Samstag, 18. April 2015

Das Autoren-Interview mit Beate Rygiert

Liebe Lesezeit-Leserinnen und -Leser,

heute stelle ich Euch eine Autorin vor, die als Kind als jüngste Autorin in die Geschichte eingehen wollte. Sie berichtet über sich, über ihren angeblich langweiligen Alltag und über Figuren, die ein Eigenleben entwickeln. 

Viel Spaß beim Lesen!



Informationen zur Autorin

Name: Beate Rygiert
Wohnort: Oppenau (im Schwarzwald)
Familienstand: verheiratet



(c) Sabine Haymann


Rund ums Schreiben:
Wann hast du angefangen mit dem Schreiben?
Mit sieben, glaube ich. Ich wollte als die jüngste Romanautorin in die Weltgeschichte eingehen und damals fleißig begonnen. Mit zehn hab ich dann in einer Kinderzeitschrift gelesen, dass ein neunjähriges Mädchen bereits einen Roman veröffentlicht hatte. Da habe ich das mit dem ersten Roman auf später verschoben.

Was fasziniert dich am Schreiben?
Dass ich Welten erschaffen kann. Ich fühle mich beim Schreiben immer wieder wie "der liebe Gott", ich darf über Wohl und Weh meiner Protagonisten entscheiden und nehme diese Verantwortung sehr ernst. Was mich aber besonders fasziniert ist, dass die Figuren ein Eigenleben bekommen und sich passagenweise einfach selbst "schreiben". Da überrasche ich mich dann selbst beim Schreiben, und das ist das schönste Gefühl überhaupt, wenn einfach etwas unter meinen schreibenden Fingern entsteht, was ich vielleicht selbst gar nicht erwartet hätte.



(c) Droemer-Knaur

Wie entstehen deine Geschichten?
Da ist zunächst eine Idee, meistens geht sie von einer Figur aus, die sich mir zeigt, zunächst oft wie weit entfernt in einem Nebel. In diesem Nebelland tummeln sich viele solcher möglicher Figuren, und nur manche kommen mir dann auch wirklich nahe. Mir kommt es so vor, als brächten diese Figuren die Geschichte dann schon mit. Meine Aufgabe ist es, genau hinzusehen, hinzufühlen, und diese Geschichten dann aus all den möglichen anderen Geschichten und Wendungen herauszuarbeiten. Mir kommt es selbst meist gar nicht so vor, als ob ich das alles erfinden würde. Es ist mehr wie ein Freilegen, ein Herausfragen aus meinen Figuren. "Was machst du denn da? Ach so, das ...". "Warum reagierst du da so? Aha, deswegen...". Natürlich forme ich das und gebe dem Geschehen Gestalt. Aber weniger mit dem Verstand sondern mehr mit dem Herzen. Das ist möglich, weil ich das Schreibhandwerk nun schon seit meinem siebten Lebensjahr geübt habe und da nicht mehr drüber nachdenken muss. Wie eine gute Geschichte funktioniert, das habe ich lange schon im Gefühl. Aber es würde mich entsetzlich langweilen, wenn ich alles immer nach Schema F laufen ließe.

Dein nächstes Projekt?
Das ist noch geheim ...

Welchen Berufswunsch hattest du als Kind?
In mein Tagebuch schrieb ich mit zwölf: "Eigentlich möchte ich Schriftstellerin werden. Ich sollte dabei bleiben!"



(c) dotbooks

Wie sieht dein Alltag aus?
Eigentlich ziemlich eintönig ;) Ich stehe um sieben auf, drehe mit meinem Mann eine Runde durch den Wald, mache Yoga, frühstücke - und dann sitze ich am Schreibtisch. Die Abende, wenn nicht noch weiter gearbeitet wird, verbringe ich mit meinem Mann. Wir reden stundenlang. Oder machen Musik.
Mein Mann, Daniel Bachmann, ist übrigens auch Schriftsteller. Du fragtest nach unserer lustigen Emailadresse, die salzundpfeffer.de heißt. Das kommt daher, dass wir uns vor vielen Jahren als schreibendes Duo diesen Namen gegeben haben: "Salz & Pfeffer". Jeder fragt dann: "Und wer ist Salz, wer ist Pfeffer?" Dann lächeln wir immer geheimnisvoll und lassen raten.

Welche Jahreszeit ist die Deine?
Frühjahr und Sommer, denn ich liebe das Licht und die Wärme.



(c) dotbooks

Hast du ein Lieblingsreiseziel?
Ich bin gerne in der Wärme, vor allem im Winter. Da haben wir einen Ort in Andalusien, wo wir bereits einen großen Freundeskreis haben, der schon auf uns wartet. Da ist Mario, Leuchtturmwärter und Schriftsteller, Amalia, seine Frau, die professionell das Nichtstun pflegt. Da sind Fernando und Ana, die uns unentwegt bekochen, Susana, die aus ihren glorreichen Zeiten als Architekturprofessorin an der Columbia-University in New York erzählt. Und viele andere auch.

Was bedeutet Dir Zeit?
Ein Geschenk. Ein kostbares Gut, das ich leider viel zu oft verschwende. Das Phänomen Zeit beschäftigt mich schon seit langem, in meinem Roman "Die Fälscherin" spielt sie eine ungewohnte, tragende Rolle.


(c) dotbooks

Wie definierst du Glück?
Etwas intensiv zu erleben, im Hier und Jetzt. Das Zusammensein mit Menschen, die mir viel bedeuten. Wenn "die Dinge" in Balance sind - oder besser gesagt: Wenn ICH in Balance bin, denn dann sind es die Dinge auch

Wenn du plötzlich 5 Millionen Euro zur Verfügung hättest, was würdest du damit tun?
Meine Drehbuchadaption meines Romans "Bronjas Erbe" verfilmen und dabei selbst Regie führen.


(c) dotbooks

Hast du Wünsche für die Zukunft? Welche?
Dass meine Bücher noch mehr Menschen erreichen. Denn was ich mir am meisten wünsche, ist Menschenherzen zu berühren. Dass die Menschen einander zuhören, statt einander die Köpfe einzuschlagen. Dass auf der Welt viel mehr Menschen in einem solchen Reichtum leben können, wie wir das hier in Europa dürfen.

Beschreibe dich in einem Satz selbst!
Oh Gott, Monika, ich bin Romanautorin! Wie sollte ich mein Universum in einen Satz packen? Aber vielleicht habe ich es mit dieser Frage ja schon getan?

Anmerkung der Redaktion:
Ich muss gerade herzhaft lachen!



Liebe Beate, herzlichen Dank für das wunderbare Interview!
Es hat unheimlich viel Spaß gemacht!
Wir werden uns sehen im Literaturhotel in Iserlohn!
Und darauf freue ich mich schon ganz besonders!

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