Dienstag, 7. April 2015

Das Autoren-Interview mit Daniela Nagel

Liebe Lesezeit-Leserinnen und -Leser,
heute stelle ich Euch die Autorin Daniela Nagel vor, eine Frau,
 die als Kind den Wunsch hatte, selbst einmal über 1000 Kinder haben zu wollen und die es dann doch bei fünf belassen hat. Daniela Nagel über ihre ersten Kaninchen-Geschichten, über Gedanken, die wie aus heiterem Himmel zu ihr in den Kopf kommen und über noch ganz viel mehr.
Viel Spaß beim Lesen!




Informationen zur Autorin

Name: Daniela Nagel
Alter: 38
Wohnort: Köln
Familienstand: verheiratet




Rund ums Schreiben:

Wann hast du angefangen mit dem Schreiben?
Schon in der Grundschule habe ich kleine Hefte voll geschrieben und gemalt, meistens waren Kaninchen meine Protagonisten. Später wurde es melodramatischer und romantischer, auch Gedichte habe ich in meinen Teenagerjahren geschrieben und bedauert, dass ich nicht in einer Zeit geboren worden bin, in der sich Gedichte noch gereimt haben. Ich glaube, ich war die einzige in der Klasse, die bei Gedichten von Matthias Claudius dahin geschmolzen ist. Heute bin ich heilfroh, nicht in einem anderen Jahrhundert geboren zu sein und beschäftige mich in meinen aktuellen Büchern am liebsten ganz pragmatisch mit der heutigen Zeit.
Im Keller habe ich noch jede Menge Disketten mit meinen „frühen Werken“ und bin froh, dass ich damals noch nicht wusste, wie lange es bis zu meinem ersten veröffentlichen Buch dauern würde.

Was fasziniert dich am Schreiben?
Für mich gab es einfach nie etwas anderes, was mir so viel Spaß gemacht hat, wie mir Geschichten auszudenken.

Wie entstehen deine Geschichten?
Aus einem Satz, den jemand sagt, einem Menschen, der mir zufällig begegnet, einem Gedanken, der wie aus heiterem Himmel in den Kopf kommt, entspinnen sich auf einmal Geschichten. Aber sie fallen meist schon auf fruchtbaren Boden – das heißt, ein Thema, das mich beschäftigt, zu dem mir aber noch die passende Geschichte fehlt. Viele von diesen Geschichten begleiten mich jahrelang, manche verwerfe ich allerdings auch wieder. Ich mache mir kaum Notizen im Vorfeld, sondern vertraue darauf, dass sich alles wichtige schon im Langzeitgedächtnis speichert. Vielleicht ist das der Grund, warum ich im Alltag oft vergesse, wo ich was hingelegt habe, was ich gerade in der Küche wollte… Mein Gehirn scheint da eindeutige Prioritäten zu setzen.
Sobald es aber ans Schreiben geht, arbeite ich ziemlich systematisch, d.h. ich plotte vorher vernünftig, am liebsten entlang der Heldenreise, lege mir eine Kapitelübersicht an und überlege mir tatsächlich, wie viele Seiten ich pro Tag anpeile, um pünktlich fertig zu werden.




Dein nächstes Projekt?
Zurück zu den Wurzeln, es wird wieder romantischer und melodramatischer, allerdings mit mehr Humor, als ich mit fünfzehn hatte. Nachdem ich ein Herzensprojekt, dass ich seit fünf Jahren mit mir rumschleppe, erst mal auf Eis gelegt habe, flog mir eine neue Idee zu, für die ich für Exposé und Leseprobe nur zwei Wochen brauchte (Leichtsinnigerweise hatte ich ein neues Projekt pünktlich zu Buchmesse versprochen und musste mal eben von vorne anfangen, da es mit dem geplanten Projekt nicht funktionierte.). Es wird eine Liebesgeschichte mit ganz leicht märchenhafter Note. Nachdem meine zwei letzten Romane (und mein Sachbuch) trotz romantischer Anteile, dermaßen auf dem voll gekrümelten Boden der mütterlichen Tatsachen spielen, habe ich jetzt richtig Lust, mal was anderes zu schreiben.
Außerdem bereite ich mich gerade mit Britta Sabbag auf unser nächstes PLOT-BOX-Seminar vor, in dem wir mit angehenden Autoren an ihren Romanprojekten arbeiten.

Welchen Berufswunsch hattest du als Kind?
Der Wunsch, Geschichten zu erzählen, zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben, auch wenn ich zwischendrin Psychologin oder Tierärztin werden wollte. Außerdem habe ich als Kind immer gesagt, dass ich mal tausend Kinder will. Da wusste ich allerdings noch nicht, wie es geht, deshalb ist es wohl bei fünfen geblieben.

