Dieses Buch behandelt zwei Tagebücher. Einmal das Kriegstagebuch des Luftschutzortes Hagen. Bombenangriffe, Schäden, Tote, alles wurde notiert. Eigentlich sollten die Unterlagen bei "Feindannäherung" vernichtet werden, doch sie wurden sichergestellt. Das private Tagebuch hat der Hagener Bürger Richard Römer geführt. Er hat bei den Stadtwerken gearbeitet, war Parteimitglied, galt aber eher als Mitläufer.
Im Kriegstagebuch wird aufgeführt, welche Orte und Fabriken getroffen wurden, wieviel Luftangriffe geflogen werden. Bei all den Zahlen wird dem Leser langsam das Grauen war, dass die Menschen damals erleben mussten. Heutzutage regen sich Menschen auf, wenn ein einzelnes Flugzeug mal etwas von der Lautstärke her auffällt. Wie muss es den Menschen damals ergangen sein, als Hunderte Maschinen über sie hinweg gedonnert sind und zudem Bomben abgeworfen haben?
Richard Römer fasst in seinem Tagebuch Wochen und Monate zusammen. Hunger, Not und Angst um das eigene Überleben und das Überleben der Familie erlebt der Leser hautnah mit. Wie er durch die Stadt läuft. Die Straßennamen sind mir als Hagenerin natürlich alle bekannt. Unvorstellbar heute für mich, wie sich ein Mensch gefühlt haben muss, der da durch musste. Ganze Straßenzüge, die brannten, Häuser, die krachend zusammen stürzten. Überall Flammen, überall Trümmer und überall Tote. Römer hat seine Frau und seine Kinder in einem anderen Ort in Sicherheit gebracht. Telefonieren klappte nur mit ganz viel Glück. Tagelang unterwegs, tagelang ohne Wissen, wie es den Lieben geht. Immer wieder Luftangriffe, Verschüttungen, Tote. Angriffe, die sich von Tag zu Tag steigerten. Keine geregelten Eisenbahnverbindungen mehr. Kohlenmangel, Materialmangel überhaupt. Nichts zu essen. Und eine Bevölkerung, die nur noch in Angst und Schrecken lebt. Menschen, die fünf- bis sechsmal am Tag aus den Fabriken in die Bunker strömen. Meldungen, dass das Reichsgebiet feindfrei sei und doch schon wieder der Lärm der Flugzeuge und neue Bombenabwürfe. Menschen, die keine Hoffnung mehr haben. Tage voller Alarm, voller Angst.
Dann endlich. Der Krieg ist aus. Doch weiterhin herrscht großer Mangel an Lebensmitteln. Die Menschen hungern weiter. Keine Lebensmittel zu kaufen. Richard Römer und seine Familie leben von Gartenfrüchten aus dem eigenen Stück Garten.
"Hilflos steht man vor all dem Grauen" - die Tagebücher, Zeitzeugnisse, die einen noch schwerer los lassen als pure Zahlen. Zwischen den Tagebucheinträgen immer wieder Kommentare und wichtige Erklärungen, so dass Zusammenhänge klarer werden. Ein verstörendes Buch, ein Buch, das nachdenklich macht. Wie konnte all das geschehen? Wieso geschieht es dennoch immer wieder, woanders?
Daten, Fakten, Zahlen, gemischt mit den sehr persönlichen Tagebucheintragungen des Richard Römer - so ist ein Zeitzeugnis entstanden, dass trotz aller Daten gut und leicht zu lesen ist. Unbedingt lesen!
Gebundene Ausgabe
296 Seiten
Verlag: KLARTEXT
Herzlichen Dank, dass ich das Buch lesen,
vorstellen und besprechen durfte!
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