Ihr Buch "Das geheime Lächeln" habe ich eher durch
Zufall entdeckt. Das Cover hat mich sofort angesprochen,
mich neugierig gemacht. Und dann hat mich dieses Buch
nicht mehr los gelassen. Es hat mich von der ersten bis zur
letzten Seite gefangen genommen.
Und dann kam die Idee, endlich mal wieder ein Autoren-Interview zu machen. Dieses Interview hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht. Und nun wünsche ich Euch viel Vergnügen beim Lesen!
Deine Geschichte über
die Journalistin Emilia Lukin und das Portrait ihrer Großmutter mit
dem geheimen Lächeln hat mich von der ersten Seite an fasziniert.
Wie bist du auf diese Geschichte gekommen?
Alles
fing mit dem Porträt-Gemälde von der Großmutter einer guten
Freundin an. Was wäre, wenn die Enkelin auf ein Gemälde stößt und
mit den dunklen Flecken ihrer Familiengeschichte konfrontiert wird?
Die Heldin hat viele Fragen, aber die Familie schweigt. Ihre Ehe ist
angeknackst, die erwachsenen Söhne aus dem Haus, die Mutter
psychisch krank - eine ziemlich sensible Ausgangssituation. Ich weiß,
welche Kraft das Schweigen hat. Jede Geschichte beginnt mit einem
Satz, der eine Kette nach sich zieht. In diesem Fall war es ein
echtes Gemälde.
Du entführst deine Leser
abwechselnd nach Paris und in den Lubéron. Mein Mann und ich haben
uns vor einer gefühlten Ewigkeit auf dem Place des Vosges in Paris
verlobt! Bei deinen Beschreibungen über das Marais-Viertel habe ich
mich gefühlt, als sei ich endlich wieder einmal dort gewesen. Hast
du ein Geheimrezept, dass man sich beim Lesen vorkommt, als sei man
selbst dort?
Glückwunsch
zu einem solchen Verlobungsort!
Vielleicht
spüren die Leser, dass ich die Orte, die ich beschreibe, sei es eine
Straße, eine Stadt, eine Landschaft, ein Haus oder eine Wohnung
persönlich kenne. Ich schreibe nur über Orte, die ich mit eigenen
Füßen betreten habe. Ich selbst muss alle Sinne einsetzen,
will ich diese bei meinen Lesern wecken. Am Ende geht es um die
Gefühle, die bei meiner Protagonistin ausgelöst werden, wenn sie
auf einer Bank sitzt und ihr Blick auf den leeren Springbrunnen
fällt. Die Place des Vosges an einem Wintertag hat ihren ganz
eigenen Charme.
Genau so habe ich
empfunden. Ich habe neben Emilia gesessen und zugeschaut, wie sie die
Katzen gefüttert hat.
Mit deinen Protagonisten
lernt man auch das Pariser Künstlerleben der 30er Jahre kennen. Ich
finde diese Zeit mit all den Künstlern und ihren Werken
faszinierend. Spinnen wir doch mal ein bisschen rum. Wenn man eine
Zeitreise machen könnte, welchem Künstler würdest du gerne über
die Schulter schauen?
Also,
da muss ich nicht lange drüber nachdenken - einem Schriftsteller
natürlich. Da gibt es allerdings viele, die ich gerne kennengelernt
hätte. Vielleicht Flaubert? Oder Sartre? Joseph Roth? Simone de
Beauvoir? Wenn du mir allerdings einen Besuch in Picassos Atelier
anbietest, da sag ich bestimmt nicht nein.
Welche
der Hauptfiguren deines aktuellen Romans ist dir die liebste und
welche hat dir die meisten Kopfschmerzen bereitet?
GUTE
GUTE Frage, Monika! Diesmal eine längere Antwort:
Meine
Lieblingsfiguren waren von Anfang an Jean-Pierre und Sophie. Sie, die
trotz ihrer unterschiedlichen Biographie doch viele Parallelen
aufweisen. Früh schon haben sie Schmerz und Ausgrenzung erfahren -
das Defizit ist ihr gemeinsamer Nenner. Am meisten Kopfschmerzen
verursachte mir in der Tat Emilia - ich musste mich fragen: Wie ist
eine Frau gestrickt, die ihre Großmutter nie kennengelernt hat, die
sich aber mit deren Problematik identifiziert? Was war in Emilias
Kindheit los? Der Schlüssel lag in der Geschichte von Emilias
Mutter, die ihrerseits massiv unter dem „Mutter-Entzug“ gelitten
hat. Defizite pflanzen sich ja (leider) in Familien oftmals fort. Sie
mögen andere Symptome zeigen - das Thema bleibt. Hat Emilia deshalb
einen Mann gewählt, der klar und zuverlässig ist? Bringt sie Vladis
Fremdgehen genau deshalb derart aus ihrer Balance? Ich glaube, ja.
Figurenentwicklung bedeutet in erster Linie Charakterstudie. Ich
kenne die größten Geheimnisse meiner Protagonisten, auch wenn ich
diese nie für den Plot brauche - sie stehen auf meinem
Charakter-Spickzettel.
Da du Frankreich so
anschaulich schilderst, bist du oft dort?
