Montag, 11. Juni 2018

Das Autorinnen-Spezial mit Heidi Rehn zum Roman "Der Himmel über unseren Träumen"

Wer den Roman "Der Himmel über unseren Träumen" gelesen hat, wird sich über dieses Interview ganz besonders freuen. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, wird es spätestens jetzt wollen. Viel Spaß beim Lesen!





Heidi im 50er-Jahre-Look / Foto: (c)  Erol Gurian


Nachdem ich deinen Roman "Der Himmel über unseren Träumen" gelesen habe, war mir sofort klar, wir MÜSSEN wieder ein Spezial machen. Ich habe sofort an unsere letzte (leider nur fiktive) Teestunde im Hirschvogel gedacht.


Das Hirschvogl ist ja leider bei den Angriffen auf München 1944 zerstört worden... In meinem derzeitigen Manuskript wird das große Bombenloch ca. 1954 wieder gefüllt sein. In sensationeller Geschwindigkeit wird dort etwas entstehen, das ich jetzt noch nicht verraten kann. Aber ein Café wird es auch wieder haben und da können wir uns doch zusammensetzen und im Fünfziger Jahre-Design über den "Himmel..." plaudern? Siehst Du die Stahlrohrstühle mit den roten Plastiklederpolstern und den bunten Resopaltischen vor Dir? Und die Theke ist ebenfalls ganz in dem Stil. Der Boden bunt gekachelt, die Wände zitronengelb gestrichen, in der Ecke die Jukebox und die Mädels stürmen in weit schwingenden Röcken, von Petticoats aufgebauscht, fröhlich schnatternd das Café... gefolgt von Jungs im Halbstarken-Stil und mit kunstvoller Elvis-Tolle.... ;-)


Oh, ja, ich kann es mir sehr gut vorstellen. Ich sehe da auch irgendwie die alten Fotos meiner Eltern.



Der Kaufhof am Stachus/ München - 1951 in Rekordzeit erbaut von dem
Münchner Architekten Theo Pabst / Foto: (c) Heidi Rehn



Dein neuester Roman "Der Himmel über unseren Träumen" spielt in der Zeit kurz nach dem Krieg. Erst 9 Jahre sind seit dem verheerenden Krieg vergangen. Die Bevölkerung möchte das Vergangene hinter sich lassen, will nach vorne schauen. Das Sprechen über die jüngste Vergangenheit ist in den meisten Fällen tabu. Wen konntest du also fragen, wie es damals war?


Meine wichtigste Gesprächspartnerin für all diese Details ist meine Mama, geboren 1936. Sie hat mir in vielen Telefonaten, langen Gesprächen und beim gemeinsamen "Constanze"-Lesen viel aus der Zeit verraten, in der sie "jung Mädsche" war, wie man bei uns im Rheintal sagt. Mit leuchtenden Augen hat sie mir von ihren Kino- und Milchbarbesuchen, von der Arbeit im Büro (sie hat eine Ausbildung als Steuerfachgehilfin gemacht, anschließend in der Buchhaltung einer größeren Metzgerei und zuletzt in einem Ingenieurbüro gearbeitet, in dem sie dann meinen Vater kennenlernte), von der Ausbildung, der Schule, der Mode, der Lieblingsmusik etc. erzählt. Und auch von der Sprachlosigkeit, mit der man über die jüngste Vergangenheit hinweg ging, von der Rückkehr der Väter aus dem Krieg, von den eigenen Erinnerungen an jene Jahre, die sie als Kind erlebte, von dem Umgang der Erwachsenen miteinander, von der Schule, in der damals kurz nach dem Krieg keine Geschichte außer Kirchengeschichte unterrichtet wurde, von denen, die nicht mehr zurückkamen, weil sie Juden waren, von dem verschwundenen behinderten Kind aus der Nachbarschaft, über dessen grausames Schicksal aber doch jeder Bescheid wusste. 

Auch mein Vater, der derselbe Studienjahrgang wie meine Figur Vera ist, hat mir Wichtiges v.a. zur Architektur und zur Arbeit in einem Ingenieurbüro sowie am Bau in jener Zeit erzählt. Er hat wie Vera 1949-1954 an der TH Aachen studiert, ist allerdings Bauingenieur, hatte jedoch einige Überschneidungen mit Architekten. Schon in meiner Kindheit hat er mir viel zu Architektur, speziell der Nachkriegsarchitektur, erklärt und gezeigt. Der himmelblaue VW-Käfer, der im Roman vorkommt, ist praktisch seiner. Auch er hat anklingen lassen, wie wenig man damals über das gerade Erlebte gesprochen hat und wie viel man - bis heute - geschwiegen hat.

