Dienstag, 26. Juni 2018

"Häuser aus Sand" von Hala Alyan

Ein leises Buch und doch gewaltig!

Salma wünscht sich nichts sehnlicher, als dass ihre Kinder ein richtiges Zuhause haben, eine Heimat, in der sie sich wohlfühlen. Sie selbst hat eine Vergangenheit aus Angst und Vertreibung. Einst in Jaffa Zuhause, lebt sie nun mit ihrer Familie in Nablus. Ihr kleiner Garten lässt sie von Zuhause träumen, hatte sie doch einst einen ähnlichen Garten in der alten Heimat. 

Als ihre Tochter Alia heiratet, liest sie am Tag zuvor aus dem Kaffeesatz, doch was sie sieht, wird sie für sich behalten, denn die Zukunft bietet nichts Gutes für die Tochter. 

Den Sohn verliert sie im Sechs-Tage-Krieg. Ihre Kinder sind wie sie, immer auf der Flucht. Immer wieder Krieg. Immer wieder der Aufbau eines neuen Zuhauses. Und egal, wo sich die einzelnen Familienmitglieder ein neue Existenz aufbauen, sie bleiben immer die Palästinenser, auch wenn einige von ihnen noch nie in der Heimat der Eltern und Großeltern waren. 

Kuweit, Amman, Boston, Paris, Beirut - die Familie lebt verstreut und hat doch immer eine Sehnsucht, die Sehnsucht nach einem Zuhause, nach einer Heimat. 

"Häuser aus Sand" - es ist eine Geschichte, die für all die Menschen steht, die auch von Vertreibung und Flucht betroffen sind. Eine Geschichte, aktuell wie nie. Eine Geschichte, so authentisch und realistisch, vielleicht auch, weil die Autorin selbst ihre Wurzeln irgendwo überall zu scheinen hat. 

Beim Lesen bin ich tief berührt, ergriffen. Atef, der mit seinem Schwager Mustafa inhaftiert war und der dem Verstorbenen immer noch Briefe schreibt, um über das Erlebte hinweg zu kommen. Alia, die scheinbar immer schlechte Laune hat und es an ihren Kindern auslässt. Menschen, die traumatisiert sind. Menschen, die es jeder auf eine andere Art und Weise versuchen zu verarbeiten. Und Menschen, die alle eines gemeinsam haben, die Sehnsucht nach Frieden und einem Zuhause. 

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive verschiedener Familienmitglieder erzählt, beginnend im März 1963 in Nablus und endet schließlich in Jaffa und Beirat in der heutigen Zeit. Ein verstörendes, ein großartiges Buch, das mit präziser Sprache fesselt. Ein leises Buch und doch gewaltig. Unbedingt lesen!





Gebundene Ausgabe
395 Seiten
Verlag: DUMONT





Herzlichen Dank an das Team des Dumont-Verlages, 
dass ich diese einmalige Geschichte lesen und vorstellen durfte!







1 Kommentar:

  1. Hallo Monika,
    auf dieses Buch freue ich mich sehr! Nach deiner Rezi noch mehr. Ganz toll ist dir gelungen, das Buch in Worte zu fassen und das auszuarbeiten, auf was es im Buch ankommt. Ich hibbel schon dem Lesen entgegen! ;.)
    GlG, monerl

    AntwortenLöschen