Sonntag, 9. Dezember 2018

"Die Zeit der Kraniche" von Ulrike Renk

Eines der stärksten Bücher meines Lese-Jahres 2018!

Alle haben so sehr das Ende des Krieges herbei gesehnt, doch für die Gutsfamilie von Mansfeld hat der Schrecken noch immer kein Ende. Kaum konnte Gebhard bei einem Bombenangriff auf Potsdam der Gestapohaft entfliehen, wird er Ende des Krieges von den sowjetischen Besatzern aufgrund Spionageverdachts erneut verhaftet. Frederike, von allen liebevoll Freddy genannt, muss ich abermals ganz alleine mit ihren Kindern durchschlagen. Während des Krieges waren sie wenigstens noch alle zusammen. Die Familie, die Leute, um die sich Gebhard und Freddy immer liebevoll gekümmert haben. Sogar für all die Fremdarbeiter und Flüchtlinge hielten sie immer ein paar Kleinigkeiten und liebevolle Worte parat. Doch nun ist Gebhard abermals in Haft. 

Die Fremdarbeiter sind in ihre jeweilige Heimat zurück gegangen. Dafür wurden ausgebombte Familien aus Berlin und Umgebung auf dem Gutshof einquartiert. Frederike weiß oftmals nicht weiter. Inzwischen ist ihre ganze Familie in den Westen geflohen. Sie wollte auf dem Burghof immer auf ihren geliebten Gebhard warten.

Als die Sowjets ein weiteres Mal vor ihrer Haustür stehen, muss Frederike schnell handeln. Ihr und den Kindern gelingt knapp die Flucht, doch wie geht es nun weiter? Frederike hat gelernt, ein Gut zu leiten, doch wird sie auch in einer Stadt für sich und ihre Kinder sorgen können? Und was ist mit Gebhard? Wird sie ihn bald wiedersehen? 

"Die Zeit der Kraniche" - was für ein grandioser dritter Teil der Ostpreußen-Saga! Es ist die fesselnde und tief bewegende Geschichte der Frederike von Mansfeld, die ich als Leserin schon in den beiden ersten Teilen "Das Lied der Störche" und "Die Jahre der Schwalben" begleiten durfte. Wie schnell sich die Zeiten, das Leben und alles drumherum verändert haben! 

Im dritten Teil hat sich Ulrike Renk selbst übertroffen. Ganz große Erzählkunst! Man fühlt sich ergriffen. Man leidet mit Freddy und ihrer Familie - vielleicht noch ein bisschen mehr, wenn einem klar wird, dass die meisten der Personen tatsächlich gelebt haben. Es ist ein fiktiver Roman und dennoch angelehnt an wahre Begebenheiten, an wahre Schicksale. 

"Die Zeit der Kraniche" - spannend, authentisch. Gänsehaut hatte ich, als sich einer der sogenannten Todesmärsche durch das Dorf schleppte. Meine Mutter hat von diesen Menschen erzählt. Sie hat erzählt, dass sie ihnen als Kinder Wasser und Brotstücke zugesteckt haben, aber erst jetzt wird mir so richtig klar, dass es Menschen der Todesmärsche waren, von denen sie erzählt hat. 

Diese Geschichte berührt, sie macht nachdenklich, sie beschäftigt einen. Ulrike Renk setzt sich sehr einfühlsam mit dem Thema, mit dieser Geschichte auseinander. Sie haucht den Personen Leben ein. Ich sah einen Film, einen tragischen, einen bewegenden Film. 

Für mich ist "Die Zeit der Kraniche" eines der stärksten Bücher meines Lese-Jahres 2018!







Taschenbuch
515 Seiten
Verlag: aufbau Taschenbuch





Liebe Ulli, ganz, ganz herzlichen für diese Geschichte, die so wunderbar, so tragisch, so unvergesslich ist. Herzlichen Dank auch an das Verlagsteam, dass ich das Buch lesen und vorstellen durfte!












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