Montag, 24. November 2014

Das Montags-Interview mit Beatrix Mannel

Liebe Lesezeit-Leserinnen und -Leser,
Traumberuf Putzfrau? Gibt es das? Für die Autorin Beatrix Mannel war es so in ihrer Kindheit. Wieso, weshalb und warum, das könnt Ihr jetzt gleich lesen. Viel Spaß!




Informationen zur Autorin

Name: Beatrix Mannel

Alter: genau richtig

Wohnort: München 

Familienstand: glücklich



(c) erolgurian


Wann hast du angefangen zu schreiben?

Und wolltest du schon immer schreiben?

Gibt es ein Leben vor dem Autorendasein?

Schreiben war schon früh mein geheimer Traumberuf, aber mir war klar, dass ich weder Kafka noch Tuchholsky oder Kästner bin und habe in der weisen Einsicht, dass ich besser erstmal was Richtiges lernen sollte, studiert und dann zehn Jahre beim Fernsehen gearbeitet, wo ich viel gelernt und unerwartete Einsichten über mich selbst gewonnen habe. Es ist schön, dass ich als Autorin einen Beruf habe, in dem ich auch alt werden darf, denn all diese Erfahrungen, die man mit der Zeit macht, bereichern die Geschichten, die man schreibt.

Was wolltest du als Kind werden?

Putzfrau. Im Ernst. Meine Oma hatte einen Frisiersalon, über dem wir gewohnt haben und ich fand die Putzfrau, die abends aus dem totalen Chaos wieder einen blitzblanken Salon ( Rosa Waschbecken übrigens!!) gezaubert hat, einfach großartig und habe sie jeden Abend angefleht, dass ich den grauen Scheuerlappen auswringen durfte. Heute sehe ich das natürlich ein bisschen differenzierter ;-)

Was inspiriert dich zu deinen Geschichten?

Wie entstehen sie?

Das kann alles mögliche sein, mal ein Gemälde, mal ein Foto, ein Riss in der Mauer, oft ein Zeitungsartikel oder ein merkwürdiges altes Buch, dass ich auf dem Flohmarkt finde. Ein Satzfetzen im Bus, ein Film. Es sind immer viele Puzzleteile aus denen dann ein Roman entsteht.

Wie kam Dir die Idee zu deinem letzten Buch?

Das war auch so ein Puzzle... da war ein Buch, das mich als Teenager schwer beeindruckt hatte – Der Papalagi- ein Südseehäuptling erlebt unsere Zivilisationdas ich auf einem Flohmarkt wiedergefunden habe. Leider musste ich feststellen, dass alles, was mich damals so entflammt hatte, Schwindel und Humbug war, von wegen Südseehäuptling, ein Deutscher hatte das um 1900 geschrieben, aber das machte es nur umso spannender. 
Dann hatte ich schon bei den Recherchen zu „Der Duft der Wüstenrose“ entdeckt, dass Samoa 1900 deutsche Kolonie wurde- was für ein Wahnsinn, eine Kolonie am anderen Ende der Welt! Ich fing an mich mit Samoa zu beschäftigen und fand eine sehr berührende Legende der samoanischen Mythologie, fand Bilder von einer samoanischen Venus, außerdem Ektoplasmaphotografien von Séancen um 1900, dann reiste ich ans andere Ende der Welt und erfuhr noch sehr viel mehr über die Südsee und so kam eins zum anderen und am Ende wurde „Der Klang der blauen Muschel“ daraus. 




Gibt es auch schon mal biografische Elemente?

Ja, vor allem bei den Serienkillern in meinen Thrillern ;-)
Nein, im Ernst, ich denke in  jeder Figur steckt etwas von mir, auch in den bösen und gemeinen Verbrechern. Aber ich würde niemals Menschen in meinem Umfeld für einen Roman „benutzen“.

Wo schreibst du und hast du feste Schreibzeiten?

Sehr spießig in meinem Arbeitszimmer am Computer, jeden Tag ein bestimmtes Pensum von Seiten, das expotential von der Nähe des Abgabetermins abhängt ;-)
Exposés und Ideen schreibe ich zunächst mit der Hand auf und das geht dann auch mal an anderen, aber unbedingt ruhigen Orten.

Was macht dir am meisten Spaß beim Schreiben?

