Pflegenotstand trifft Familienchaos - eine berührende und humorvolle Geschichte
Antje Huhs widmet sich in "Zuhause ist vorübergehend geschlossen" einem Thema, das aktueller kaum sein könnte: dem Pflegenotstand. In ihrem Roman entwirft sie eine zugespitzte, aber erschreckend vorstellbare Situation. Kurz vor Weihnachten löst Pflegefachkraft und Influencer Lennart einen landesweiten Aufstand der Pflegekräfte aus – ein unbefristeter Streik, der die gesamte Pflegeinfrastruktur lahmlegt. Pflegeheime schließen, ihre Bewohner werden auf Privathaushalte verteilt. Ob man will oder nicht: Jede Familie muss ihren Beitrag leisten.
So landet ein älterer Herr – angeblich Herr Jankowski – bei Annette und ihrer Familie. Während die achtjährige Tochter den neuen Mitbewohner voller Neugier und Offenheit willkommen heißt, reagiert der Rest der Familie eher mit Skepsis und Überforderung. Als Annette schließlich feststellt, dass ihr Gast unmöglich der Mann sein kann, für den er ausgegeben wird, nimmt die Handlung spürbar Fahrt auf. Die Frage nach seiner wahren Identität verleiht der Geschichte einen spannenden, fast kriminalistischen Unterton.
Huhs erzählt leichtfüßig, humorvoll und mit einem warmen Blick für menschliche Schwächen. Der Ton ist locker, teilweise amüsant, ohne dabei die ernste Grundlage zu verharmlosen: Was würde passieren, wenn die ohnehin knappen Pflegekräfte tatsächlich alle gleichzeitig streiken würden? Der Roman regt zum Nachdenken an, gerade weil seine überspitzte Prämisse so nah an der Realität liegt.
Trotz des gesellschaftskritischen Kerns bleibt es eine berührende, angenehme Lektüre – besonders, da sie in der Vorweihnachtszeit spielt und letztlich hoffnungsvoll endet. "Zuhause ist vorübergehend geschlossen" verbindet Witz, Warmherzigkeit und Aktualität zu einer Geschichte, die unterhält und gleichzeitig nachhallt.

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