Berichte von Zeitzeugen, vor allem von jüdischen Überlebenden, Emigranten und Remigranten nach Deutschland, die es in zahlreichen Büchern zu lesen gibt, haben das ergänzt.

Es hat mich sehr berührt, diese Berichte zu hören und zu lesen. Meinen Eltern hat mich das noch näher gebracht.

Nach deinem Buch habe ich mir auch direkt vorgenommen, meine Eltern nach dieser Zeit zu befragen. Ich weiß einfach viel zu wenig über die Zeit, als sie jung waren.





Die Neue Maxbuirg in München - 1954-57 von den Münchner Architekten Sep
Ruf und Theo Pabst errichtet / Foto. (c) Heidi Rehn



Überall war Aufbruchsstimmung, aber auch noch das alte Misstrauen. Du schreibst darüber so bildhaft, dass man dieses Misstrauen tatsächlich spüren kann beim Lesen. Wie schaffst du das?



Es freut mich sehr, wenn ich mit meinem kleinen Roman Anstoß zu neuen Gesprächen gebe. Unbedingt musst Du Deine Eltern fragen! So oft haben sie früher schon erzählt, aber da war ich zu jung, hatte kaum Ahnung, keine Zeit... Und gerade die Zeit rast und wird knapp. Ich war erstaunt, wie sehr auch mein eigentlich eher zurückhaltender Vater aufgeht, wenn es um die alten Zeiten geht...

Vielen Dank auch für das große Kompliment, es käme sehr bildhaft rüber. Genau das will ich erreichen, aber ob es gelingt, kann ich selbst nicht abschätzen. Ich bin einfach sehr versunken in der Zeit, habe wahnsinnig viel gelesen, alte Fotos, Filme angeschaut, auch mit älteren Damen aus der Nachbarschaft geplaudert... Und entdeckt, dass die Fünfziger doch weitaus spannender sind als gedacht. Erschüttert hat mich allerdings das Schweigen über die Vergangenheit auf beiden Seiten - Tätern wie Opfern. Das wirkt bis heute fort. Zeit, dass wir es aufbrechen!




Die Zeitschrift "Constanze" - in den 1950ern DIE Frauenzeitschrift in
Deutschland / Foto: (c) Heidi Rehn

Da würde ich ja auch mal zu gerne drin blättern!





Die Jahre nach dem Krieg haben aber auch einen großen Rückschritt für die Frauen bedeutet. In den Zwanziger Jahren waren sie so frei. In den Fünfziger Jahren durften sie auf einmal nicht mehr arbeiten, ohne, dass es Eltern oder der Ehemann genehmigt hat. Die Frau sollte sich um Kinder und Haushalt kümmern. Allerdings gibt es das Modell ja teilweise heute noch, wenn ich mich mal so im Bekanntenkreis umsehe. Für mich wäre das nichts. Für dich?

Bist Du manchmal bei uns auf Lauschposten? ;-) Wenn ich sehr genervt bin von Dingen, die im beruflichen Alltag nicht klappen - was ja leider immer mal vorkommt -, drohe ich meinem Mann an, demnächst "Nur-Hausfrau" zu werden. Gerade seit ich die diversen Youtube-Filmchen und Ratgeber von Lilo Aureden & Co. aus den Fünfzigern eifrig studiert habe, weiß ich ja, was das heißt: "Machen Sie sich schön und bringen Sie die Wohnung tiptop in Ordnung, damit er ein gemütliches Nest vorfindet, wenn er von der anstrengenden Büroarbeit heimkommt." Für meinen Mann ist das die Horrorvorstellung. Niemals würde ich das hinkriegen, ihm ständig in den Ohren liegen, wie sehr mir das Fensterputzen auf den Geist geht, wie schwierig das mit dem Einkochen ist etc., etc. ;-)
Natürlich ist unser emanzipiertes Frauenbild aus den 1920ern auch sehr einseitig. Auch da hatte es das Gros der Frauen sehr, sehr schwer. Nur eine Minderheit konnte wirklich frei und unabhängig leben. Die Ehegesetze und dass der Mann juristisch in der Familie für Frau und Kinder das Sagen hatte, galten damals ja auch. Aber es herrschte eine Aufbruchstimmung und viele junge Frauen nutzten die neuen Möglichkeiten, emanzipierten sich, strebten gar nicht erst die Ehe an, erlernten Berufe, studierten, arbeiteten. Frau musste nicht mehr heiraten, um versorgt zu sein. Das war 1945 anders. Da wollten viele Frauen plötzlich wieder das traditionelle Hausfrauendasein. Ich denke, das muss man auch in Zusammenhang mit den Kriegserfahrungen sehen. Die Städte waren zerstört, die Väter, Männer, Brüder, Verlobten an der Front gefallen oder kehrten traumatisiert zurück, die Frauen mussten zu Hause und im täglichen Leben fast alles allein stemmen. Da ist das Bild, eine Frau kümmert sich "nur" um Haushalt und Familie, ein sehr erstrebenswertes Ideal. Sie konnten dabei auch wieder Verantwortung abgeben und sich auf das vermeintlich Schöne konzentrieren. So kam die aus den Fugen geratene Welt vermeintlich wieder in Ordnung und alle waren - angeblich - glücklich.

