Montag, 27. Oktober 2014

Das Montags-Interview mit Gabriele Diechler

Liebe Lesezeit-Leserinnen und -Leser,

zum Glück habe ich es doch noch geschafft und eine ganz liebe Autorin ist für diesen Montag eingesprungen. Freut Euch zusammen mit mir auf Gabriele Diechler!


Informationen zur Autorin

Name: Gabriele Diechler
Alter: 52
Wohnort: Salzkammergut/Österreich
Familienstand: in einer Beziehung lebend





Wann hast du angefangen zu schreiben?

Mit 14, als ich von meiner inzwischen verstorbenen Großmutter ein grünes Tagebuch zum Geburtstag geschenkt bekam.

Und wolltest du schon immer schreiben?

Das Tagebuch war der Türöffner. Es war so schön, es roch gut und die weißen, nackten Seiten lachten mich an. Ich musste einfach etwas hineinschreiben – so begann die Freude am Fabulieren.

Was wolltest du als Kind werden?

Glücklich. Ich war häufig allein und habe mir schon damals Geschichten über mein Leben ausgedacht und auch über das der Menschen, die mir nahe standen. Das Wichtigste war immer, dass alle glücklich sind. Nur, wie sollte das funktionieren? Jeder Mensch ist anders und auch die Ziele unterscheiden sich und vor allem die Charaktere der Menschen. Ich habe mir damals oft den Kopf darüber zerbrochen und muss lächeln, wenn ich daran zurückdenke.

Gibt es ein Leben vor dem Autorendasein? 

Emotional betrachtet nicht. Das Ausdenken von schönen, spannenden und klugen Geschichten, solchen, durch die ich etwas übers Leben begreifen kann, inspirieren mich.

Was inspiriert dich zu deinen Geschichten? 

Die Möglichkeit, mehr übers Leben zu erfahren ist großartig. Vor allem darüber, wie man es freudig und erfüllend leben kann. Die Figuren in meinen Büchern stehen oft an einem Wendepunkt. Sie begreifen, dass etwas anders werden muss  dass es eine Möglichkeit zu mehr Glück, mehr Tiefe gibt. Auch, wenn es anfangs nicht so aussieht und vor allem, wenn ein Einsatz gebracht werden muss, um die Tür zum Glück vollständig zu öffnen, meine Romanhelden nehmen die Herausforderungen des Lebens an. Es geht um Katharsis  Erkennen. Katharsis nicht im Sinne von Abreagieren, sondern Aufarbeiten. Auf zu neuen Ufern beschreibt es vielleicht am besten.

Wie entstehen sie? 

Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Es ist, als würde mir jede Story, jedes Buch geschenkt. Natürlich arbeite ich am Text, auch an der Geschichte. Aber es beginnt immer mit einer Initialzündung. Mal ist das die Hauptfigur, die plötzlich vor meinem geistigen Auge entsteht. Mal eine historische Begebenheit, wie im englischen Sommer, der im Mai 2015 im Insel Verlag erscheint. Der Roman handelt von der gestohlenen Biografie der Kinder der Widerstandskämpfer 1944. Es geht darum, die Vergangenheit zu erkennen und sie dann ruhen zu lassen, darum, eine Wunde zu heilen. Und natürlich geht es um eine wunderschöne Liebesgeschichte, die in den Cotswolds, einer traumhaft schönen Landschaft in England, ihren Lauf nimmt.

Wie kam Dir die Idee zu deinem letzten Buch? 

Mich faszinieren seit jeher die Brüche im Leben eines Menschen. Wie geht jemand zum Beispiel damit um, wenn seine Wurzeln woanders liegen, als er ursprünglich dachte. Und was passiert, wenn die Enkelin, Annett (Anfang 30), den Spuren der Großmutter folgt – ihrer Herkunft. Sie erbt unerwartet ein kleines Hotel in den Cotswolds und reist deshalb von Berlin nach England. Das ist der Beginn einer vollkommenen Wandlung ihres Lebens.

