Sonntag, 20. Juni 2021

Lesezeit-Spezial: Interview mit Bettina Storks über ihren neuen Roman "Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe"

Liebe Lesezeit-Leserinnen und -Leser,

endlich ist es wieder soweit, ich präsentiere Euch ein Spezial mit Bettina Storks zu ihrem neuen Roman.

Liebe Bettina, du weißt, du bist meine persönliche Entdeckung des Jahres 2018! "Das geheime Lächeln" hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Seitdem habe ich alle deine Romane gelesen und konnte viele Besucher von Lesezeit ebenso damit begeistern. Lass uns heute ein bisschen über deinen neuen Roman und speziell über Dora Maar plaudern, der Hauptprotagonistin deiner neuen Geschichte. 




Die Hauptrolle in deinem neuen Roman spielt Dora Maar. Sie war eine französische Fotografin, Malerin und nicht zuletzt Modell und Muse Pablo Picassos. Wie bist du auf sie gekommen?

Als ich für meinen Roman "Das geheime Lächeln" in der Provence recherchierte, entdeckte ich in Ménerbes zufällig das Haus von Dora Maar, das ihr Picasso geschenkt hatte. Damals habe ich nachgeforscht. Dass drei Jahre später eine Romanbiographie daraus wird, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. 

Was hat dich so sehr an dieser Künstlerin fasziniert, dass du unbedingt über sie schreiben wolltest? War es die Nähe zu Picasso oder Dora Maar an sich?

Anfangs war es die Nähe zu Picasso, die mich neugierig gemacht hat, die Intensität dieser Liebesbeziehung. Als ich mich aber näher mit Dora Maar beschäftigte, entdeckte ich ihre Licht- und Schattenseiten. Sie war eine außergewöhnliche Frau mit einem starken Willen. Besonders gefiel mir, dass sie Picasso stets die Stirn zeigte, sich ihm nie unterordnete.



Ist es nicht trotzdem schade, dass die Welt sie in der Regel noch immer hauptsächlich nur als Muse Picassos sieht und nicht als eigenständige Künstlerin?

Seit der großen Dora MAAR-Ausstellung im Centre Pompidou von Paris, 2019, hat sich das glücklicherweise geändert. Die Kuratorinnen der Ausstellung haben großen Wert darauf gelegt, Dora Maars Gesamtwerk von den Anfängen bis zum Ende in den Mittelpunkt zu stellen.

Nachdem ich mich jetzt ein bisschen mit der Künstlerin befasst habe, würde ich ihre Werke gerne einmal "in Echt" sehen. Was fasziniert dich mehr, ihre surrealistische Malerei oder ihre Fotografie?

Eindeutig ihr frühes fotografisches Werk, gefolgt von den späten Gemälden, jenen zarten Landschaftsbildern, die sie nach der Trennung von Picasso in Ménerbes geschaffen hat. Sie sind voller  Zärtlichkeit und schlicht. 

Ich bin auch ganz fasziniert von ihrer fotographischen Kunst. Sie hat das Leben auf der Straße, Menschen am Rande der Gesellschaft in sehr eindringlichen Bildern dokumentiert. Dora Maar hat sogar ein eigenes Fotostudio eröffnet. Sie war also eine sehr moderne Frau.


Fotos: Bettina Storks


Hat sich ihr Leben und vor allen Dingen ihre Kunst geändert, als sie Picasso kennengelernt hat?

Sie hat die Fotografie aufgegeben und beide haben sich mit Leidenschaft in ihre Liebesbeziehung gestürzt. Picasso animierte Dora zu malen. Zur Fotografie hatte die bildende Kunst der späten 1930er Jahre und weit darüber hinaus ein äußerst gespaltenes Verhältnis. Man hielt sie für minderwertige Abbilder der Wirklichkeit, nicht für Kunst. Einer der berühmtesten Fotografen jener zeit, Man Ray, hat auch gemalt. 

Picasso war Teil ihres Lebens. Gibt es weitere bekannte Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen, denen wir vielleicht auch in deiner Romanbiografie begegnen werden?

Lee Miller, Man Ray, Jean Cocteau, der Fotograf Brassai, die Surrealisten André Breton mit Ehefrau Jacqueline, einer meiner Lieblingslyriker Paul Eluard sind in das Romangeschehen eingewoben. Weitere berühmte Zeitgenossen James Lord der später eine Biografie über Dora Maar schrieb, treten auf. In zwei Kapiteln lernen wir die große Frida Kahlo, die mit Dora Maar befreundet war, kennen. Und natürlich mischen Picassos Frauen Marie-Thérese und Doras Nachfolgerin Francoise Gilot mit. Das bot einfach viel verlockenden Konfliktstoff. 


Foto: Bettina Storks
Blick von Ménerbes über die Provence


Das alles macht mich sehr neugierig und deine Leserinnen und Leser sicherlich auch. Welchen Zeitraum umfasst deine Romanbiografie?

Der Prolog lenkt den Blick auf Doras Kindheit in Buenos Aires. Anschließend spanne ich den Bogen von Doras künstlerischen Anfängen in Paris in den frühen Dreißigern bis zur siebenjährigen Beziehung mit Picasso während der deutschen Besatzungszeit. Vor der Besatzung begleiten wir das Liebespaar nach Mougin und Antibes an der Cote d'Azur und dann nach Royan an den Atlantik. Nach der Trennung folgen wir Dora in den späten 50er Jahren nach Ménerbes in der Provence, wo sie bis ins hohe Alter in jenem Haus, das ihr Picasso geschenkt hatte, die Sommer verbrachte. Der Epilog führt durch die Dora-Maar-Ausstellung 2019 im Centre Pompidou.

Bei welchem Ereignis in Dora Maars Leben wärest du gerne dabei gewesen?

Bei dem Sommerurlaub Doras und Picassos im Vaste-Horizon von Mougin mit all den Freunden, die dabei waren: Lee Miller, Man Ray, André und Jacqueline Breton, Nusch und Paul Eluard und Roland Penrose, Lee Millers späterer Ehemann.




Wenn du Dora Maar mit drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?

Leidenschaftlich, expressiv, hochintelligent.

Kommen wir zur letzten Frage, was wünscht du dir für dich selbst und für deine Leserinnen und Leser?

Dass mir die Leidenschaft am Schreiben bleibt und in meinen Romanen spürbar ist. Dann erreichen sie auch eine Leserinnen und Leser.


Bettina Storks bei einer Wohnzimmerlesung 2019 in Hagen

Liebe Bettina, ganz, ganz herzlichen Dank für dieses wunderbare, interessante und spannende Interview! Ich wünsche dir und deinem Roman ganz viele Leserinnen und Leser!







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