Mittlerweile liegt das alles hinter uns und wir können uns frei entscheiden. Ich habe das große Los gezogen und konnte meine Leidenschaft, Bücher zu schreiben, Geschichten zu erzählen, zum Beruf machen. Auch wenn es Tage gibt, in denen so einiges anders läuft als erhofft, genieße ich es. Ebenso wie das Gefühl, unabhängig zu sein. Wir sind schon wieder ganz anders erzogen als unsere Mütter, haben andere Erfahrungen und - zum Glück! - nicht diese traumatischen Kriegserlebnisse. Das ist eine wahnsinnige Freiheit! Wir sollten sie nutzen - jede von uns so, wie sie es will. Darin sollten wir uns unterstützen und gegenseitig respektieren.



Das wäre was für mich! Dem Mann ein gemütliches Nest machen, damit er es schön hat, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Lach! Mein Mann und ich erledigen den Haushalt zusammen. Allerdings sind wir auch beide berufstätig. Ich finde aber auch, jeder sollte so leben, wie es für ihn am besten und vor allen Dingen auch möglich ist. Was bin ich zum Beispiel angefeindet worden, weil mein Sohn schon mit 4 Monaten in der Kita war! Auch ich habe (von Frauen!) zu hören bekommen, dass die Mutter gefälligst Zuhause zu sein hat.







Anzeige aus der "Constanze" - elektrische Haushaltsgeräte - "der Traum
jeder Hausfrau" - werden in den 1950ern für jedermann erschwinglich
Foto: (c) Heidi Rehn


Wie mag es wohl den Heimkehrern ergangen sein? Den Kriegsgefangenen und auch den Menschen, die aus dem Exil zurückkamen. Wie haben sie sich wohl zurechtgefunden zwischen der Welt, die in Trümmern lag und der Welt, die sich nur noch um Aufbau und Wohlstand kümmerte? Konntest du da auch Menschen zu befragen?



Zum Thema Heimkehr aus dem Exil habe ich vor allem persönliche Aufzeichnungen von und Interviews mit Remigranten gelesen. Es gibt da eine ganze Reihe sehr lesenswerter Bücher, die Zeitzeugengespräche quer durch die Jahrzehnte enthalten. Zufällig gab es außerdem letztes Jahr im Jüdischen Museum in München eine kleine Kabinettausstellung mit Videos, die Studierende der Fakultät für Jüdische Geschichte mit jüdischen Münchnern aufgenommen hatten. Auch darin ging es um das Thema.
Erschüttert hat mich, dass in nahezu all diesen Gesprächen und Berichten auftaucht, wie sehr die Rückkehrer zwischen den Stühlen sitzen: auf der einen Seite die anderen Emigranten, die fragen "wie kannst du in das Land der Täter zurück?" und auf der anderen Seite die dagebliebenen Deutschen, die wissen wollen "was willst du hier?" Dabei betonen alle Rückkehrer zu recht, es sei doch auch IHR Land, IHRE Heimat, in die sie einfach nur wieder zurückwollen. Das konnten beide Seiten nicht verstehen und das ist ja auch der Grundkonflikt, den meine Hauptfigur Vera mit sich und ihren Eltern ausficht. Hinzu kommt der verbreitete Vorwurf von den Dagebliebenen, die Emigranten hätten sich während des Krieges in Sicherheit gebracht, die schweren Angriffe auf Deutschland nicht miterlebt und kämen zurück, wenn es wieder aufwärts ginge. Viele haben sich danach sehr fremd gefühlt in der eigenen Heimat. Letztlich haben sie sie damit ein zweites Mal verloren. Sehr, sehr schlimm! Hinzu kommt, dass sie bei den Behörden und öffentlichen Stellen ihre Anträge auf Wiedergutmachung und Entschädigung oft bei denselben Menschen stellen mussten, die vor 1945 für ihre Verfolgung zuständig gewesen sind.