Ja,
ich habe sogar mal dort gelebt. In der Bretagne (die ich LIEBE) und
für kurze Zeit in Paris. Eigentlich wollte ich in Paris studieren -
dann bekam ich aber Heimweh und so landete ich an der Uni in
Freiburg…. Heute verbringe ich viel Zeit in Frankreich. Ich träume
ja von einem winzigen Häuschen in der Drôme - wer weiß…..
Freiburg ist ja auch
nicht verkehrt und leben tust du doch jetzt am Bodensee. Auch
noch so ein Sehnsuchtsziel von mir. Bisher bin ich nur lesetechnisch
dort gewesen. Was ist dein Sehnsuchtsziel, wenn es um Urlaub geht?
Frankreich
- die Bretagne (genauer: das Finistère), der Lubéron, die Drôme.
Der Blick auf die französischen Alpen bei Annecy. Bin ich
frankophil?
Nur
ein wenig vielleicht. Lach!
Du hast als Redakteurin
gearbeitet. Das Schreiben lag dir also schon immer im Blut? Wie kam es dann zu deinem
ersten Roman?
Journalistisches
Schreiben ist etwas völlig anderes, als kreativ zu schreiben. Eine
befreundete Astrologin schenkte mir vor zehn Jahren ein Horoskop -
das hat mich wirklich verblüfft, was sie sagte. Sie meinte, ich
MÜSSE unbedingt kreativ schreiben. Das Talent sei sozusagen
angelegt. Da hab ich mich hingesetzt und über einige Monate einen
500-Seiten-Roman geschrieben. Für einen Auszug bekam ich ein
Stipendium vom Deutschen Schriftstellerverband. Die Auszeichnung
blieb - aber der Roman liegt noch heute in meiner Schublade. Dann hab
ich mein Debüt geschrieben „Das Haus am Himmelsrand“ - es wurde
auf Anhieb Spitzentitel beim heutigen Berlinverlag, damals
Bloomsbury. So fing also alles an.
Wer sind deine ersten
Probeleser?
Eine
enge Freundin, die Historikerin ist. Eine Leserin, mit der ich mich
angefreundet habe. Sie ist Französisch-Lehrerin. Eine
Deutsch-Lehrerin. Eine Bloggerin. Mein Mann (Historiker). Und dann
noch zwei völlig Fremde. Ich habe ein Prinzip: Ich treffe mich mit
meinen Testlesern persönlich und bespreche die Feinheiten. Dann gehe
ich mit meinen Notizen nach Hause und überarbeite das Manuskript.
Konstruktive Kritik ist großartig.
Hast du schon ein neues
Projekt oder ist das noch geheim?
Ich
habe immer ein Projekt. Wenn ich nicht arbeite, bin ich nicht ich
selbst. Und du bist die erste, die es erfährt: Der neue Roman spielt
in Paris, Besatzungszeit 1940. Eine Liebesgeschichte zwischen einem
Franzosen und einer Deutschen. Über 70 Jahre später kommt ans
Licht, was die beiden verbunden hat und was sie getan haben. Oder was
sie nicht getan haben?
Oh, das ist meins! Das
weiß ich jetzt schon! Jetzt verrate uns doch noch, welche Bücher du
selbst liest, welches Genre.
Belletristik,
gerne literarisch angehaucht. Meine Lieblingsbücher: Zaruya Shalev
„Schmerz“, Anthony Doerr „Alles Licht, das wir nicht sehen“,
Jorge Semprun „Die große Reise“ und nicht zuletzt Irvin
Yalom „Und Nietzsche weinte“.
Wir Leserinnen und Leser
sind ja neugierig und möchten auch andere Dinge wissen. Welche
Jahreszeit ist denn die deine?
Herbst
und ich mag den Winter mit Schnee. Ich halte auch gut einen
wolkenverhangenen Himmel aus.
Was
bedeutet dir Zeit?
Das ist ja eine sehr persönliche Frage! Sagen wir, ich nutze sie gerne mit Menschen, die ich liebe, die ich mag. Ich nutze sie zum Schreiben. Zum Lesen. Ich bemühe mich, meine Zeit nicht zu vergeuden. Sich über Dummheiten zu ärgern zum Beispiel - das lohnt sich nicht!
Und
wie definierst du Glück?
Das
können Kleinigkeiten sein, aber natürlich auch die ganz großen
Gefühle. Zu einer „Glücks-Konstanten" hat sich das Schreiben
in meinem Leben entwickelt. Selbst in Phasen der Frustration weiß
ich, dass es irgendwann wieder Licht am Ende des Tunnels gibt. In der
Summe staune ich bei jedem Roman über das unerhörte Glück des
Schreibens.
Als Letztes beschreibe
dich selbst in einem Satz!
Bettina
ist ehrgeizig, sehr gefühlsbetont und extrovertiert und sobald sie
schreibt, zieht sie sich zurück in die Welt der Fantasie.
Liebe Bettina, ganz, ganz
herzlichen Dank für dieses tolle Interview! Es hat mir wahnsinnig
viel Spaß gemacht, ein Weilchen mit dir zu plaudern.
Mir
hat es auch sehr viel Spaß gemacht, liebe Monika. Danke für die
tollen Fragen!
Euch, lieben Lesern darf ich schon jetzt verraten,
dass ich in wenigen Tagen das wunderbare Buch
"Das geheime Lächeln"
auf der Facebookseite Romanwelten
verlosen werde! Schaut einfach mal vorbei!
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