Die 11-jährige Ausnahmegeigerin Judith
liebt die Musik von Itzhak Perlman. Als sie auf YouTube nach Stücken
von ihm sucht, findet sie die Titelmelodie zum Stück „Schindlers
Liste“. Obwohl noch so jung, interessiert sich Judith für den
Holocaust. Sie möchte diese Melodie spielen, kann dies aber nur,
wenn sie mehr über die Geschichte, über das Geschehen weiß. Ihre
Eltern, selbst Musiker, halten sie für zu jung, doch Judith lässt
nicht locker. Schließlich kommt es zu einer Begegnung zwischen
Judith und Herrn Emge. Michael Emge, der einst selbst Violine spielte
und als Kind ins KZ kam. Michael Emge, dessen sämtliche
Familienangehörige, bis auf einen Onkel, von den Nazis vernichtet
wurden. Michael Emge, der nur überlebt hat, weil er auf Schindlers
Liste stand. Es ist eine Begegnung zweier Menschen, wie sie
unterschiedlicher nicht sein könnten und doch haben sie etwas
gemeinsam, die Liebe zur Musik.
„Spiel mir das Lied vom Leben – Judith und der Junge von Schindlers Liste“ - es ist ein verstörendes Buch, das mich berührt, das mich nachdenklich macht. Erschüttert bin ich über das, was Michael Emge erleben musste. Erst zögernd, fängt er langsam und immer intensiver an zu erzählen. Als Leser ist es unvorstellbar, dass man diese Gräueltaten überleben konnte.
Ich bin aber nicht nur erschüttert über das, was er im Ghetto und im KZ über sich ergehen lassen musste. Ich bin sprachlos über das, was dieser Mann nach der Befreiung, nach dem Krieg erleben musste. Keine Hilfe, keine Unterstützung. Er zieht in seine ehemalige polnische Heimat, doch hier muss er mit Anfeindungen leben. Er zieht nach Israel, doch auch hier kann er nicht leben. Immer wieder die Fragen, was er getan hat, um zu überleben, wieviel Menschen er verraten hat, um selbst nicht sterben zu müssen. Michael Emge muss nicht nur mit seinen grauenvollen Erinnerungen zurechtkommen, er muss auch an die Anschuldigungen, die Vorwürfe ertragen.
Michael Emge erscheint nicht unter seinem richtigen Namen. Auch heute noch ist er Anfeindungen ausgesetzt. Er lebt in Deutschland und schließlich trifft er die junge Geigerin Judith.
„Spiel mir das Lied vom Leben“ - eine wahre Geschichte, die einen unendlich traurig zurücklässt und die einem doch so etwas wie Hoffnung gibt, weil es Menschen wie Judith gibt. Ein Buch, das unbedingt gelesen werden sollte!
Taschenbuch
180 Seiten
Verlag: HERDER
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