Gibt es auch schon mal biografische

Elemente? 

Ich denke, dass man immer etwas von sich „mitnimmt“. Sei es den Charakter, Lebenseinsichten, Pläne oder Wünsche. Ich habe in meinem Leben manches Mal Abschied nehmen müssen. Von Menschen, von dem Gefühl der Sicherheit, von Gesundheit etc. Diese Erlebnisse lasse ich in meine Romane einfließen. Hinzu kommt, dass ich die Handlung gern an schönen oder spannenden Orten spielen lasse, die ich immer schon mal sehen wollte. „Geheime Liebe auf Sylt“ etwa spielt in Hamburg und auf der Insel Sylt. Hamburg ist faszinierend. Dort war ich schon. Sylt kenne ich nur von Erzählungen. Doch irgendwann schaffe ich es sicher dorthin. Für den „englischen Sommer“ habe ich London, Oxford und die Cotswolds ausgiebig bereist.
Meine Bücher haben einen roten Faden – die Liebe. Damit meine ich nicht nur die Liebe zwischen Mann und Frau, sondern zuerst die Liebe zu sich selbst, die man in eine Partnerschaft einbringt. Und die zu tiefem Glück führen kann.



Wo schreibst du und hast du feste

Schreibzeiten? 

Ich schreibe an einem kleinen Schreibtisch in meinem Schlafzimmer. Er bietet nicht viel Platz, ist aber aus schönem Holz gearbeitet.Ich mag ihn sehr. Ich schreibe jeden Tag. Oft noch später am Abend. Disziplin ist sehr wichtig, damit ein Buch rechtzeitig fertig wird. Und Freude an den Figuren und am Thema. Beides bringe ich  Gott sei Dank - mit.

Was macht dir am meisten Spaß beim

Schreiben? 

Das Kennenlernen der Figuren – aller Figuren im Roman. Im „englischen Sommer“ gibt es zum Beispiel Mrs Jennings. Sie steht während des Schreibens so lebendig vor mir, dass ich das Gefühl habe, sie existiert wirklich. Manchmal rede ich mit ihr und frage sie nach dem Rezept ihrer Lemon Tarte. Und bin überrascht, dass sie es mir nicht preisgibt. Weil sie eine erfundene Figur von mir ist. Doch egal – ich liebe Penelope Jennings. Sie ist durch und durch in Ordnung – und nie langweilig.

Kennst du Schreibblockaden und wenn ja, wie

gehst du damit um?

Die kenne ich – ich klopfe jetzt mal auf Holz – so gut wie nicht. Wenn es mal ein bisschen schwieriger ist, weil die Recherche komplex ist, esse ich Schokolade. Das hilft. Es macht mich einen Moment glücklich und schon geht’s weiter.

Wer sind deine ersten Probeleser? 

Mein bester Freund (er wohnt nicht weit weg) ist auch mein bester Probeleser. Versiert, lebensklug, ehrlich und begeisterungsfähig. Er ist einfach wunderbar. Ich gebe den Text aber auch an Leserinnen. Und meine Tochter schaut immer, was ich mir so ausdenke. Für sie habe ich meinen ersten Kinderkrimi geschrieben. Es war ihr Weihnachtsgeschenk.

Wie wichtig sind Dir Rezensionen und

Rankinglisten? 

Das war mir lange sehr wichtig. Jetzt hat sich das geändert. Nun ist mir das Wichtigste, dass ich das erzählen kann, was mich berührt und bewegt. Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen ich damit erreichen kann. Da ich aber als Drehbuchautorin viele Jahre kontinuierlich Erfolg hatte, ist das Gefühl: ich muss das oder das erreichen, schon abgedeckt. 
Für mich steht die Freude am Buch im Vordergrund. Und wenn ich damit Leser erreiche, bin ich der glücklichste Mensch.

Hast du selbst ein Lieblingsbuch, einen

bevorzugten Autor? 

