Samstag, 10. Mai 2014

Rezension zu "Ein Weg zurück" von Kerstin Hohlfeld

Ein großartiger Roman!

Die Berliner lieben sie. Irina von Lehnberg, die erfolgreiche Radiomoderatorin. Mit ihrer Morgenshow kann der Tag beginnen. Sie hat alles, was sie sich jemals erträumt hat. Sie hat einen tollen Job, der sie erfüllt. Sie kann sich leisten, was sie möchte und an ihrer Seite hat sie Jens, den ebenso erfolgreichen Personalchef eines Energieversorgers. Irina scheint glücklich zu sein. Doch dann erhält sie einen Brief, einen Brief, der ihr bisher so sorglos erscheinendes Leben verändert. Viola, ihre einst beste Freundin aus Kinder- und Jugendtagen, hat ihr geschrieben. Die Gräfin liegt im Sterben. Die Gräfin, diese wunderbare Frau, der sie doch so viel, ja alles in ihrer trostlosen Kindheit zu verdanken hat und deren Namen sie als Pseudonym angenommen hat. Irina wird ganz plötzlich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, einer Vergangenheit, die sie für immer vergessen wollte. Ihre Kindheit war ein einziger Albtraum. Aufgewachsen in Biebersleben, einem Örtchen in der Nähe von Magdeburg. Aufgewachsen als Kathrin, denn so heißt Irina wirklich. Den Namen hat sie abgestreift wie all die schlimmen Erlebnisse von damals. Das kleine Mädchen Kathrin, die sich immer so viel Mühe gab, die Achtung und Freundschaft der anderen zu erlangen und die doch nur verächtlich behandelt wurde, weil sie alte, dreckige Sachen tragen musste, weil ihre Eltern arm waren, weil ihren Eltern der Alkohol wichtiger war, als ihre Tochter. Doch da gab es eben auch Viola, ein Mädchen in ihrer Klasse, sie sich ihrer annahm und ihre beste Freundin wurde. Die Mädchen waren unzertrennlich. Sie gingen durch dick und dünn und doch hat Irina eines Tages einen Verrat an Viola begangen. 

"Ein Weg zurück" - Es ist die Geschichte eines Mädchens, das von der Gesellschaft geächtet wurde, nur, weil es arm war. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die ihren Weg geht und es die Geschichte einer Freundschaft, die eine junge Frau aufs Spiel setzt und verliert. Was habe ich mit der kleinen Kathrin gelitten, die so eisern für ein paar Lutscher spart, die dann noch niemand haben möchte, weil sie als dreckig gilt. Ihre Sehnsucht nach Anerkennung, nach lediglich ein paar netten Worten, nach Zugehörigkeit, all das war beim Lesen deutlich spürbür. Auch ihre Zerrissenheit als Irina, als sie den Brief bekommt, als sie nach Biebersleben fährt und doch am liebsten wieder umkehren möchte. Kerstin Hohlfeld schafft es hervorragend, den Leser an Irinas Gefühlswelt teilhaben zu lassen. Es ist eine Geschichte der ganz großen Emotionen. "Ein Weg zurück" ist aber auch ein Teil deutsch-deutscher Geschichte. Kerstin Hohlfeld schildert das Leben in der DDR, das Gefühl des Eingesperrtseins, Entbehrungen, Wünsche und Träume der Menschen jenseits der Mauer. Ich war gespannt, abgelenkt und tief in Gedanken. "Ein Weg zurück" - ein großartiges Buch!




eBook
Bookshouse Ltd.
277 Seiten
4,99 €


Herzlichen Dank an Kerstin Hohlfeld für diesen wunderbaren Roman!
Mein Dank geht auch an Mareike Barthels von Bookshouse Ltd, dass ich diesen Roman lesen und bewerten durfte!






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