Montag, 20. Juli 2015

Rezension zu "Tanz des Vergessens" von Heidi Rehn

Ein Lesevergnügen der Extraklasse!

Lou und Curd - heiraten wollten sie, doch ihr gemeinsames Glück wird durch einen tragischen Unglücksfall zerstört. Wie soll es jetzt weitergehen? Als erstes braucht Lou Arbeit. In ihrem Traumberuf als Täschnerin wird sie erst einmal nicht arbeiten können, aber um überleben zu können, fängt sie in einer Lederwerkstatt an. Und dann sucht Lou das Vergessen. Das Vergessen im Tanz, das Vergessen im Vergnügen, wie so viele Menschen ihrer Zeit, die gerade den Ersten Weltkrieg überstanden haben. Tanzpaläste, Theater, Cafés - es gibt so viele Möglichkeiten um sich zu vergnügen, falls man es sich leisten kann. Lou geht eine Beziehung mit dem reichen Ernst ein. Ernst ist verheiratet, doch er kann ihr all die Vergnügungen bieten, von denen sie sich Vergessen erhofft, doch wie lange wird diese Beziehung gut gehen? Als Ernst sich in einer finanziellen Angelegenheit verspekuliert, lässt er Lou fallen. Sie packt ihre Koffer und fährt nach Berlin. Auf zu neuen Ufern! Hier trifft sie Judith und Max wieder, Curds ehemals besten Freunde. Werden sie Lou helfen können, einen Neuanfang zu wagen? 

"Tanz des Vergessens" - eine wunderbare und packende Lektüre! Heidi Rehn entführt den Leser in das München und Berlin der frühen zwanziger Jahre. Lou ist eine so liebenswerte Figur, sie ist mir sofort ans Herz gewachsen. Mit ihr habe ich Theater und Tanzpaläste besucht, mit ihr habe ich die bekannten Lieder mitgesummt. Noch immer schwirrt mir das Lied "Ausgerechnet Bananen" durch den Kopf und am liebsten würde ich es auch mal mit einem ausgelassenen Shimmy probieren! Was für eine Zeit! Was für ausgelassene Vergnügungen! Die Menschen suchten das Vergnügen nach dem schrecklichen Ersten Weltkrieg. Heidi Rehn schafft es auch in ihrem neuen Roman hervorragend, das Flair der damaligen Zeit wiederzugeben. Auf der einen Seite die Vergnügungssucht derjenigen, die es sich leisten konnten, auf der anderen Seite die Menschen, die in Armut leben mussten. Menschen, die mit Taschen voller Geld für ein Brot anstehen mussten, da die Preise wegen der Inflation von Tag zu Tag ins Unermessliche stiegen. 

Dem Leser begegnen vielschichtige, interessante Persönlichkeiten. In München werden Gesellschaften gegeben, bei denen man den aufstrebenden Hitler bewundert. In Berlin hingegen ist er noch verpönt, doch überall in Deutschland beginnen die Repressalien gegen Menschen jüdischer Herkunft.

"Tanz des Vergessens" - eine Geschichte voller Liebe, Verzweiflung und Verlangen, wunderschön erzählt. Heidi Rehn hat hier wieder einmal ein Lesevergnügen der Extraklasse geschaffen! Unbedingt lesen!




Taschenbuch
600 Seiten
Verlag Knaur


Ganz herzlichen Dank, dass ich dieses wunderbare Buch 
lesen und besprechen durfte!

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