Mittwoch, 17. September 2014

Rezension zu "Gebete für die Vermissten" von Jennifer Clement

Verstörend, großartig!

Ladydi wächst in einem verlassenen Bergdorf in Mexiko auf, einem Dorf ohne Männer. Die Männer suchen Arbeit in den Staaten. Die meisten kehren nicht zurück. Entweder wurden sie erschossen oder sie haben eine neue Familie gegründet. Zurück bleiben die Frauen und Kinder. Sie leben in bitterer Armut, träumen von einem besseren Leben. Die Frauen beten zu Gott, dass sie nur Jungs auf die Welt bringen und sollte es doch ein Mädchen werden, so wünschen sie sich, dass es hässlich ist. Hässliche Mädchen werden in Ruhe gelassen. Die anderen holen die Menschenhändler, die Drogendealer. Frauen und Mädchen, sie sind nichts wert in dieser brutalen Männergesellschaft. Ob Mensch oder Tier, wer im Weg ist, wird erschossen. Pestizide, die dafür gedacht sind, sie über die Mohnfelder zwecks Vernichtung zu sprühen, werden über die arme Bevölkerung abgelassen. Zu groß ist die Angst der Piloten, selbst abgeschossen zu werden. Die Frauen heben Erdlöcher aus. Hier müssen die Mädchen sich verstecken, wenn die brutalen Männer kommen, um sie zu entführen. Ladydi bekommt die Chance, als Kindermädchen in Acapulco zu arbeiten, doch die Familie ist gar nicht da, als sie ankommt. Nur der Gärtner und ein altes Hausmädchen sind vor Ort. Und dann wird Ladydi verhaftet. Mike, der ihr die Stelle vermittelt hat, hat sie in einen Drogendeal verwickelt. Anstatt Liebe und ein bisschen Wohlstand zu genießen, findet sich das junge Mädchen plötzlich im Gefängnis wieder - zusammen mit unendlich vielen Frauen, deren Schicksal zu Tränen rührt. 

"Gebete für die Vermissten" - ein faszinierender Roman, ein Roman, der zutiefst berührend ist. Frauen und Mäddchen in einem ständigen Überlebenskampf verwickelt. Frauen und Mädchen, die in ihren kargen Hütten in den Bergen mehr hausen als leben, die kämpfen, die füreinander da sind. Die Autorin hat über 10 Jahre vor Ort recherchiert, hat Hunderte Interviews mit Mädchen und Frauen geführt. Auf diese Weise hat sie eine mitreißende, sehr authentische Geschichte geschrieben. "Gebete für die Vermissten" - es ist ein sehr verstörendes, ein großartiges Buch! Es ist eines der stärksten Bücher, die ich jemals gelesen habe, ein Buch, das ich niemals vergessen werde. 




Gebundene Ausgabe
229 Seiten
Suhrkamp Verlag
19,95 €



Herzlichen Dank an den Verlag Suhrkamp, dass ich dieses 
einmalige Buch lesen und besprechen durfte!

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