Ich mag bei Büchern die Vielfalt, Abwechslung. Ich lese quer durch. Faszinierend sind die Bücher von Amelie Nothomb – weil sowohl ihre Storys als auch die Sprache unvergleichlich sind. Ich mag aber auch die Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier. Oder Isabel Allende, Meir Shalev, Lily Brett und und und. Es gibt für jede Empfindung, jede Gelegenheit das richtige Buch. Ich lese immer mindestens 3 gleichzeitig.

Welche Bücher liest du selbst? 

Ein Buch muss mich gut unterhalten. Toll ist außerdem, wenn es mir einen neuen Blickwinkel ermöglicht. Etwas mitgibt sozusagen. Dann bin ich rundum zufrieden und begeistert.

Welches Genre bevorzugst du? 

Ein gutes Buch ist ein gutes Buch. Das Genre ist mir nicht so wichtig. Auch ein Reisebericht kann spannend geschrieben sein, oder eine Biografie. Ich bin offen für alles. Nur Horror ist nicht so mein Ding. Danach kann ich nicht gut einschlafen.

Welches wird dein nächstes Prokjekt sein oder

ist es noch geheim? 

Aktuell ist, wie schon erwähnt, „Ein englischer Sommer“. Das Manuskript wird gerade von meiner Lektorin redigiert und erscheint im Mai 2015 bei Insel. Dann kommt im Februar eine Anthologie im Gmeiner Verlag heraus, zu der ich eine Short-Story beigesteuert habe. Mein nächster großer Roman geistert aber schon in meinem Kopf herum. Vermutlich wird er in New York City angesiedelt sein. Es geht um eine Frau, die toll backen kann  und einen Mann, der sein komplettes Leben neu überdenken muss.

Wird man dich auf der nächsten Buchmesse

antreffen? 

Ja, ich freue mich schon darauf. Her mit jedem, der mit mir reden will.

Viele Autorinnen besitzen ein Haustier.

Gibt es da dafür eine Erklärung? 

Ein Haustier leistet jemandem, der viel Zeit daheim, vorm PC verbringt, wirklich gute Gesellschaft. Ich habe übrigens lediglich einen Leihhund  groß und dunkelbraun.

Wie sieht dein Alltag aus? 

Aufstehen, Sport, dann Vormittagstelefonate (herrlich), hinterher was Leckeres Essen und dann los – schreiben.

Nenn uns dein Lieblingsreiseziel! 

Meine Lieblingsziele befinden sich alle in meinen Büchern – ich reise gern in Gedanken. Aber ich mag  in real – Italien, England und jeden Ort, wo es etwas Gutes zum Essen gibt. 

Und welche Ecke dieses Erdballs möchtest du

unbedingt einmal kennenlernen?

Am liebsten die ganze Welt. Mal sehen, wie weit ich komme. Ich reise nämlich nicht sehr viel.

Dein Lieblingsgericht? 

Ich liebe Kartoffeln in jeder Form, genauso, wie Tomaten; außerdem mein Müsli, das ich jeden Tag esse und meine selbstgebackenen Kuchen, die immer reißenden Absatz finden. Außerdem liebe ich den gebratenen Fisch von meinem Mann und Schokolade mit Marzipan. Und noch vieles mehr…

Welche Jahreszeit ist deine? 

Der Frühling. Wegen der zwitschernden Vögel.

Hast du Wünsche für die Zukunft? Welche? 

Gesundheit und Glück. Und noch viele schöne Bücher, die ich in den PC tippen darf.

Wenn es irgendwie machbar wäre, würdest du

auch mal nach Hagen kommen und Gast sein bei

einer meiner Wohnzimmerlesungen?

Selbstverständlich. Mit Freude.

Wie würdest du dich in einem Satz selbst
beschreiben? 
Komm, lass uns eine schöne Zeit miteinander verbringen! Das sagt das aus, was mir am Herzen liegt.
Liebe Gabriele, das war ein wunderbares Interview!
Herzlichen Dank!

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