Freitag, 3. Oktober 2025

"Botanik des Wahnsinns" von Leon Engler

Die Suche nach Normalität im Chaos

Wie lebt man damit, wenn in der eigenen Familie psychische Erkrankungen fast allgegenwärtig sind? Wenn Suizidversuche, Klinikaufenthalte und das tägliche Ringen mit dem „Wahnsinn“ zum Alltag gehören? Diese bedrückenden Fragen durchziehen Leon Englers Botanik des Wahnsinns. Der Erzähler flieht hinaus in die Welt, versucht sich loszureißen vom familiären Chaos – und wird doch immer wieder von dessen Schatten eingeholt.

Trotz dieser Schwere gelingt es Engler, die Geschichte lebendig und bewegend zu erzählen. Besonders eindrücklich ist der Weg des Protagonisten zum Psychologen. Hier wird das Zuhören selbst zum rettenden Akt – für die Patient:innen wie für ihn selbst. Immer wieder stellt sich dabei die zentrale Frage: Was bedeutet es überhaupt, ein „normaler“ Mensch zu sein?

Beim Lesen entsteht der Eindruck, der Autor habe eigene Erfahrungen verarbeitet. Auch wenn dies nie bestätigt wird, scheinen die Parallelen zu seiner Biografie unübersehbar. Gerade das verleiht der Erzählung ihre Authentizität und Intensität.

Botanik des Wahnsinns ist keine leichte Lektüre. Sie ist berührend, erschütternd und nachdenklich machend zugleich – eine Geschichte, die aufrüttelt und die man gelesen haben sollte.




 

 
Herzlichen Dank an den DUMONT-Verlag, dass ich das Buch lesen und vorstellen durfte!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen