Samstag, 21. September 2019

"Eine Familie in Deutschland - Zeit zu hoffen, Zeit zu leben" von Peter Prange (Teil 1)

Ein farbenprächtiges Gesellschaftsbild einer Zeit im Umbruch

Wo Peter Prange drauf steht, ist auch Peter Prange drin. Mit dem ersten Teil seiner Geschichte über die Familie Ising, ist dem Autor wieder einmal ein großes Meisterwerk gelungen. Wer dieses Buch gelesen hat, wird es so schnell nicht vergessen. Bei jeder Zeile spürt man, wie intensiv sich Peter Prange mit der Zeit der Machtergreifung Hitlers auseinandergesetzt hat. 

Die Geschichte handelt von Hermann Ising, seiner Frau und den fünf Kindern. Fünf Kinder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Charly, die ihren Traum wahr werden lässt und Kinderärztin wird. Georg, der lieber Auto-Ingenieur wird, anstatt die Zuckerfabrik des Vaters zu übernehmen. Edda, für die die Filmwelt alles bedeutet und die an der Seite der berühmten Leni Riefenstahl arbeiten darf und nicht nur das. 

Zu den Geschwistern gehört auch Horst, bei weitem nicht so intelligent wie die anderen. Er wird in der Partei Karriere machen. 

Das Nesthäkchen Willi ist der Jüngste. Er wurde mit dem Downsyndrom geboren. Was das unter dem Nazi-Regime bedeutet, muss ich nicht extra erklären. Hitler hat 1939 die Anordnung zur Ausrottung lebensunwerten Lebens offiziell erlassen und hierzu gehörten verstörenderweise Menschen mit Behinderungen. 

Während Charly versucht, ihren kleinen Bruder zu retten, wird ihre große Liebe Benjamin Jungbluth bedroht. Er, der Architekt, der noch so Großes vorhatte, versucht - vielleicht schon zu spät - das Land zu verlassen. Wird es ihm gelingen? 

"Eine Familie in Deutschland - Zeit zu hoffen, Zeit zu leben" - nicht nur die Geschichte einer Familie, sondern auch die Geschichte der Konstruktion des Volkswagens im Wolfsburger Land. 

Es ist ein sehr intensives Buch, das man nicht so leicht aus der Hand legt. Nur wenige Autoren verstehen es, auf diese Art und Weise Zeit, Orte und Begebenheiten dem Leser so nahe zu bringen. Als Leser wird man in die Geschichte hinein gezogen. Man ist stiller Beobachter. Man fiebert, man leidet mit den Personen mit. 

Wie der Autor selbst, frage auch ich mich: Wie hätte man damals selbst reagiert? Wäre man in der Partei gewesen, wie Hermann Ising, mehr oder weniger, damit man seine Ruhe hat? Hätte man sich eventuell von der Propagandamaschinerie beeinflussen hatten oder wäre man in den Widerstand gegangen? Hätte man das Land verlassen oder hätte man, wie so viele, gedacht, das wird schon wieder?

Peter Prange ist für mich einer der größten deutschen Geschichtenerzähler. Wieder einmal hat er ein farbenprächtiges Gesellschaftsbild jener Jahre entworfen. Es ist ein großartiges Buch, das unbedingt gelesen werden muss!





Gebundene Ausgabe
672 Seite
FISCHER Scherz




Herzlichen Dank an das Verlagsteam, 
dass ich diesen hervorragenden Roman 
lesen und vorstellen durfte! 

Nun freue ich  mich auf die Wohnzimmerlesung
 mit Peter Prange Ende November!

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