Dienstag, 31. März 2015

Das Autoren-Interview-Spezial! - Das Interview zum Buch mit Doris Strobl

Liebe Lesezeit-Leserinnen und -Leser,
 
erst kürzlich habe ich den neuen Roman von Doris Strobl gelesen: "Das Wunder von Frauenchiemsee".
Das Buch hat mich so fasziniert, dass ich Doris gefragt habe,
ob sie mir einige spezielle Fragen zum Buch beantworten würde. Sie hat ja gesagt und das Interview könnt Ihr jetzt lesen. Viel Spaß dabei!
 
 
 
 

Was hat dich veranlasst, ausgerechnet über das Kloster Frauenwörth, über die selige Irmengard und über die Äbtissin Tuta zu schreiben? Wie ist deren Geschichte zu dir gekommen?

Ich fahre einmal im Jahr alleine auf die Fraueninsel. Das ist ein unglaublicher Kraftort für mich. Eines Abends saß ich auf einer Bank am See und bestaunte ehrfürchtig den grandiosen Sonnenuntergang. Urplötzlich kam mir der Gedanke – einen Roman zu schreiben über die erste Graböffnung der seligen Irmengard.  Gleichzeitig zweifelte ich, ob dieses Vorhaben gelingen würde. Am anderen Morgen ging ich ins Münster. Eine Nonne führte dort gerade eine Pilgergruppe durch das Gotteshaus. Ich trat hinzu und lauschte ihren Ausführungen. Wir kamen an die ehemalige, ursprüngliche Grabstätte der Seligen, da sagte eine Frau aus dieser Gruppe: „Schade, dass es über die selige Irmengard noch keinen Roman gibt. Damit sollte sich mal jemand beschäftigen.“ Als mir am Nachmittag des gleichen Tages die Idee für die Rahmenhandlung einfiel, begann ich sofort zu schreiben.




Wie lange musstest du für den Roman recherchieren?

Sechs Monate. Ich beschäftigte mich intensiv mit der Geschichte der Klöster Frauenwörth und Seeon, sowie den Ordensregeln. Auch die tragische Geschichte der Langobardenkönige interessierte mich sehr. Außerdem gab es sehr viele Informationen über den Bayerischen Herzog Heinrich II und seine Frau Kunigunde zu verarbeiten.




Du bist sicherlich vor Ort gewesen. Durftest du das Kloster besichtigen? Konntest du mit den heute dort lebenden Nonnen sprechen?

Ja, ich habe mit einigen Nonnen gesprochen. Das Kloster ist ein Seminarhaus und für Gäste zugänglich, die Kurse gebucht haben. Ich konnte einiges anschauen, natürlich nicht den geschützten Klausurbereich der Klosterfrauen. Als hilfreichen Schlüsselmoment empfand ich die Besichtigung der „Torhalle“. Sie wurde 782 gebaut. Dort kann man eine alte Kapelle mit Wandfresken sehen.

Im Buch lesen wir viel von den Regeln des Benedikt von Nursia. Insgesamt handelt es sich hier um 73 Kapitel. Sie beinhalten allgemeine Grundsätze geistlicher Lehre und zugleich konkrete Anweisungen zur Gestaltung des Gemeinschaftslebens. Hast du all diese Regeln gelesen? Wenn ja, waren sie nützlich, um den Roman zu schreiben?

Ich habe alle Regeln gelesen und sie dann in eine „ältere“ Sprache umgewandelt. Sie gelten bis zum heutigen Tag. Sie waren – und sind - elementar für das Zusammenleben der Ordensgemeinschaft. Aber zuerst entstanden die Roman-Szenen, dann kamen die passenden Regeln dazu.




Was ist so faszinierend an der Seligen Irmengard?

Man weiß fast nichts über ihr Leben und Wirken, aber sie wird seit fast 1200 Jahren verehrt und geriet nie in Vergessenheit. Auch heute wenden sich viele Menschen mit Fürbitten an sie und ich kenne einige (mich eingeschlossen) denen geholfen wurde.

Über die Äbtissin Tuta ist so gut wie gar nichts bekannt. Ihr Name ist jedoch für immer auf dem Bleitäfelchen erhalten, das nach der Graböffnung zu Zeiten Heinrichs II beigelegt wurde. Die Geschichte, die du Tuta und Gerhard von Seeon angedacht hast (ich möchte hier nicht verraten, um was es sich handelt), hat mich sehr berührt. Es könnte sich tatsächlich so zugetragen haben. Hat dich das Täfelchen mit Tutas Namen dazu inspiriert?

Ich habe das Täfelchen in der „Torhalle“ besichtigt und die Inschrift gelesen. Unmittelbar danach kam mir die Idee mehr von Gerhard und Tuta zu erzählen.  Es hat mich fasziniert, dass Äbtissin Tuta erwähnt ist,  aber bisher keine weiteren Informationen über sie vorliegen. Es gibt im Kloster einen „Äbtissinnengang“, dort sind alle Äbtissinnen des Kloster Frauenwörth aufgeführt. Tutas Name ist nicht genannt. 1803 wurde die Abtei im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Bücher des Klosters wurden als Altpapier verkauft. Ob dadurch auch das Wissen über Äbtissin Tuta verlorenging?




Deine Figuren im Roman sind so lebendig. Beim Lesen kam ich mir wie ein stiller Beobachter vor. Es war, als wäre ich vor Ort gewesen. Welche der Hauptfiguren ist dir die liebste und welche hat dir die meisten Kopfschmerzen bereitet?

Am liebsten mag ich Tuta. Sie ist eine starke Persönlichkeit, auch in Zeiten der Schwäche. Ihr souveränes Handeln hat mir gefallen. Die Figur des Azo gestaltete sich schwierig. Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch, auch wenn er grob und hartherzig erscheint, eine gute Seite in sich trägt. Azo de Casale musste sich langsam entwickeln, ohne dabei zu viel Klischee zu bedienen. Ich habe die Szenen einige Male umgeschrieben, bis sie mir stimmig erschienen.

Nach Beenden des Romans verspüre ich nun den starken Wunsch, selbst einmal auf die Insel im Chiemsee zu reisen. Ich möchte mir die Klosteranlage ansehen und auf den Spuren von Irmengard und Tuta wandeln. So wird es mit Sicherheit nicht nur mir ergehen. Was denkst du, wenn Leser dir über so eine Reaktion berichten?

Vielleicht lag das in der Absicht der seligen Irmengard, als sie die Romanidee in meinen Kopf setzte? Ich freue mich, wenn meine Geschichte die Sehnsucht nach Frauenchiemsee erweckt. Am Abend und am frühen Morgen, außerhalb der Zeiten für die Tagestouristen – wird sich niemand der außergewöhnlichen Magie dieses Ortes entziehen können.



(c) sämtlicher Fotos liegen bei der Autorin


Liebe Doris, herzlichen Dank für das Spezial-Interview!
Deine Antworten haben mich noch mehr in dem Wunsch bestärkt, selbst einmal zum Kloster zu fahren!
 
Wenn Ihr noch mehr über die Autorin erfahren möchtet, dann schaut doch mal hier:
 
 

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