Die Rückkehrer aus dem Krieg und der Gefangenschaft fühlten sich ebenfalls sehr fremd und hatten Probleme, sich zurechtzufinden. Auch dazu gibt es eine Fülle von Augenzeugenberichten, Interviews etc. Mit meinem Großvater habe ich in den letzten Jahren vor seinem Tod sehr viel darüber gesprochen. Als überzeugter Katholik war er nie in der Partei gewesen und quasi vom ersten bis zum letzten Tag an der Front. Bei der Heimkehr musste er feststellen, dass die, die mit als erste Hitler zugejubelt hatten, sich auch wieder als erste bei den Besatzern gut gestellt hatten. Das war sehr bitter. Eine Erfahrung, die ja fast alle Heimkehrer teilten.

Ich glaube, ich kann mir nicht annähernd vorstellen, wie sich diese Menschen gefühlt haben müssen!




Die Ratgeberbücher von Lilo Aureden sind für junge Frauen
 in den 1950ern ein absolutes Muss.
Foto: (c) Heidi Rehn





Jetzt sag mir doch aber mal, welche deiner Figuren dir am meisten  Freude bereitet hat beim Schreiben.


Eine Autorin nach ihren Lieblingsfiguren zu fragen ist wie, eine Mutter zu bitten, ihr Lieblingskind zu nennen. Natürlich nenne ich Dir eine, dann die nächste, die übernächste, bis ich Dir alle aufgezählt habe, denn ich liebe sie wirklich alle, die "Guten", wie die "weniger Guten", die "wichtigen" wie die "weniger wichtigen". Jede meiner Figuren erhält von mir ein ganzes Leben, an jede denke ich viel länger und öfter, als sie letztlich im Roman aufscheint. Da hat sie manchmal nur einen winzigen Gastauftritt und dennoch weiß ich weitaus mehr über sie. Nicht alles, denn das ist mir wichtig: ich kann und darf und will nicht wirklich alles über meine Figuren wissen. Sie müssen noch ein Geheimnis, ein Rätsel, ein Fragezeichen für mich haben, damit ich mich immer wieder neu mit ihnen beschäftigen mag und immer wieder aufs Neue von ihnen überrascht werde. Oft ist es das Zusammenspiel mit einer anderen, das mir ganz neue Seiten an ihr offenbart, oder die Konfrontation mit einer unerwarteten Situation, die sie in völlig neues Licht rückt. Genau so soll es sein. Für mich und letztlich auch für meine LeserInnen. Heute mag ich Vera, morgen verfluche ich sie, heute ärgert mich Ludger oder geht mir Eisele auf die Nerven, aber im nächsten Augenblick liebe ich sie leidenschaftlich, weil mir die Tragik ihrer Geschichte bewusst wird und ich weiß, sie können aus ihrer Haut nicht raus.


Du ahnst bestimmt schon die nächste Frage! Natürlich möchte ich jetzt wissen, welche Figur dir das meiste Kopfzerbrechen bereitet hat.



Das ist jetzt wirklich eine sehr, sehr schwierige Frage. Letztlich muss ich hier schon wieder das Mutter-Kind-Bild strapazieren: Es gibt immer wieder Momente mit (fast) jeder Figur, die mich schier verzweifeln lässt. Da kann ich eigentlich keine konkret herausgreifen. Vera als Hauptfigur ist widerspenstig, wenn sie mir den Handlungsverlauf auf den Kopf stellt, weil sie doch nicht so reagiert, wie ich mir das zuerst ausgemalt habe. Arthur schießt quer, weil sein Geheimnis ihn doch anders beschäftigt als erwartet, Ludger ist nicht so hintergründig, wie ich ihn zunächst angelegt habe, Ysabel hat ihren eigenen Kopf, aber auch die Nebenfiguren wie z. B. Charlotte oder Konstantin oder Rike entwickeln sich mitunter in eine völlig andere Richtung. Letztlich sind das aber auch normale Prozesse, die die Figurenentwicklung und das Schreiben auch braucht. Dann schreibe ich halt einfach wieder "rückwärts", sprich: ich lösche das Geschriebene komplett, weil es einfach doch nicht passt. Dadurch lerne ich meine Figuren immer besser kennen, nähre mich ihnen immer wieder von einer neuen Seite und kann auch den Plot durchdenken. Geschadet hat es noch nie, wenn ich einer Figur wegen Kopfzerbrechen hatte. Und wie eine Mutter muss ich eingestehen: es ist wirklich gut so, es rückt uns näher, es steigert meine Liebe zu ihnen allen.