Wie sieht dein Alltag aus?
Morgens ist bei uns erst mal Trubel, bis alle gefrühstückt haben und in der Schule, auf der Arbeit oder im Kindergarten sind. Sobald alle weg sind, beginnt meine Schreibzeit. Je nach Abgabeterminen durchschnittlich vier Stunden am Tag. Vor kurzem habe ich mich in eine Bürogemeinschaft eingemietet, mit Blick auf die Spitzen des Kölner Doms, wo ich besonders gut arbeiten kann – an einem PC ohne Internetzugang. Mittags kommen meist die ersten Kinder nach Hause, d.h. kochen, essen, Hausaufgaben, spielen, Einkaufen ….bis alle im Bett sind, wird es bei uns auch spät. Glücklicherweise entlasten uns auch noch die Großeltern, mein Leben ist also nicht so stressig, wie es nach außen aussieht – außerdem bin ich gut im Chaos ausblenden.
So sehr ich das einsame Schreiben liebe, so froh bin ich, hin und wieder auch Auswärtsarbeitstermine zu haben wie Lesungen, Autorentreffen, wie z.B. die Delia-Tage, meinen Kölner Autoren-Stammtisch oder die Zusammenarbeit mit Britta für unser Schreibseminar.

Welche Jahreszeit ist die Deine?
Der Frühling! Ich mag die Stimmung von Sehnsucht und Hoffnung und das Gefühl, das Beste kommt noch. Wenn der Sommer einmal da ist, ist er nämlich schon fast wieder vorbei.




Hast du ein Lieblingsreiseziel?
Zur Zeit ein Bauernhof in der Rhön, auf dem wir fast jedes Jahr die Herbstferien verbringen, landschaftlich wunderschön, kinderfreundlich und entspannt. Ich mag es sehr, mal zwei Wochen ganz ohne Stress, Termine und Hektik zu leben und viel wandern zu gehen, aber spätestens nach zwei Wochen vermisse ich die Stadt dann doch wieder.

Was bedeutet Dir Zeit?
Da könnte ich auf jeden Fall noch mehr von gebrauchen – auch wenn ich versuche, mich von vielen Stressfaktoren erst gar nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Gerade ist mein Leben durch die Familiensituation mit vier Schulkindern und einem Kindergartenkind sehr durchgetaktet. Andererseits weiß ich die Zeitfenster (meistens, wenn ich nicht gerade in einer Prokrastinationsphase stecke) viel besser zu nutzen, als in der Zeit, in der ich noch alle Zeit der Welt hatte.

Wie definierst du Glück?
Für mich heißt Glück vor allem, mit den Menschen Zeit zu verbringen, die mir am Herzen liegen, mit meiner Familie oder Freunden - und das zu tun, was ich gerne tue – ganz besonders eben das Schreiben.

Wenn du plötzlich 5 Millionen Euro zur Verfügung hättest, was würdest du damit tun?
Das passt wunderbar zu den letzten beiden Fragen: ich würde ganz viel Hausarbeit abgeben, mein Mann würde weniger arbeiten, so dass wir gemeinsam mehr Zeit für die Familie und uns hätten, vielleicht würden wir auch alle zusammen ein paar schöne Reisen zur Abwechslung mal weiter weg machen, öfter Essen gehen, statt selbst kochen … und einen Teil auch in einen guten Zweck stecken – Luxus bedeutet für mich Zeitgewinn und eine gewisse Sorglosigkeit, auch im Hinblick auf die Kinder, für die wir schließlich die Verantwortung tragen. Wenn dann noch eine Million überbleibt, hätte ich nichts gegen ein Ferienhaus in Frankreich, irgendwo in der Nähe vom Meer, einzuwenden.

Hast du Wünsche für die Zukunft? Welche?
Erst einmal, dass alle meine Lieben gesund bleiben und ein erfülltes Leben haben. Angesichts der aktuellen Lage in der Welt wünsche ich mir, dass die Mächtigen friedlicher und weniger geldgierig werden. Ich finde es gar nicht so einfach, optimistisch zu bleiben und das eigene Glück zu genießen, wenn überall das Potential von Menschen durch Kriege, Katastrophen, Wirtschaftskrisen oder ungerechte Strukturen im Keim vernichtet oder klein gehalten wird. Und für mich selbst? Im großen Ganzen haben sich die meisten Wünsche schon erfüllt – mehr ist vielleicht vermessen. Klar habe ich noch Ziele und Wünsche, vor allem beruflich, ansonsten bin ich froh, wenn mein Leben so bleibt, wie es ist, nur mit etwas mehr Zeit und Ruhe für alles Wesentliche.

Beschreibe dich in einem Satz selbst!
Oh, je, hier ist die Versuchung groß, zu schreiben, wie ich mich selbst am liebsten sehe. Dieser Gedanke passt zu einer meiner Haupteigenschaften: ich grüble manchmal viel zu viel über Dinge, die mein Leben nicht wirklich beeinflussen und bin dafür äußerst spontan, wenn es um wirklich wichtige Entscheidungen geht – bisher meistens mit Happy End!



Liebe Daniela, herzlichen Dank für das
Beantworten meiner Fragen!

Wenn Ihr noch mehr über Daniela Nagel wissen möchtet,
dann schaut doch mal hier:
www.plotbox-koeln.de (Schreibseminar mit Britta Sabbag)

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