Das Recherchieren, in alten Archiven und Bibliotheken rumwühlen, an die Orte des Geschehens zu reisen, Menschen zu den Themen des Buches zu interviewen, der Anfang und das Ende eines Romans zu schreiben und das Schreiben an sich, wenn es richtig rund läuft.

Kennst du Schreibblockaden und wenn ja, wie gehst du

damit um?

Ja, das kenne ich und es ist schlimm, weil man sich so unfähig fühlt und denkt man kann es halt einfach nicht mehr. Meistens hängt es aber damit zusammen, dass etwas in der Geschichte nicht stimmt, nur leider kommt man einfach nicht darauf, was es ist. Da hilft mir sehr gut das Gespräch mit guten Freundinnen und/oder Kolleginnen.

Wer sind deine ersten Probeleser?

Auch gute Freundinnen bzw. Kolleginnen. Für meine Jugendbücher auch jugendliche Testleserinnen.

Wie wichtig sind Dir Rezensionen und Rankinglisten?

Ich freue mich natürlich sehr über gute Rezensionen, aber man darf sich nicht völlig von ihnen abhängig machen, denn es ist schlichtweg unmöglich allen zu gefallen.

Hast du selbst ein Lieblingsbuch, einen bevorzugten Autor?

Welche Bücher liest du selbst?
Welches Genre bevorzugst du?

Als Teenager haben mich ganz besonders Daphne du Maurier, Honoré de Balzac, Pearl. S. Buck, Agatha Christie, George Simenon, Tolstoi und Guy de Maupassant begeistert. Ja, klingt reichlich wirr,  war aber so war das. Ich war und bin lesesüchtig und verschlinge heute noch alles und zwar wirklich alles vom Sachbuch bis zur Lyrik, mit einer einzigen Ausnahme: Fantasy. Und ganz oben auf der Liste stehen Thriller.






Welches wird dein nächstes Projekt sein oder ist es noch geheim?

Zur Zeit schreibe ich gerade an einem Arena-Thriller für Jugendliche und warte auf Rückmeldungen zu zwei anderen, sehr spannenden, leider wirklich noch streng geheimen Projekten.

Wird man dich auf der nächsten Buchmesse antreffen?

Das weiß ich noch nicht.

Viele Autorinnen besitzen ein Haustier.

Gibt es da dafür eine Erklärung?

Ganz bestimmt. Leider bin ich allergisch gegen alles mit Fell, sonst hätte ich sicher eine Katze. Man fühlt sich bestimmt weniger allein, wenn man ein schnurrendes Wesen um sich hat, während man lange einsame Stunden auf die Tastatur einhämmert.

Wie sieht dein Alltag aus?

Unspektakulär, siehe oben. Ich gehe ins Büro und schreibe. Und dazu brauche ich Ruhe.
Sehr viel spannender sind natürlich die Recherchereisen.

Nenn uns dein Lieblingsreiseziel!

Und welche Ecke dieses Erdballs möchtest du unbedingt einmal

kennenlernen?

Ich hatte ja das ganz große Glück für meine letzten drei Diana-Bücher zusammen mit meinem Mann Recherchereisen nach Namibia, Madagaskar, Samoa und San Francisco machen zu können. Dabei habe ich Neuseeland leider nur von oben gesehen und dort möchte ich unbedingt noch hin. Und es würde mir sehr gefallen allerdings diesmal ohne Rechercheaufgaben die Wüste Namibias zu besuchen.






Dein Lieblingsgericht?

Eins mit vielen Kalorien ;-)) Das wechselt so wie mein Lesestoff, meist ist es aber etwas Italienisches.

Welche Jahreszeit ist deine?

Ganz klar der Sommer. 

Hast du Wünsche für die Zukunft? Welche?

Wünsche und Pläne sind gut, und man muss auch welche machen,  aber dann passiert es ja doch oft anders als man denkt, oder mit Karl Valentin: „Früher war die Zukunft auch besser.“

Wenn es irgendwie machbar wäre, würdest du auch mal nach

Hagen kommen und Gast sein bei einer meiner

Wohnzimmerlesungen?

Sehr gern, Lesungen in einem eher privaten Rahmen ermöglichen einen viel intensiveren Austausch mit den Leserinnen, das finde ich interessant.

Wie würdest du dich in einem Satz selbst beschreiben?

Da möchte ich gern ein Gedicht des von sehr mir verehrten Dichter Jaques Prévert zitieren: „Je suis comme je suis...“




Liebe Beatrix, herzlichen Dank für dieses wunderbare Interview!

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