschieren die Nazis auf. 1938 dann der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Hitler wird in Wien von einem tosenden Menschenmeer mit dem Deutschen Gruß empfangen. Ist Luzie hier wirklich noch sicher?

Im Jahr 2018 bekommt Pauline Willke von ihrer großmütterlichen Freundin Toni den Auftrag, in ihren Namen nach Wien zu reisen, um sich dort um ein Erbstück zu kümmern. In Wien angekommen, wird Pauline ein altes blaues Tagebuch ausgehändigt, darin geschrieben die Geschichte der Luzie Kühn. Pauline beginnt das Tagebuch zu lesen und taucht so sehr in die Geschichte der jungen Sängerin ein, dass sie alles um sich herum zu vergessen scheint. Fotos tauchen auf. Wie kommt es, dass Pauline so eine frappierende Ähnlichkeit mit Luzie zu haben scheint?

"Die Fliedertochter" - was für eine Geschichte! Was für ein spannender Roman! So, wie Pauline nicht mehr von dem Tagebuch lassen konnte, so konnte ich nicht mehr von der Geschichte lassen. Es ist eine spannende und tief bewegende Geschichte. Sie fesselt mit präziser Sprache, sie begeistert, sie macht fassungslos. 

Teresa Simon entführt den Leser anhand Luzies Tagebuch in das Wien der Nazi-Herrschaft. Die bedrückende Stimmung ist beinahe greifbar. Die Angst der Menschen, vielleicht bald unter denen zu sein, die einfach abgeholt und weggebracht werden. Man spricht von Transporten in Konzentrationslagern, doch niemand weiß etwas Genaues, doch immer mehr Menschen verschwinden. Männer, Frauen, Kinder, Kranke und schließlich auch die Alten. 

Die Autorin setzt sich sehr einfühlsam mit dem Thema auseinander. Dem Leser begegnen vielschichte und interessante Persönlichkeiten, nicht nur zu Zeiten des Krieges, sondern auch in der Gegenwart, der Zeit von Pauline und ihrer Familie. In dieser Zeit erleben wir ein wiedererwachtes bezauberndes Wien. Ein Wien mit einladenden Kaffeehäusern und unzähligen Sehenswürdigkeiten. Wir wandeln als Leser aber auch auf den Spuren der Vergangenheit 

"Die Fliedertochter" - eine wunderbares Buch, voller Tragik, voller Leben, aber auch voller Liebe. Ein echtes Juwel für uns Leser! Unbedingt lesen!




Taschenbuch
491 Seiten
HEYNE




Liebe Teresa Simon, ganz, ganz herzlichen Dank für diese wunderschöne Geschichte! Sie hat mich sehr berührt.

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