Der 70-jährige Felix ist an Alzheimer
erkrankt. Sein größter Wunsch war es immer, einmal eine Kreuzfahrt
zu unternehmen. Seine Tochter Judith erfüllt ihm diesen lang
ersehnten Traum, doch nicht nur Felix und Judith gehen an Bord, auch
Felix Ehefrau Ellen und Enkelin Fabienne. Felix Erinnerungen und
Gedanken sind wie das Meer und die Wellen – mal angeschwemmt, mal
fortgetragen. Was für Felix ein einmaliges Abenteuer zu sein
scheint, wird für die drei Frauen zu einer Reise ins eigene Ich.
„Tage zwischen Ebbe und Flut“ -
allein schon Titel und Cover haben mich magisch angezogen. Es ist ein
Roman, der aus der Masse heraussticht, ganz leise, ganz wunderbar! Es
ist die fesselnde und tief bewegende Geschichte des an Alzheimer
erkrankten Felix und seiner Familie. Vier Menschen, die an Bord eines
Segelschiffes gehen und zu einer Kreuzfahrt aufbrechen. Vier
Menschen, alle mit ihren eigenen Problemen.
Da ist Felix, der sehr an seiner
Krankheit zu leiden hat. Als Leser spürt man förmlich den Schmerz
und die Verzweiflung, wenn er wieder einmal nach Worten sucht, die
ihm einfach nicht einfallen wollen. Felix ist traurig. Felix ist
wütend.
Dann ist da seine Frau Ellen, die immer
und in jeder Situation versucht, die Haltung zu bewahren. Ellen, die
sich nach dem alten Felix sehnt, den sie so liebt. Doch der kranke
Felix ist oft abwesend, vergisst, wird wütend. Ellen tut alles für
ihn, doch mit den Zeilen spürt man, wie verzweifelt sie eigentlich
ist, wie ihr alles zu viel wird.
Judith, die gemeinsame Tochter, die
ihrem Vater sehr nahe steht, zu ihrer Mutter aber kein besonders
gutes Verhältnis hat. Immer wieder wirft sie ihrer Mutter vor, sie
würde über den Vater bestimmen, ihn bevormunden, ihn nicht ernst
nehmen. Doch wer weiß besser, als die Frau an Felix Seite, wie er
wirklich ist?
Zum guten Schluss Enkelin Fabienne, die
mitten in der Pubertät steckt und so ihre eigenen Probleme hat. Sie
geht noch am lockersten mit Felix um, nimmt ihn einfach so, wie er
ist.
„Tage zwischen Ebbe und Flut“ - ein
großartiges Buch, das auf seine eigene Art und Weise den Leser
fesselt und nicht mehr los lässt. Eine Geschichte, wie sie in jeder
Familie passieren kann. Eine Geschichte, die zeigt, wie schwer es
ist, mit dieser Krankheit zu leben. Carin Müller setzt sich sehr
einfühlsam mit dem Thema Alzheimer auseinander, ist ihr eigener
Vater doch selbst auch betroffen. Es ist eine Geschichte, die
aufwühlt und doch ist sie so wunderbar leicht erzählt.
„Tage zwischen Ebbe und Flut“ - es
ist eines dieser Bücher, die den Leser zum Weinen, aber auch zum
Lachen bringen. Und ganz nebenbei begleitet man die Roman-Personen
auch noch auf eine wunderschöne Kreuzfahrt. Ich würde am liebsten
sofort losfahren und all die wunderbaren Orte selbst besichten!
Danke für diese wunderschöne
Geschichte, die mich noch sehr lange beschäftigen wird!
Taschenbuch
284 Seiten
Verlag: KNAUR
Herzlichen Dank an Patricia Keßler vom Verlag Knaur,
dass ich wieder einmal so einen wunderbaren Roman
lesen und besprechen durfte!
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