Die berühmte 1-2-3-4-Formel verkörpert den Lebenstraum des
Wirtschaftswunders: ein Auto, zwei Kinder, drei Zimmer (Wohnung) und
vier Räder - und schon ist das Glück perfekt.
Foto: (c) Heidi Rehn


Kannst du uns noch etwas über dein neuestes Projekt verraten oder ist das noch geheim?


Dazu kann ich leider noch nicht viel verraten, außer dass es wieder nach München geht in die Zeit 1920er/1930er Jahre mit einem Abstecher nach Wien und Venedig. Die Hirschvogls huschen gelegentlich am Rande durchs Bild. Es wird wieder ein sehr interessanter Aspekt (Münchener) Geschichte erzählt, geschmückt mit ein wenig Glamour, wofür man gelegentlich die Hilfe von Lily Mandel, geb. Hirschvogl, benötigt...


Oh, das hört sich aber wieder sehr vielversprechend an! Ich freue mich jetzt schon! Dann bekommt bestimmt auch wieder Frau Lichtblau eine kleine Rolle. Ich muss immer lächeln, wenn ich diese Figur im Roman auftaucht. Damals, während meiner Zeit beim Kulturamt, habe ich ja ein Sommerprogramm für Erwachsene organisiert. In der Broschüre war immer jemand aus meiner Familie versteckt. Ist es dir ein besonderes Bedürfnis oder hast du einfach Spaß daran?

Das ist ja ein bisschen wie bei Hitchcock, der immer durch die Szene seiner Filme huscht... Ich finde das sehr witzig und habe da großen Spaß dran. Davon abgesehen erschreibe ich mir mit meinen München-Romanen Stück für Stück eine eigene Welt, ein "eigenes München", denn mit jedem Roman kommt ein Teil bzw. eine Figur in meiner fiktiven Welt dazu. Anfangs waren es nur Lou und ihre Freundin Judith Lichtblau, die da Anfang der 1920er Jahre durch die Stadt gebummelt sind, dann traten Ella, Rike & Co. dazu, dann die Hirschvogls, dann - mit einem großen zeitlichen Sprung in die frühen 1950er - Vera, Arthur & Co. und im nächsten Roman wird es eine weitere große Schar sein, die aber natürlich bei den Hirschvogls am Rindermarkt Stammkunden waren, die Kirchenreuths um Ella und Jobst kannten und Taschen von Lou Seybold mögen etc. Das ist ein bisschen wie bei - Achtung, jetzt greife ich mal ganz hoch in die Literatur! - Honoré de Balzac, der das in seinem Romanzyklus "Die menschliche Komödie" auch so gehandhabt hat. Es ist ja irgendwie logisch und macht, wie gesagt, einfach großen Spaß, "alte" Bekannte in neuen Zusammenhängen wiederzusehen und neu kennenzulernen.

Wann wird dein nächster Roman voraussichtlich erscheinen?

Soweit ich weiß im Frühjahr/ Sommer 2019. Den genauen Termin erfahre ich hoffentlich in den nächsten Wochen ;-)





Um Geld für den Wiederaufbau der kriegszerstörten 
Kirchen zu sammeln, wurden u.a. diese Postkarten verkauft.
Foto: (c) Heidi Rehn



Liebe Heidi, die virtuelle Teestunde mit dir mal wieder wunderschön! Im September treffen wir uns dann tatsächlich live und in Farbe! Ob wir dann aber nur Tee trinken? Vielleicht stoßen wir mit den anderen doch mit einem Gläschen Sekt an. Was meinst du? Ich freue mich auf alle Fälle schon riesig! Und ganz, ganz lieben Dank, dass du mir wieder für meine Fragen zur Verfügung gestanden hast!



Eine ganz dicke Umarmung und von mir auch ganz herzliches Dankeschön für das sehr, sehr anregende "Gespräch", das wir dann wirklich im September endlich live führen. Ich werde Deine Fragen jetzt sehr vermissen, denn es war immer so ein wunderschöner Einstieg ins Schreiben, sich damit zu befassen und noch einmal Veras Geschichte Revue passieren zu lassen.








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